Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Das dritte Capittel.
Von hoher Einbildung und Hochmuth
der Allamodischen Artzney-Affen.

WAnn es zu Zeiten unseren Artzney-
Affen gerathet, wie jenem Blin-
den, der ein Huff-Eisen in illo
tempore
gefunden, daß ihre ge-
gebene Mittel dem Krancken ge-
dienet, da werden sie sich schon stellen, als wann
sie mit lauter Hippocratischer Wissenschafft,
wie ein Sau-Blatter mit Lufft wäre auffge-
blasen: sie werden die Erd mit einer Spani-
schen Grandeza betreten, als wann sie nicht ihre
Mutter wäre, ja öfftermahls mit ihrem eigenen
Schatten eyffern, wann er nicht will hinter ihnen
nachgehen; da heißt es wohl recht: nos poma
natamus.
Da bilden sie ihnen kräfftiglich ein,
sie allein seyn, die was verstehen, und sonsten
Niemand; solche Artzney-Affen kommen mir
natürlich für, wie die Mohren; diese lappische
Leuthe seyn auch der Meynung, daß sie die aller-
schönsten Menschen seyn auf dem gantzen Erd-
boden, dahero achten sie die weissen Leiber für
Mißgeburthen, mahlen auch den Teufel weiß,
weil es sich nicht geziemet, daß eine so wilde und
teuflische Creatur sich der Schwärtze bedienen

solte,
Das dritte Capittel.
Von hoher Einbildung und Hochmuth
der Allamodiſchen Artzney-Affen.

WAnn es zu Zeiten unſeren Artzney-
Affen gerathet, wie jenem Blin-
den, der ein Huff-Eiſen in illo
tempore
gefunden, daß ihre ge-
gebene Mittel dem Krancken ge-
dienet, da werden ſie ſich ſchon ſtellen, als wann
ſie mit lauter Hippocratiſcher Wiſſenſchafft,
wie ein Sau-Blatter mit Lufft waͤre auffge-
blaſen: ſie werden die Erd mit einer Spani-
ſchen Grandeza betreten, als wann ſie nicht ihre
Mutter waͤre, ja oͤfftermahls mit ihrem eigenen
Schatten eyffern, wañ er nicht will hinter ihnen
nachgehen; da heißt es wohl recht: nos poma
natamus.
Da bilden ſie ihnen kraͤfftiglich ein,
ſie allein ſeyn, die was verſtehen, und ſonſten
Niemand; ſolche Artzney-Affen kommen mir
natuͤrlich fuͤr, wie die Mohren; dieſe lappiſche
Leuthe ſeyn auch der Meynung, daß ſie die aller-
ſchoͤnſten Menſchen ſeyn auf dem gantzen Erd-
boden, dahero achten ſie die weiſſen Leiber fuͤr
Mißgeburthen, mahlen auch den Teufel weiß,
weil es ſich nicht geziemet, daß eine ſo wilde und
teufliſche Creatur ſich der Schwaͤrtze bedienen

ſolte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <pb facs="#f1005" n="989"/>
            <div n="2">
              <head><hi rendition="#b">Das dritte Capittel.</hi><lb/>
Von hoher Einbildung und Hochmuth<lb/>
der Allamodi&#x017F;chen Artzney-Affen.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">W</hi>Ann es zu Zeiten un&#x017F;eren Artzney-<lb/>
Affen gerathet, wie jenem Blin-<lb/>
den, der ein Huff-Ei&#x017F;en <hi rendition="#aq">in illo<lb/>
tempore</hi> gefunden, daß ihre ge-<lb/>
gebene Mittel dem Krancken ge-<lb/>
dienet, da werden &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chon &#x017F;tellen, als wann<lb/>
&#x017F;ie mit lauter <hi rendition="#aq">Hippocrati</hi>&#x017F;cher Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft,<lb/>
wie ein Sau-Blatter mit Lufft wa&#x0364;re auffge-<lb/>
bla&#x017F;en: &#x017F;ie werden die Erd mit einer Spani-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Grandeza</hi> betreten, als wann &#x017F;ie nicht ihre<lb/>
Mutter wa&#x0364;re, ja o&#x0364;fftermahls mit ihrem eigenen<lb/>
Schatten eyffern, wan&#x0303; er nicht will hinter ihnen<lb/>
nachgehen; da heißt es wohl recht: <hi rendition="#aq">nos poma<lb/>
natamus.</hi> Da bilden &#x017F;ie ihnen kra&#x0364;fftiglich ein,<lb/>
&#x017F;ie allein &#x017F;eyn, die was ver&#x017F;tehen, und &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
Niemand; &#x017F;olche Artzney-Affen kommen mir<lb/>
natu&#x0364;rlich fu&#x0364;r, wie die Mohren; die&#x017F;e lappi&#x017F;che<lb/>
Leuthe &#x017F;eyn auch der Meynung, daß &#x017F;ie die aller-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Men&#x017F;chen &#x017F;eyn auf dem gantzen Erd-<lb/>
boden, dahero achten &#x017F;ie die wei&#x017F;&#x017F;en Leiber fu&#x0364;r<lb/>
Mißgeburthen, mahlen auch den Teufel weiß,<lb/>
weil es &#x017F;ich nicht geziemet, daß eine &#x017F;o wilde und<lb/>
teufli&#x017F;che Creatur &#x017F;ich der Schwa&#x0364;rtze bedienen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olte,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[989/1005] Das dritte Capittel. Von hoher Einbildung und Hochmuth der Allamodiſchen Artzney-Affen. WAnn es zu Zeiten unſeren Artzney- Affen gerathet, wie jenem Blin- den, der ein Huff-Eiſen in illo tempore gefunden, daß ihre ge- gebene Mittel dem Krancken ge- dienet, da werden ſie ſich ſchon ſtellen, als wann ſie mit lauter Hippocratiſcher Wiſſenſchafft, wie ein Sau-Blatter mit Lufft waͤre auffge- blaſen: ſie werden die Erd mit einer Spani- ſchen Grandeza betreten, als wann ſie nicht ihre Mutter waͤre, ja oͤfftermahls mit ihrem eigenen Schatten eyffern, wañ er nicht will hinter ihnen nachgehen; da heißt es wohl recht: nos poma natamus. Da bilden ſie ihnen kraͤfftiglich ein, ſie allein ſeyn, die was verſtehen, und ſonſten Niemand; ſolche Artzney-Affen kommen mir natuͤrlich fuͤr, wie die Mohren; dieſe lappiſche Leuthe ſeyn auch der Meynung, daß ſie die aller- ſchoͤnſten Menſchen ſeyn auf dem gantzen Erd- boden, dahero achten ſie die weiſſen Leiber fuͤr Mißgeburthen, mahlen auch den Teufel weiß, weil es ſich nicht geziemet, daß eine ſo wilde und teufliſche Creatur ſich der Schwaͤrtze bedienen ſolte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1005
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1005>, abgerufen am 22.11.2024.