Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Kreise, und sahen mir neugierig ins Gesicht und auf Wie der erste Schleifer vorbei war, konnte ich erst Kreiſe, und ſahen mir neugierig ins Geſicht und auf Wie der erſte Schleifer vorbei war, konnte ich erſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0051" n="41"/> Kreiſe, und ſahen mir neugierig ins Geſicht und auf<lb/> die Finger, wie ich ſo fix damit handthierte.</p><lb/> <p>Wie der erſte Schleifer vorbei war, konnte ich erſt<lb/> recht ſehen, wie eine gute Muſik in die Gliedmaßen<lb/> faͤhrt. Die Bauerburſchen, die ſich vorher, die Pfeifen<lb/> im Munde, auf den Baͤnken reckten und die ſteifen<lb/> Beine von ſich ſtreckten, waren nun auf einmal wie<lb/> umgetauſcht, ließen ihre bunten Schnupftuͤcher vorn<lb/> am Knopfloch lang herunter haͤngen und kapriolten ſo<lb/> artig um die Maͤdchen herum, daß es eine rechte Luſt<lb/> anzuſchauen war. Einer von ihnen, der ſich ſchon fuͤr<lb/> was Rechtes hielt, haſpelte lange in ſeiner Weſtenta¬<lb/> ſche, damit es die andern ſehen ſollten, und brachte<lb/> endlich ein kleines Silberſtuͤck heraus, das er mir in<lb/> die Hand druͤcken wollte. Mich aͤrgerte das, wenn ich<lb/> gleich dazumal kein Geld in der Taſche hatte. Ich<lb/> ſagte ihm, er ſollte nur ſeine Pfennige behalten, ich<lb/> ſpielte nur ſo aus Freude, weil ich wieder bei Menſchen<lb/> waͤre. Bald darauf aber kam ein ſchmuckes Maͤdchen<lb/> mit einer großen Stampe Wein zu mir. „Muſikanten<lb/> trinken gern,“ ſagte ſie, und lachte mich freundlich an,<lb/> und ihre perlweißen Zaͤhne ſchimmerten recht ſcharmant<lb/> zwiſchen den rothen Lippen hindurch, ſo daß ich ſie<lb/> wohl haͤtte darauf kuͤſſen moͤgen. Sie tunkte ihr<lb/> Schnaͤbelchen in den Wein, wobei ihre Augen uͤber das<lb/> Glas weg auf mich heruͤber funkelten, und reichte mir<lb/> darauf die Stampe hin. Da trank ich das Glas bis<lb/> auf den Grund aus, und ſpielte dann wieder von<lb/> Friſchem, daß ſich alles luſtig um mich herumdrehte.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
Kreiſe, und ſahen mir neugierig ins Geſicht und auf
die Finger, wie ich ſo fix damit handthierte.
Wie der erſte Schleifer vorbei war, konnte ich erſt
recht ſehen, wie eine gute Muſik in die Gliedmaßen
faͤhrt. Die Bauerburſchen, die ſich vorher, die Pfeifen
im Munde, auf den Baͤnken reckten und die ſteifen
Beine von ſich ſtreckten, waren nun auf einmal wie
umgetauſcht, ließen ihre bunten Schnupftuͤcher vorn
am Knopfloch lang herunter haͤngen und kapriolten ſo
artig um die Maͤdchen herum, daß es eine rechte Luſt
anzuſchauen war. Einer von ihnen, der ſich ſchon fuͤr
was Rechtes hielt, haſpelte lange in ſeiner Weſtenta¬
ſche, damit es die andern ſehen ſollten, und brachte
endlich ein kleines Silberſtuͤck heraus, das er mir in
die Hand druͤcken wollte. Mich aͤrgerte das, wenn ich
gleich dazumal kein Geld in der Taſche hatte. Ich
ſagte ihm, er ſollte nur ſeine Pfennige behalten, ich
ſpielte nur ſo aus Freude, weil ich wieder bei Menſchen
waͤre. Bald darauf aber kam ein ſchmuckes Maͤdchen
mit einer großen Stampe Wein zu mir. „Muſikanten
trinken gern,“ ſagte ſie, und lachte mich freundlich an,
und ihre perlweißen Zaͤhne ſchimmerten recht ſcharmant
zwiſchen den rothen Lippen hindurch, ſo daß ich ſie
wohl haͤtte darauf kuͤſſen moͤgen. Sie tunkte ihr
Schnaͤbelchen in den Wein, wobei ihre Augen uͤber das
Glas weg auf mich heruͤber funkelten, und reichte mir
darauf die Stampe hin. Da trank ich das Glas bis
auf den Grund aus, und ſpielte dann wieder von
Friſchem, daß ſich alles luſtig um mich herumdrehte.
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