fes seyn, neigte er sich mit dem Haupte gegen ihn, sagende: Gestrenger Herr, mir zweifelt nicht daß mich meine Augen betrügen solten, sie vor den Herrn dieses Orthes anzusehen, wo dem also ist, so erlauben sie meiner Wenigkeit ein oder zwey Tage vor den Kretschem oder Schencke meinen Kram auszulegen, und meine Profession als ein Zahn-Artzt und was mir die Kunst ferner mitgetheilet hat, denen armen preßhafften Menschen mitleidentlich zu helffen, zu practiciren. Wohl, antwor- tete Eckarth, es kan euch wohl erlaubet wer- den, zuvor aber werdet ihr eure Person bey mir legitimiren, und so bald ihr euer Pferd beschickt habt, und euere Sachen in Verwah- rung gethan, euch auf meinen Hause einstel- len. Jch gehorsame gestrenger Herr, gab der Ziegeuner zur Antwort, worauff er nach ei- nigen Kopff-Neigen den Kretschem oder Schencke mit seinen Begleitern zuritte. E- ckarth wandte sich zu denen Jünglingen, sa- gende: Lieben Söhne, sehet die Verwegen- heit eines Menschen, das elendeste Hand- werck, ein Stücklein Brodt mit höchsten Un- recht und Verliehrung der Seeligkeit zu er- werben. Entlauffeue Soldaten welche ih- ren Officieren niemahls billigen Gehorsam ge- leistet, sind mehrentheils solche Gesellen, die
sich,
fes ſeyn, neigte er ſich mit dem Haupte gegen ihn, ſagende: Geſtrenger Herr, mir zweifelt nicht daß mich meine Augen betruͤgen ſolten, ſie vor den Herrn dieſes Orthes anzuſehen, wo dem alſo iſt, ſo erlauben ſie meiner Wenigkeit ein oder zwey Tage vor den Kretſchem oder Schencke meinen Kram auszulegen, und meine Profesſion als ein Zahn-Artzt und was mir die Kunſt ferner mitgetheilet hat, denen armen preßhafften Menſchen mitleidentlich zu helffen, zu practiciren. Wohl, antwor- tete Eckarth, es kan euch wohl erlaubet wer- den, zuvor aber werdet ihr eure Perſon bey mir legitimiren, und ſo bald ihr euer Pferd beſchickt habt, und euere Sachen in Verwah- rung gethan, euch auf meinen Hauſe einſtel- len. Jch gehorſame geſtrenger Herr, gab der Ziegeuner zur Antwort, worauff er nach ei- nigen Kopff-Neigen den Kretſchem oder Schencke mit ſeinen Begleitern zuritte. E- ckarth wandte ſich zu denen Juͤnglingen, ſa- gende: Lieben Soͤhne, ſehet die Verwegen- heit eines Menſchen, das elendeſte Hand- werck, ein Stuͤcklein Brodt mit hoͤchſten Un- recht und Verliehrung der Seeligkeit zu er- werben. Entlauffeue Soldaten welche ih- ren Officieren niemahls billigen Gehorſam ge- leiſtet, ſind mehrentheils ſolche Geſellen, die
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fes ſeyn, neigte er ſich mit dem Haupte gegen
ihn, ſagende: Geſtrenger Herr, mir zweifelt
nicht daß mich meine Augen betruͤgen ſolten,
ſie vor den Herrn dieſes Orthes anzuſehen, wo
dem alſo iſt, ſo erlauben ſie meiner Wenigkeit
ein oder zwey Tage vor den Kretſchem oder
Schencke meinen Kram auszulegen, und
meine Profesſion als ein Zahn-Artzt und was
mir die Kunſt ferner mitgetheilet hat, denen
armen preßhafften Menſchen mitleidentlich
zu helffen, zu practiciren. Wohl, antwor-
tete Eckarth, es kan euch wohl erlaubet wer-
den, zuvor aber werdet ihr eure Perſon bey
mir legitimiren, und ſo bald ihr euer Pferd
beſchickt habt, und euere Sachen in Verwah-
rung gethan, euch auf meinen Hauſe einſtel-
len. Jch gehorſame geſtrenger Herr, gab der
Ziegeuner zur Antwort, worauff er nach ei-
nigen Kopff-Neigen den Kretſchem oder
Schencke mit ſeinen Begleitern zuritte. E-
ckarth wandte ſich zu denen Juͤnglingen, ſa-
gende: Lieben Soͤhne, ſehet die Verwegen-
heit eines Menſchen, das elendeſte Hand-
werck, ein Stuͤcklein Brodt mit hoͤchſten Un-
recht und Verliehrung der Seeligkeit zu er-
werben. Entlauffeue Soldaten welche ih-
ren Officieren niemahls billigen Gehorſam ge-
leiſtet, ſind mehrentheils ſolche Geſellen, die
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/132>, abgerufen am 24.11.2024.
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