führen. Eckarth schertze nicht mit deinen Freunden, gab Ehrenfried zur Antwort. Warumb schertzen, replicirte Eckarth: Jch bin erst zwey und funffzig Jahr alt, mein Güthgen übergebe ich euer Obsicht, und eure beyde Söhne sollen meine Söhne und nach meinem Tode meine ächte Erben seyn, dann die Lust meine alte gute Cameraden und Freunde hin und her zu besuchen, reitzet mich selbsten mehr und mehr darzu an, zu dem so verlange ich von euch nicht allein kein Salari- um, sondern biethe auch noch meine wenige Baarschafft zu euer Söhne Reise an, ich wer- de so am längsten gelebet haben, mein Güth- gen trägt mir jährlich mein leidlich Auskom- men noch zu, und zudem wird euere Redlich- keit, wo nicht völlig, doch wenigstens in et- was auf euere Kinder geerbet seyn, kein Weib verlange ich auch nicht zu nehmen. O Freund! O Redlichkeit! rieff Mülard, nicht so aller- werthester Eckarth! sollen wir deinen Vor- trag annehmen, mit unsern Söhnen zu rei- sen, so laß aufs wenigste zu, dich nicht allein mit einen guten Salario zu versehen, sondern auch dich dergestalt zu recompensiren, daß wir als danckbahre Freunde, übernommener grosser und verdrießlicher Mühwaltung mög- ten erfunden werden. Stille! Stille! ver-
setz-
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fuͤhren. Eckarth ſchertze nicht mit deinen Freunden, gab Ehrenfried zur Antwort. Warumb ſchertzen, replicirte Eckarth: Jch bin erſt zwey und funffzig Jahr alt, mein Guͤthgen uͤbergebe ich euer Obſicht, und eure beyde Soͤhne ſollen meine Soͤhne und nach meinem Tode meine aͤchte Erben ſeyn, dann die Luſt meine alte gute Cameraden und Freunde hin und her zu beſuchen, reitzet mich ſelbſten mehr und mehr darzu an, zu dem ſo verlange ich von euch nicht allein kein Salari- um, ſondern biethe auch noch meine wenige Baarſchafft zu euer Soͤhne Reiſe an, ich wer- de ſo am laͤngſten gelebet haben, mein Guͤth- gen traͤgt mir jaͤhrlich mein leidlich Auskom- men noch zu, und zudem wird euere Redlich- keit, wo nicht voͤllig, doch wenigſtens in et- was auf euere Kinder geerbet ſeyn, kein Weib verlange ich auch nicht zu nehmen. O Freund! O Redlichkeit! rieff Muͤlard, nicht ſo aller- wertheſter Eckarth! ſollen wir deinen Vor- trag annehmen, mit unſern Soͤhnen zu rei- ſen, ſo laß aufs wenigſte zu, dich nicht allein mit einen guten Salario zu verſehen, ſondern auch dich dergeſtalt zu recompenſiren, daß wir als danckbahre Freunde, uͤbernommener groſſer und verdrießlicher Muͤhwaltung moͤg- ten erfunden werden. Stille! Stille! ver-
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fuͤhren. Eckarth ſchertze nicht mit deinen
Freunden, gab Ehrenfried zur Antwort.
Warumb ſchertzen, replicirte Eckarth: Jch
bin erſt zwey und funffzig Jahr alt, mein
Guͤthgen uͤbergebe ich euer Obſicht, und eure
beyde Soͤhne ſollen meine Soͤhne und nach
meinem Tode meine aͤchte Erben ſeyn, dann
die Luſt meine alte gute Cameraden und
Freunde hin und her zu beſuchen, reitzet mich
ſelbſten mehr und mehr darzu an, zu dem ſo
verlange ich von euch nicht allein kein Salari-
um, ſondern biethe auch noch meine wenige
Baarſchafft zu euer Soͤhne Reiſe an, ich wer-
de ſo am laͤngſten gelebet haben, mein Guͤth-
gen traͤgt mir jaͤhrlich mein leidlich Auskom-
men noch zu, und zudem wird euere Redlich-
keit, wo nicht voͤllig, doch wenigſtens in et-
was auf euere Kinder geerbet ſeyn, kein Weib
verlange ich auch nicht zu nehmen. O Freund!
O Redlichkeit! rieff Muͤlard, nicht ſo aller-
wertheſter Eckarth! ſollen wir deinen Vor-
trag annehmen, mit unſern Soͤhnen zu rei-
ſen, ſo laß aufs wenigſte zu, dich nicht allein
mit einen guten Salario zu verſehen, ſondern
auch dich dergeſtalt zu recompenſiren, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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