nen Krebs-Augen vermische, und der Magen- Säure gleichsam einen Stimulum gebe, umb dieses Ingestum desto eher zu solviren, und gleich einer Milch ad locum affectum zu füh- ren. Jch bin selbst der Meynung, sprach E- ckarth: Mich wundert aber doch was die Ur- sache sey, daß dieselben den Werthe nach so hoch gestiegen, und das vorige Pretium fast siebenfach überstiegen seyn? gestrenger Herr, versetzte der Ziegeuner, das ist kein Wunder, zumahln man diese herrliche Artzeney nicht al- lein denen Menschen zum besten brauchet, sondern auch, umb den schalen und sauren Wein einen lieblichern und besseren Ge- schmack zu geben anwendet. O Thorheit rieff Gottharth, kan denn der Wein nicht durch ein ander Mittel, das überall, und um den aller-leichtesten Preiß, auch an vielen Or- then gar umsonst zu bekommen ist, von der Säure entlediget und verbessert werden, als eben durch die Krebs-Augen; man hat ja Muscheln genung in denen Wassern, so sind auch Auster-Schaalen und allerhand Arthen der Muscheln geschickt genung und manch- mahl noch besser, wann sie auf gleiche Arth gestossen, und in Säcklein in Wein gehan- gen werden als die Krebs-Augen. Die ro- then Schaalen von denen gesottenen Krebsen,
wann
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nen Krebs-Augen vermiſche, und der Magen- Saͤure gleichſam einen Stimulum gebe, umb dieſes Ingeſtum deſto eher zu ſolviren, und gleich einer Milch ad locum affectum zu fuͤh- ren. Jch bin ſelbſt der Meynung, ſprach E- ckarth: Mich wundert aber doch was die Ur- ſache ſey, daß dieſelben den Werthe nach ſo hoch geſtiegen, und das vorige Pretium faſt ſiebenfach uͤberſtiegen ſeyn? geſtrenger Herr, verſetzte der Ziegeuner, das iſt kein Wunder, zumahln man dieſe herrliche Artzeney nicht al- lein denen Menſchen zum beſten brauchet, ſondern auch, umb den ſchalen und ſauren Wein einen lieblichern und beſſeren Ge- ſchmack zu geben anwendet. O Thorheit rieff Gottharth, kan denn der Wein nicht durch ein ander Mittel, das uͤberall, und um den aller-leichteſten Preiß, auch an vielen Or- then gar umſonſt zu bekommen iſt, von der Saͤure entlediget und verbeſſert werden, als eben durch die Krebs-Augen; man hat ja Muſcheln genung in denen Waſſern, ſo ſind auch Auſter-Schaalen und allerhand Arthen der Muſcheln geſchickt genung und manch- mahl noch beſſer, wann ſie auf gleiche Arth geſtoſſen, und in Saͤcklein in Wein gehan- gen werden als die Krebs-Augen. Die ro- then Schaalen von denen geſottenen Krebſen,
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nen Krebs-Augen vermiſche, und der Magen-
Saͤure gleichſam einen Stimulum gebe, umb
dieſes Ingeſtum deſto eher zu ſolviren, und
gleich einer Milch ad locum affectum zu fuͤh-
ren. Jch bin ſelbſt der Meynung, ſprach E-
ckarth: Mich wundert aber doch was die Ur-
ſache ſey, daß dieſelben den Werthe nach ſo
hoch geſtiegen, und das vorige Pretium faſt
ſiebenfach uͤberſtiegen ſeyn? geſtrenger Herr,
verſetzte der Ziegeuner, das iſt kein Wunder,
zumahln man dieſe herrliche Artzeney nicht al-
lein denen Menſchen zum beſten brauchet,
ſondern auch, umb den ſchalen und ſauren
Wein einen lieblichern und beſſeren Ge-
ſchmack zu geben anwendet. O Thorheit
rieff Gottharth, kan denn der Wein nicht
durch ein ander Mittel, das uͤberall, und um
den aller-leichteſten Preiß, auch an vielen Or-
then gar umſonſt zu bekommen iſt, von der
Saͤure entlediget und verbeſſert werden, als
eben durch die Krebs-Augen; man hat ja
Muſcheln genung in denen Waſſern, ſo ſind
auch Auſter-Schaalen und allerhand Arthen
der Muſcheln geſchickt genung und manch-
mahl noch beſſer, wann ſie auf gleiche Arth
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/153>, abgerufen am 21.11.2024.
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