Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.tausendfachen Freuden Bezeugungen, Gott- hart seinem Vater vermeldete, daß er und Siegfried in Plissana vertrauete Gemein- schafft gehalten und einander als leibliche Brüder geliebet hätten, wie sie denn auch ein Jahrlang Stuben-Cameraden gewesen, und an einen Tisch gegangen wären. Die zwey Jungfern auch, ob sie gleich einander nie gese- hen hatten, umbfaßten sich als zwey leibliche Schwestern, die lange von einander gewesen wären, hielten sich auch von der Zeit an so zu- sammen, als wann sie in einen Kloster zu leben und zu sterben Gelübde gethan hätten, welches bey- den Vätern Ehrenfried u. Mülarden eine hertz- liche Freude war. Nach der Abend-Mahlzeit schickte Ehrenfried so fort einen reitenden Bo- then nach Paliro, und ließ den Commendanten Mülards Ankunfft zu wissen thun, und bey- neben an die hold-seeligste Edelmuth eine Eh- ren-schuldige Entpfehlung ablegen, mit Bit- te, ihm nicht zu verargen, daß er nebenst de- nen ankommenden Freunden Morgen geliebts GOtt zum Mittags-Mahl auf ein Gerichte gerne sehen ihre liebe Gäste seyn wolten. Nach- dem der Wirth denen Jungfern ein eigenes Zimmerlein mit aufgebetteten Betten ange- wiesen hatte, rauchte Mülard mit Ehrenfrie- den ein Pfeiffgen Taback, indessen sich die jun-
tauſendfachen Freuden Bezeugungen, Gott- hart ſeinem Vater vermeldete, daß er und Siegfried in Pliſſana vertrauete Gemein- ſchafft gehalten und einander als leibliche Bruͤder geliebet haͤtten, wie ſie denn auch ein Jahrlang Stuben-Cameraden geweſen, und an einen Tiſch gegangen waͤren. Die zwey Jungfern auch, ob ſie gleich einander nie geſe- hen hatten, umbfaßten ſich als zwey leibliche Schweſtern, die lange von einander geweſen waͤren, hielten ſich auch von der Zeit an ſo zu- ſam̃en, als wañ ſie in einen Kloſter zu leben und zu ſterben Geluͤbde gethan haͤtten, welches bey- den Vaͤtern Ehrenfried u. Muͤlarden eine hertz- liche Freude war. Nach der Abend-Mahlzeit ſchickte Ehrenfried ſo fort einen reitenden Bo- then nach Paliro, und ließ den Commendanten Muͤlards Ankunfft zu wiſſen thun, und bey- neben an die hold-ſeeligſte Edelmuth eine Eh- ren-ſchuldige Entpfehlung ablegen, mit Bit- te, ihm nicht zu verargen, daß er nebenſt de- nen ankommenden Freunden Morgen geliebts GOtt zum Mittags-Mahl auf ein Gerichte gerne ſehen ihre liebe Gaͤſte ſeyn wolten. Nach- dem der Wirth denen Jungfern ein eigenes Zimmerlein mit aufgebetteten Betten ange- wieſen hatte, rauchte Muͤlard mit Ehrenfrie- den ein Pfeiffgen Taback, indeſſen ſich die jun-
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tauſendfachen Freuden Bezeugungen, Gott-
hart ſeinem Vater vermeldete, daß er und
Siegfried in Pliſſana vertrauete Gemein-
ſchafft gehalten und einander als leibliche
Bruͤder geliebet haͤtten, wie ſie denn auch ein
Jahrlang Stuben-Cameraden geweſen, und
an einen Tiſch gegangen waͤren. Die zwey
Jungfern auch, ob ſie gleich einander nie geſe-
hen hatten, umbfaßten ſich als zwey leibliche
Schweſtern, die lange von einander geweſen
waͤren, hielten ſich auch von der Zeit an ſo zu-
ſam̃en, als wañ ſie in einen Kloſter zu leben und
zu ſterben Geluͤbde gethan haͤtten, welches bey-
den Vaͤtern Ehrenfried u. Muͤlarden eine hertz-
liche Freude war. Nach der Abend-Mahlzeit
ſchickte Ehrenfried ſo fort einen reitenden Bo-
then nach Paliro, und ließ den Commendanten
Muͤlards Ankunfft zu wiſſen thun, und bey-
neben an die hold-ſeeligſte Edelmuth eine Eh-
ren-ſchuldige Entpfehlung ablegen, mit Bit-
te, ihm nicht zu verargen, daß er nebenſt de-
nen ankommenden Freunden Morgen geliebts
GOtt zum Mittags-Mahl auf ein Gerichte
gerne ſehen ihre liebe Gaͤſte ſeyn wolten. Nach-
dem der Wirth denen Jungfern ein eigenes
Zimmerlein mit aufgebetteten Betten ange-
wieſen hatte, rauchte Muͤlard mit Ehrenfrie-
den ein Pfeiffgen Taback, indeſſen ſich die
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