Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite



danten anmelden müssen, hatte er von dem
Fourier vernommen, daß etliche frembde
Gäste bey ihme wären, und deswegen eine
Stunde verziehen müssen, ehe und bevor er
hätte vorkommen können, und weil er, wie
dergleichen Leuthe Gewohnheit ist, alles ge-
nau wissen wollen, hat er erfahren daß es der
Herr Bruder mit seiner Jungfer Tochter die
gestern von Silistria kommen, wäre: Als er
mir solches nach seiner Zurückkunfft referirte,
habe ich so fort Anstalt gemacht, euch werthe-
ste Freunde anhero auf mein schlechtes Bau-
er Güthlein zu bitten; nachdem aber mein
Hauß-Voigt zu wissen bekommen, daß sie
mich unvermuthet überfallen wolten, und al-
les auf heutigen Tag fertig gemacht, hat er
meinen Befehl nicht nachkommen, sondern
mir diese angenehme Zeitung bringen wollen,
worauff ich es gewagt und getroffen habe.
Ach wiewohl! sagte Mülard errinnerte Monsr.
Rannefort, als wir den Herrn Bruder mit ei-
ner Freundschaffts-List zu begegnen beschlos-
sen hatten; das auch die Wände Ohren hät-
ten, und Ehrenfried bejahete es in Vortra-
gung, wann die Kunst die Zimmer also zu-
richtete, daß man an allen Ecken und Enden
desselbigen jedes Wort so deutlich, als wann
man es aus den Munde des Redenden selbsten

höre-



danten anmelden muͤſſen, hatte er von dem
Fourier vernommen, daß etliche frembde
Gaͤſte bey ihme waͤren, und deswegen eine
Stunde verziehen muͤſſen, ehe und bevor er
haͤtte vorkommen koͤnnen, und weil er, wie
dergleichen Leuthe Gewohnheit iſt, alles ge-
nau wiſſen wollen, hat er erfahren daß es der
Herr Bruder mit ſeiner Jungfer Tochter die
geſtern von Siliſtria kommen, waͤre: Als er
mir ſolches nach ſeiner Zuruͤckkunfft referirte,
habe ich ſo fort Anſtalt gemacht, euch werthe-
ſte Freunde anhero auf mein ſchlechtes Bau-
er Guͤthlein zu bitten; nachdem aber mein
Hauß-Voigt zu wiſſen bekommen, daß ſie
mich unvermuthet uͤberfallen wolten, und al-
les auf heutigen Tag fertig gemacht, hat er
meinen Befehl nicht nachkommen, ſondern
mir dieſe angenehme Zeitung bringen wollen,
worauff ich es gewagt und getroffen habe.
Ach wiewohl! ſagte Muͤlard errinnerte Monſr.
Rannefort, als wir den Herrn Bruder mit ei-
ner Freundſchaffts-Liſt zu begegnen beſchloſ-
ſen hatten; das auch die Waͤnde Ohren haͤt-
ten, und Ehrenfried bejahete es in Vortra-
gung, wann die Kunſt die Zimmer alſo zu-
richtete, daß man an allen Ecken und Enden
deſſelbigen jedes Wort ſo deutlich, als wann
man es aus den Munde des Redenden ſelbſten

hoͤre-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="112"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#aq">dant</hi>en anmelden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, hatte er von dem<lb/><hi rendition="#aq">Fourier</hi> vernommen, daß etliche frembde<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;te bey ihme wa&#x0364;ren, und deswegen eine<lb/>
Stunde verziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe und bevor er<lb/>
ha&#x0364;tte vorkommen ko&#x0364;nnen, und weil er, wie<lb/>
dergleichen Leuthe Gewohnheit i&#x017F;t, alles ge-<lb/>
nau wi&#x017F;&#x017F;en wollen, hat er erfahren daß es der<lb/>
Herr Bruder mit &#x017F;einer Jungfer Tochter die<lb/>
ge&#x017F;tern von <hi rendition="#aq">Sili&#x017F;tria</hi> kommen, wa&#x0364;re: Als er<lb/>
mir &#x017F;olches nach &#x017F;einer Zuru&#x0364;ckkunfft <hi rendition="#aq">referi</hi>rte,<lb/>
habe ich &#x017F;o fort An&#x017F;talt gemacht, euch werthe-<lb/>
&#x017F;te Freunde anhero auf mein &#x017F;chlechtes Bau-<lb/>
er Gu&#x0364;thlein zu bitten; nachdem aber mein<lb/>
Hauß-Voigt zu wi&#x017F;&#x017F;en bekommen, daß &#x017F;ie<lb/>
mich unvermuthet u&#x0364;berfallen wolten, und al-<lb/>
les auf heutigen Tag fertig gemacht, hat er<lb/>
meinen Befehl nicht nachkommen, &#x017F;ondern<lb/>
mir die&#x017F;e angenehme Zeitung bringen wollen,<lb/>
worauff ich es gewagt und getroffen habe.<lb/>
Ach wiewohl! &#x017F;agte Mu&#x0364;lard errinnerte <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;r.</hi><lb/>
Rannefort, als wir den Herrn Bruder mit ei-<lb/>
ner Freund&#x017F;chaffts-Li&#x017F;t zu begegnen be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatten; das auch die Wa&#x0364;nde Ohren ha&#x0364;t-<lb/>
ten, und Ehrenfried bejahete es in Vortra-<lb/>
gung, wann die Kun&#x017F;t die Zimmer al&#x017F;o zu-<lb/>
richtete, daß man an allen Ecken und Enden<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elbigen jedes Wort &#x017F;o deutlich, als wann<lb/>
man es aus den Munde des Redenden &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;re-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0128] danten anmelden muͤſſen, hatte er von dem Fourier vernommen, daß etliche frembde Gaͤſte bey ihme waͤren, und deswegen eine Stunde verziehen muͤſſen, ehe und bevor er haͤtte vorkommen koͤnnen, und weil er, wie dergleichen Leuthe Gewohnheit iſt, alles ge- nau wiſſen wollen, hat er erfahren daß es der Herr Bruder mit ſeiner Jungfer Tochter die geſtern von Siliſtria kommen, waͤre: Als er mir ſolches nach ſeiner Zuruͤckkunfft referirte, habe ich ſo fort Anſtalt gemacht, euch werthe- ſte Freunde anhero auf mein ſchlechtes Bau- er Guͤthlein zu bitten; nachdem aber mein Hauß-Voigt zu wiſſen bekommen, daß ſie mich unvermuthet uͤberfallen wolten, und al- les auf heutigen Tag fertig gemacht, hat er meinen Befehl nicht nachkommen, ſondern mir dieſe angenehme Zeitung bringen wollen, worauff ich es gewagt und getroffen habe. Ach wiewohl! ſagte Muͤlard errinnerte Monſr. Rannefort, als wir den Herrn Bruder mit ei- ner Freundſchaffts-Liſt zu begegnen beſchloſ- ſen hatten; das auch die Waͤnde Ohren haͤt- ten, und Ehrenfried bejahete es in Vortra- gung, wann die Kunſt die Zimmer alſo zu- richtete, daß man an allen Ecken und Enden deſſelbigen jedes Wort ſo deutlich, als wann man es aus den Munde des Redenden ſelbſten hoͤre-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/128
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/128>, abgerufen am 24.11.2024.