Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Da kam ein röm'scher Rittersmann, Der ritt keck an die Burg hinan, Es blitzt sein Helm gar mannigfach, Der schöne Ritter also sprach: "Jungfrau, komm in die Arme mein! Sollst Deines Siegers Herrin seyn. Will bau'n Dir einen Pallast schön, In prächt'gen Kleidern sollst Du gehn. Es thun Dein' Augen mir Gewalt, Kann nicht mehr fort aus diesem Wald, Aus wilder Flammen Spiel und Graus Trag' ich mir meine Braut nach Haus!" Der Ritter ließ sein weißes Roß, Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß, Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand, Zu holen das Fräulein von der Wand. Das Fräulein stieß die Knecht' hinab, Den Liebsten auch ins heiße Grab, Sie selbst dann in die Flamme sprang, Ueber ihnen die Burg zusammen sank. Auf dem Schwedenberge. Da hoben bunt und bunter
Sich Zelte in die Luft, Und Fähnlein wehten munter Herunter von der Kluft. Da kam ein roͤm'ſcher Rittersmann, Der ritt keck an die Burg hinan, Es blitzt ſein Helm gar mannigfach, Der ſchoͤne Ritter alſo ſprach: „Jungfrau, komm in die Arme mein! Sollſt Deines Siegers Herrin ſeyn. Will bau'n Dir einen Pallaſt ſchoͤn, In praͤcht'gen Kleidern ſollſt Du gehn. Es thun Dein' Augen mir Gewalt, Kann nicht mehr fort aus dieſem Wald, Aus wilder Flammen Spiel und Graus Trag' ich mir meine Braut nach Haus!“ Der Ritter ließ ſein weißes Roß, Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß, Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand, Zu holen das Fraͤulein von der Wand. Das Fraͤulein ſtieß die Knecht' hinab, Den Liebſten auch ins heiße Grab, Sie ſelbſt dann in die Flamme ſprang, Ueber ihnen die Burg zuſammen ſank. Auf dem Schwedenberge. Da hoben bunt und bunter
Sich Zelte in die Luft, Und Faͤhnlein wehten munter Herunter von der Kluft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0266" n="256"/> <lg n="3"> <l>Da kam ein roͤm'ſcher Rittersmann,</l><lb/> <l>Der ritt keck an die Burg hinan,</l><lb/> <l>Es blitzt ſein Helm gar mannigfach,</l><lb/> <l>Der ſchoͤne Ritter alſo ſprach:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Jungfrau, komm in die Arme mein!</l><lb/> <l>Sollſt Deines Siegers Herrin ſeyn.</l><lb/> <l>Will bau'n Dir einen Pallaſt ſchoͤn,</l><lb/> <l>In praͤcht'gen Kleidern ſollſt Du gehn.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Es thun Dein' Augen mir Gewalt,</l><lb/> <l>Kann nicht mehr fort aus dieſem Wald,</l><lb/> <l>Aus wilder Flammen Spiel und Graus</l><lb/> <l>Trag' ich mir meine Braut nach Haus!“</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Der Ritter ließ ſein weißes Roß,</l><lb/> <l>Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß,</l><lb/> <l>Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand,</l><lb/> <l>Zu holen das Fraͤulein von der Wand.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Das Fraͤulein ſtieß die Knecht' hinab,</l><lb/> <l>Den Liebſten auch ins heiße Grab,</l><lb/> <l>Sie ſelbſt dann in die Flamme ſprang,</l><lb/> <l>Ueber ihnen die Burg zuſammen ſank.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Auf dem Schwedenberge</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>a hoben bunt und bunter</l><lb/> <l>Sich Zelte in die Luft,</l><lb/> <l>Und Faͤhnlein wehten munter</l><lb/> <l>Herunter von der Kluft.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0266]
Da kam ein roͤm'ſcher Rittersmann,
Der ritt keck an die Burg hinan,
Es blitzt ſein Helm gar mannigfach,
Der ſchoͤne Ritter alſo ſprach:
„Jungfrau, komm in die Arme mein!
Sollſt Deines Siegers Herrin ſeyn.
Will bau'n Dir einen Pallaſt ſchoͤn,
In praͤcht'gen Kleidern ſollſt Du gehn.
Es thun Dein' Augen mir Gewalt,
Kann nicht mehr fort aus dieſem Wald,
Aus wilder Flammen Spiel und Graus
Trag' ich mir meine Braut nach Haus!“
Der Ritter ließ ſein weißes Roß,
Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß,
Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand,
Zu holen das Fraͤulein von der Wand.
Das Fraͤulein ſtieß die Knecht' hinab,
Den Liebſten auch ins heiße Grab,
Sie ſelbſt dann in die Flamme ſprang,
Ueber ihnen die Burg zuſammen ſank.
Auf dem Schwedenberge.
Da hoben bunt und bunter
Sich Zelte in die Luft,
Und Faͤhnlein wehten munter
Herunter von der Kluft.
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