brauchen, da wird allererst der Patient auch in diebus criticis mit allerhand Pillen, Träncklein, Clystiren und dergleichen Sachen dergestalten oben und unten attaquirt, daß die Seel bey ei- ner so harten Belägerung schon gedencket die Vestung mit Accord zu übergeben; Mit ei- nem Wort, es wird je länger je schlechter, der Patient liegt schon in den letzten Zügen, da laufft und rennt man umb die Doctor, da heist es, O mein gantz guldener Herr Doctor! Ach helfft, helfft! O ihr Oehsellentz lassen den Kran- cken ihnen befohlen seyn, es mag kosten was es immer will, ich will mich fleißig einstellen, ja sie wiederholen solches so offt, daß auch der Stall Augiae zu solchem Einstellen würde zu klein seyn; was will aber der Medicus allhier thuen, der Anfang der Kranckheiten ist versaumbt, die Täge, wo man hätte können rechtschaffene Mit- tel brauchen, seyn schon verflossen, alle Kräfften seyn hin, die Seel sitzet schon auf der Zungen, nichts strackes ist mehr zu wagen, die gantze Cur bestehet endlich in diesem, daß man die Alkermes-Büchsen hernimmt, und daran die Patienten, als wie die Gaisen am Saltz lecken läßt; oder man verschreibet das Perl-Wasser, der ausreissenden Seelen darmit einen Arrest anzutragen; Aber alles umbsonst und zu spat, es gehet solchen Patienten, wie den thörichten
Jung-
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brauchen, da wird allererſt der Patient auch in diebus criticis mit alleꝛhand Pillen, Tꝛaͤncklein, Clyſtiren und dergleichen Sachen dergeſtalten oben und unten attaquirt, daß die Seel bey ei- ner ſo harten Belaͤgerung ſchon gedencket die Veſtung mit Accord zu uͤbergeben; Mit ei- nem Wort, es wird je laͤnger je ſchlechter, der Patient liegt ſchon in den letzten Zuͤgen, da laufft und rennt man umb die Doctor, da heiſt es, O mein gantz guldener Herr Doctor! Ach helfft, helfft! O ihr Oehſellentz laſſen den Kran- cken ihnen befohlen ſeyn, es mag koſten was es immer will, ich will mich fleißig einſtellen, ja ſie wiederholen ſolches ſo offt, daß auch der Stall Augiæ zu ſolchem Einſtellen wuͤrde zu klein ſeyn; was will aber der Medicus allhier thuen, der Anfang der Kranckheiten iſt verſaumbt, die Taͤge, wo man haͤtte koͤñen rechtſchaffene Mit- tel brauchen, ſeyn ſchon verfloſſen, alle Kraͤfften ſeyn hin, die Seel ſitzet ſchon auf der Zungen, nichts ſtrackes iſt mehr zu wagen, die gantze Cur beſtehet endlich in dieſem, daß man die Alkermes-Buͤchſen hernimmt, und daran die Patienten, als wie die Gaiſen am Saltz lecken laͤßt; oder man verſchreibet das Perl-Waſſer, der ausreiſſenden Seelen darmit einen Arreſt anzutragen; Aber alles umbſonſt und zu ſpat, es gehet ſolchen Patienten, wie den thoͤrichten
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brauchen, da wird allererſt der Patient auch in
diebus criticis mit alleꝛhand Pillen, Tꝛaͤncklein,
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oben und unten attaquirt, daß die Seel bey ei-
ner ſo harten Belaͤgerung ſchon gedencket die
Veſtung mit Accord zu uͤbergeben; Mit ei-
nem Wort, es wird je laͤnger je ſchlechter, der
Patient liegt ſchon in den letzten Zuͤgen, da
laufft und rennt man umb die Doctor, da heiſt
es, O mein gantz guldener Herr Doctor! Ach
helfft, helfft! O ihr Oehſellentz laſſen den Kran-
cken ihnen befohlen ſeyn, es mag koſten was es
immer will, ich will mich fleißig einſtellen, ja ſie
wiederholen ſolches ſo offt, daß auch der Stall
Augiæ zu ſolchem Einſtellen wuͤrde zu klein
ſeyn; was will aber der Medicus allhier thuen,
der Anfang der Kranckheiten iſt verſaumbt, die
Taͤge, wo man haͤtte koͤñen rechtſchaffene Mit-
tel brauchen, ſeyn ſchon verfloſſen, alle Kraͤfften
ſeyn hin, die Seel ſitzet ſchon auf der Zungen,
nichts ſtrackes iſt mehr zu wagen, die gantze
Cur beſtehet endlich in dieſem, daß man die
Alkermes-Buͤchſen hernimmt, und daran die
Patienten, als wie die Gaiſen am Saltz lecken
laͤßt; oder man verſchreibet das Perl-Waſſer,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1043>, abgerufen am 22.11.2024.
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