Güsse die gantze Substantz menschlicher Con- stitution, des Abends eine oder ein paar Stunden vor der Mahlzeit, macht er einen guten Appetit zum Essen, wie auch eine Stunde nach dein Essen, ehe man zu Bette gehet mit wenigen geraucht, wird der Con- coction mit Hinwegnehmung des zähen Schleims gute Beyhülffe thun, und zugleich einen sanfften Schlaff verursachen. Die lieb-wertheste Edelmuth wolte wissen/ ob man denn den Taback mit nichts temperiren könne, daß er denen Leuthen nicht so aus dem Halse stäncke, oder wann ihn ja jemand schmauchte, derselbe den Gestanck mit Hinle- gung der Pfeiffe zugleich mit ablegte? Was das erste belanget, hoch-geneigteste Frau, ant- wortete Thierhold: Da werden zuweiln al- lerhand wohl-riechende Species mit unterge- mischt, oder aber in den Taback-Spinnen zu- gleich mit eingemacht, andere feuchten ihn mit gewissen Olitäten an, ich aber halte von allen nichts, der Taback-Rauch gehet doch denen andern vor, man lasse schon ein jedes bey seiner Arth und Eigenschafft. Die so nun den Ta- back schmauchen und den Geruch dämpffen wollen, spielen erstlich den Gaumen mit Was- ser aus, essen darauff einen Borßdorffer oder in Ermangelung dessen einen andern Apffel
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Guͤſſe die gantze Subſtantz menſchlicher Con- ſtitution, des Abends eine oder ein paar Stunden vor der Mahlzeit, macht er einen guten Appetit zum Eſſen, wie auch eine Stunde nach dein Eſſen, ehe man zu Bette gehet mit wenigen geraucht, wird der Con- coction mit Hinwegnehmung des zaͤhen Schleims gute Beyhuͤlffe thun, und zugleich einen ſanfften Schlaff verurſachen. Die lieb-wertheſte Edelmuth wolte wiſſen/ ob man denn den Taback mit nichts temperiren koͤnne, daß er denen Leuthen nicht ſo aus dem Halſe ſtaͤncke, oder wann ihn ja jemand ſchmauchte, derſelbe den Geſtanck mit Hinle- gung der Pfeiffe zugleich mit ablegte? Was das erſte belanget, hoch-geneigteſte Frau, ant- wortete Thierhold: Da werden zuweiln al- lerhand wohl-riechende Species mit unterge- miſcht, oder aber in den Taback-Spinnen zu- gleich mit eingemacht, andere feuchten ihn mit gewiſſen Olitaͤten an, ich aber halte von allen nichts, der Taback-Rauch gehet doch denen andern vor, man laſſe ſchon ein jedes bey ſeiner Arth und Eigenſchafft. Die ſo nun den Ta- back ſchmauchen und den Geruch daͤmpffen wollen, ſpielen erſtlich den Gaumen mit Waſ- ſer aus, eſſen darauff einen Borßdorffer oder in Ermangelung deſſen einen andern Apffel
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[92/0108]
Guͤſſe die gantze Subſtantz menſchlicher Con-
ſtitution, des Abends eine oder ein paar
Stunden vor der Mahlzeit, macht er einen
guten Appetit zum Eſſen, wie auch eine
Stunde nach dein Eſſen, ehe man zu Bette
gehet mit wenigen geraucht, wird der Con-
coction mit Hinwegnehmung des zaͤhen
Schleims gute Beyhuͤlffe thun, und zugleich
einen ſanfften Schlaff verurſachen. Die
lieb-wertheſte Edelmuth wolte wiſſen/ ob
man denn den Taback mit nichts temperiren
koͤnne, daß er denen Leuthen nicht ſo aus dem
Halſe ſtaͤncke, oder wann ihn ja jemand
ſchmauchte, derſelbe den Geſtanck mit Hinle-
gung der Pfeiffe zugleich mit ablegte? Was
das erſte belanget, hoch-geneigteſte Frau, ant-
wortete Thierhold: Da werden zuweiln al-
lerhand wohl-riechende Species mit unterge-
miſcht, oder aber in den Taback-Spinnen zu-
gleich mit eingemacht, andere feuchten ihn mit
gewiſſen Olitaͤten an, ich aber halte von allen
nichts, der Taback-Rauch gehet doch denen
andern vor, man laſſe ſchon ein jedes bey ſeiner
Arth und Eigenſchafft. Die ſo nun den Ta-
back ſchmauchen und den Geruch daͤmpffen
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/108>, abgerufen am 24.11.2024.
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