Frauen, welche die teutschen Artzney-Bücher, wie die Maden den Käß schon vielmahl durch- krochen, wann nun diese Ehr-bedürfftige und vermeynte Doctorinnen ihren Verstand zusam- men suchen, so werden fie im Gabelkofer einen Umbschlag von Alaun, Eyerklar, Saffran und dergleichen recommendiren: Jm Wirsung finden sie auch ein köstliches Hertz-Pulver, so aus Gold-Myrren, Cardobenedict und einem Goldblätel gemacht wird, diese und dergleichen Sachen werden dem Patienten mit gröster Vertröstung der Gesundheit eingegeben, allein es ist Johannes in eodem, und möchte Matthaei am letzten werden. Man gehet weiter nach etlichen Tagen umb Bader und Barbier, diese als ihrer Profession wohl ingedenck, vergessen auch nicht das Aderlassen und Schröpffen, er- öffnen auch gemeiniglich anfangs die Ader un- ter der Zungen, weil der Kopff sehr erhitzet ist, der Zustand will aber gleichwohl nicht nachlas- sen; die Apothecker werden auch darzu beruf- fen, welche ihre Kunst mit Purgieren und Cly- stiren, gleich wie die Bader mit Schröpffen und Aderlassen ebenfalls an Tag geben; Es heißt, man muß die Kranckheit wie die Brenn- Nessel tractiren, greifft man sie lind an, so wer- den die Feuchtigkeiten nur auffgeriglet, aber nicht ausgeführet, man muß stärckere Sachen
brau-
Frauen, welche die teutſchen Artzney-Buͤcher, wie die Maden den Kaͤß ſchon vielmahl durch- krochen, wann nun dieſe Ehr-beduͤrfftige und vermeynte Doctorinnen ihren Verſtand zuſam- men ſuchen, ſo werden fie im Gabelkofer einen Umbſchlag von Alaun, Eyerklar, Saffran und dergleichen recommendiren: Jm Wirſung finden ſie auch ein koͤſtliches Hertz-Pulver, ſo aus Gold-Myrren, Cardobenedict und einem Goldblaͤtel gemacht wird, dieſe und dergleichen Sachen werden dem Patienten mit groͤſter Vertroͤſtung der Geſundheit eingegeben, allein es iſt Johannes in eodem, und moͤchte Matthæi am letzten werden. Man gehet weiter nach etlichen Tagen umb Bader und Barbier, dieſe als ihrer Profesſion wohl ingedenck, vergeſſen auch nicht das Aderlaſſen und Schroͤpffen, er- oͤffnen auch gemeiniglich anfangs die Ader un- ter der Zungen, weil der Kopff ſehr erhitzet iſt, der Zuſtand will aber gleichwohl nicht nachlaſ- ſen; die Apothecker werden auch darzu beruf- fen, welche ihre Kunſt mit Purgieren und Cly- ſtiren, gleich wie die Bader mit Schroͤpffen und Aderlaſſen ebenfalls an Tag geben; Es heißt, man muß die Kranckheit wie die Brenn- Neſſel tractiren, greifft man ſie lind an, ſo wer- den die Feuchtigkeiten nur auffgeriglet, aber nicht ausgefuͤhret, man muß ſtaͤrckere Sachen
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Frauen, welche die teutſchen Artzney-Buͤcher,
wie die Maden den Kaͤß ſchon vielmahl durch-
krochen, wann nun dieſe Ehr-beduͤrfftige und
vermeynte Doctorinnen ihren Verſtand zuſam-
men ſuchen, ſo werden fie im Gabelkofer einen
Umbſchlag von Alaun, Eyerklar, Saffran und
dergleichen recommendiren: Jm Wirſung
finden ſie auch ein koͤſtliches Hertz-Pulver, ſo
aus Gold-Myrren, Cardobenedict und einem
Goldblaͤtel gemacht wird, dieſe und dergleichen
Sachen werden dem Patienten mit groͤſter
Vertroͤſtung der Geſundheit eingegeben, allein
es iſt Johannes in eodem, und moͤchte Matthæi
am letzten werden. Man gehet weiter nach
etlichen Tagen umb Bader und Barbier, dieſe
als ihrer Profesſion wohl ingedenck, vergeſſen
auch nicht das Aderlaſſen und Schroͤpffen, er-
oͤffnen auch gemeiniglich anfangs die Ader un-
ter der Zungen, weil der Kopff ſehr erhitzet iſt,
der Zuſtand will aber gleichwohl nicht nachlaſ-
ſen; die Apothecker werden auch darzu beruf-
fen, welche ihre Kunſt mit Purgieren und Cly-
ſtiren, gleich wie die Bader mit Schroͤpffen
und Aderlaſſen ebenfalls an Tag geben; Es
heißt, man muß die Kranckheit wie die Brenn-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1042>, abgerufen am 22.11.2024.
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