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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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sie wohl als ein garstig Mägdgen derselben
bedürfftig wäre, hätte sie doch jederzeit ange-
standen, einige Schmincke, wie die auch
Nahmen haben möchte, zu gebrauchen, so
wohl, weil sie es vor eine Sünde hielte, als
auch andere mit einer überzogenen Tünche zu
betrügen. Schöne Sylvia, antwortete Thier-
hold, deren Schönheit welcher sie sich aus
Höfligkeit begiebt, wird als eine natürliche
Klarheit, den gemachten Kleister weit bevor
gehen, wann sie ja ein Lüstern, einige Schmin-
cke zu gebrauchen empfunden, würde sie sich
dadurch mehr verstellet als verschönert haben.
Derer Schmincken sind gar vielerley; die weis-
sen Anstrichs-Pulver, sind von Marcasit,
Mercurio praecipitat
und andere Metall- und
Mineralischen Gewächsen, sie seyn von ihren
Auflösungs Menstruis, Scheide-Wasser &c.
so wohl ausgesüsset als immer möglich, und
so fein und zart als ein Sonnen-Stäublein,
geben sie wohl einen Anstrich, allein die kurtze
Zeit darauff weiset aus dessen Ursachen die
Runtzeln ehe als das Alter vor, oder von di-
stili
rten Wassern, sie seyn von weissen Lielien.
Salomons-Wurtzel, See-Blumen, weissen
Bohnen &c. weil die Haut noch Fleisch unter
ihr hat, kläret es ja ein wenig; aber mit der
Zeit wird eine sonst zarte weiche Haut, in eine

schrumpf-



ſie wohl als ein garſtig Maͤgdgen derſelben
beduͤrfftig waͤre, haͤtte ſie doch jederzeit ange-
ſtanden, einige Schmincke, wie die auch
Nahmen haben moͤchte, zu gebrauchen, ſo
wohl, weil ſie es vor eine Suͤnde hielte, als
auch andere mit einer uͤberzogenen Tuͤnche zu
betruͤgen. Schoͤne Sylvia, antwortete Thier-
hold, deren Schoͤnheit welcher ſie ſich aus
Hoͤfligkeit begiebt, wird als eine natuͤrliche
Klarheit, den gemachten Kleiſter weit bevor
gehen, wann ſie ja ein Luͤſtern, einige Schmin-
cke zu gebrauchen empfunden, wuͤrde ſie ſich
dadurch mehr verſtellet als verſchoͤnert haben.
Derer Schmincken ſind gar vielerley; die weiſ-
ſen Anſtrichs-Pulver, ſind von Marcaſit,
Mercurio præcipitat
und andere Metall- und
Mineraliſchen Gewaͤchſen, ſie ſeyn von ihren
Aufloͤſungs Menſtruis, Scheide-Waſſer &c.
ſo wohl ausgeſuͤſſet als immer moͤglich, und
ſo fein und zart als ein Sonnen-Staͤublein,
geben ſie wohl einen Anſtrich, allein die kurtze
Zeit darauff weiſet aus deſſen Urſachen die
Runtzeln ehe als das Alter vor, oder von di-
ſtili
rten Waſſern, ſie ſeyn von weiſſen Lielien.
Salomons-Wurtzel, See-Blumen, weiſſen
Bohnen &c. weil die Haut noch Fleiſch unter
ihr hat, klaͤret es ja ein wenig; aber mit der
Zeit wird eine ſonſt zarte weiche Haut, in eine

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[144/0160] ſie wohl als ein garſtig Maͤgdgen derſelben beduͤrfftig waͤre, haͤtte ſie doch jederzeit ange- ſtanden, einige Schmincke, wie die auch Nahmen haben moͤchte, zu gebrauchen, ſo wohl, weil ſie es vor eine Suͤnde hielte, als auch andere mit einer uͤberzogenen Tuͤnche zu betruͤgen. Schoͤne Sylvia, antwortete Thier- hold, deren Schoͤnheit welcher ſie ſich aus Hoͤfligkeit begiebt, wird als eine natuͤrliche Klarheit, den gemachten Kleiſter weit bevor gehen, wann ſie ja ein Luͤſtern, einige Schmin- cke zu gebrauchen empfunden, wuͤrde ſie ſich dadurch mehr verſtellet als verſchoͤnert haben. Derer Schmincken ſind gar vielerley; die weiſ- ſen Anſtrichs-Pulver, ſind von Marcaſit, Mercurio præcipitat und andere Metall- und Mineraliſchen Gewaͤchſen, ſie ſeyn von ihren Aufloͤſungs Menſtruis, Scheide-Waſſer &c. ſo wohl ausgeſuͤſſet als immer moͤglich, und ſo fein und zart als ein Sonnen-Staͤublein, geben ſie wohl einen Anſtrich, allein die kurtze Zeit darauff weiſet aus deſſen Urſachen die Runtzeln ehe als das Alter vor, oder von di- ſtilirten Waſſern, ſie ſeyn von weiſſen Lielien. Salomons-Wurtzel, See-Blumen, weiſſen Bohnen &c. weil die Haut noch Fleiſch unter ihr hat, klaͤret es ja ein wenig; aber mit der Zeit wird eine ſonſt zarte weiche Haut, in eine ſchrumpf-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/160>, abgerufen am 27.05.2024.