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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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trockner und Melancholischer Constitution
war, einsmahls geschach es, daß er nach dem
Gebrauch dieses Niesse-Pulvers 24. mahl
nacheinander geniesset, das 25te mahl aber
die Seele zugleich mit ausniessete, und todt
zur Erden fiel; nach der Section funde man
oberhalb des Gehirnes viel Blut, welches aus
denen zerrissenen Pulß-Aederlein gangen,
und die pia mater oder dünnes Hirn-Häut-
lein, war an zweyen Orthen gerissen. Es
schwächet auch in Ubermaß genommen, das
Gedächtniß, verstopffet der Lufft den freyen
Zugang zum Gehirne, taubet das Gehör
und machet Sausen und Klingen der Oh-
ren: Etliche haben durch unmäßigen Ge-
brauch ihre Augen uud Gesichte verderbet,
wie an vielen Jtaliänern und Spaniern, wel-
che Nation vor andern darinnen ihr meistes
Vergnügen suchen, zu sehen: Doch mag
meinetwegen ein jeder thun was ihme beliebet;
Jch verhoffe nun dem lieb-werthen Frauen-
zimmer, ihren Verlangen ein sattsames Gnü-
gen gethan zu haben. Ja, werthester Herr
Thierhold, sagte Eusebia, er hat uns sonder-
lich contentiret, ich würde gerne in etwas den
Geruch vertragen, wann meinen Liebsten da-
durch einiger massen könte gerathen werden.
Filinda fragte Thierholden: Ob denn auch

de-

trockner und Melancholiſcher Conſtitution
war, einsmahls geſchach es, daß er nach dem
Gebrauch dieſes Nieſſe-Pulvers 24. mahl
nacheinander genieſſet, das 25te mahl aber
die Seele zugleich mit ausnieſſete, und todt
zur Erden fiel; nach der Section funde man
oberhalb des Gehirnes viel Blut, welches aus
denen zerriſſenen Pulß-Aederlein gangen,
und die pia mater oder duͤnnes Hirn-Haͤut-
lein, war an zweyen Orthen geriſſen. Es
ſchwaͤchet auch in Ubermaß genommen, das
Gedaͤchtniß, verſtopffet der Lufft den freyen
Zugang zum Gehirne, taubet das Gehoͤr
und machet Sauſen und Klingen der Oh-
ren: Etliche haben durch unmaͤßigen Ge-
brauch ihre Augen uud Geſichte verderbet,
wie an vielen Jtaliaͤnern und Spaniern, wel-
che Nation vor andern darinnen ihr meiſtes
Vergnuͤgen ſuchen, zu ſehen: Doch mag
meinetwegen ein jeder thun was ihme beliebet;
Jch verhoffe nun dem lieb-werthen Frauen-
zimmer, ihren Verlangen ein ſattſames Gnuͤ-
gen gethan zu haben. Ja, wertheſter Herr
Thierhold, ſagte Euſebia, er hat uns ſonder-
lich contentiret, ich wuͤrde gerne in etwas den
Geruch vertragen, wann meinen Liebſten da-
durch einiger maſſen koͤnte gerathen werden.
Filinda fragte Thierholden: Ob denn auch

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[96/0112] trockner und Melancholiſcher Conſtitution war, einsmahls geſchach es, daß er nach dem Gebrauch dieſes Nieſſe-Pulvers 24. mahl nacheinander genieſſet, das 25te mahl aber die Seele zugleich mit ausnieſſete, und todt zur Erden fiel; nach der Section funde man oberhalb des Gehirnes viel Blut, welches aus denen zerriſſenen Pulß-Aederlein gangen, und die pia mater oder duͤnnes Hirn-Haͤut- lein, war an zweyen Orthen geriſſen. Es ſchwaͤchet auch in Ubermaß genommen, das Gedaͤchtniß, verſtopffet der Lufft den freyen Zugang zum Gehirne, taubet das Gehoͤr und machet Sauſen und Klingen der Oh- ren: Etliche haben durch unmaͤßigen Ge- brauch ihre Augen uud Geſichte verderbet, wie an vielen Jtaliaͤnern und Spaniern, wel- che Nation vor andern darinnen ihr meiſtes Vergnuͤgen ſuchen, zu ſehen: Doch mag meinetwegen ein jeder thun was ihme beliebet; Jch verhoffe nun dem lieb-werthen Frauen- zimmer, ihren Verlangen ein ſattſames Gnuͤ- gen gethan zu haben. Ja, wertheſter Herr Thierhold, ſagte Euſebia, er hat uns ſonder- lich contentiret, ich wuͤrde gerne in etwas den Geruch vertragen, wann meinen Liebſten da- durch einiger maſſen koͤnte gerathen werden. Filinda fragte Thierholden: Ob denn auch de-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/112>, abgerufen am 21.11.2024.