mir und ihnen allen die seel. Frau von H. be- kannt gewesen, die bey nahe auf das sechzigste Jahr kommen war, und doch nie vor älter, als von 30. Jahren zu seyn angesehen worden, auch nach ihren Tode ist sie in gleicher Schön- heit wie sie gelebet verblieben. Diese hohe Person hat zuweilen sich dieses Talck-Oels be- dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge- höret, wandte Jungfer Freymuth ein, und weil mein Mensch ihr einbildete auch schön zu werden, und den Vortrag erschnappt hatte, gehet sie, fraget den Apothecker-Jungen, der ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel zuwege bringen könte; (Es wird aber bey uns das Unschlit Talck genennet,) weil es doch nicht viel kosten würde. Der Junge, welcher auch in der Meynung war bildete ihm ein, dieweil ohnlängst eine Pferde-Salbe bereitet worden, zu der sie damahls die Fettigkeit von Jnselt oder Talck durch Sand, daß es gleich einem Oel über gestiegen zubereitet hatten, dieses sey das rechte Talck-Oel, und bringet ihr ein Gläßlein davon. Diese Aeffin schmier- te sich fleißig damit, und da sie noch zuvor noch fein war, wird ihr das Gesichte gelb und gleis- send, daß sie darüber erschrickt, biß endlich Monsr. Briel, als er uns besuchte, ihr den Rath gab, sie solte das Gesichte nur offters
mit
K 2
mir und ihnen allen die ſeel. Frau von H. be- kannt geweſen, die bey nahe auf das ſechzigſte Jahr kommen war, und doch nie vor aͤlter, als von 30. Jahren zu ſeyn angeſehen worden, auch nach ihren Tode iſt ſie in gleicher Schoͤn- heit wie ſie gelebet verblieben. Dieſe hohe Perſon hat zuweilen ſich dieſes Talck-Oels be- dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge- hoͤret, wandte Jungfer Freymuth ein, und weil mein Menſch ihr einbildete auch ſchoͤn zu werden, und den Vortrag erſchnappt hatte, gehet ſie, fraget den Apothecker-Jungen, der ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel zuwege bringen koͤnte; (Es wird aber bey uns das Unſchlit Talck genennet,) weil es doch nicht viel koſten wuͤrde. Der Junge, welcher auch in der Meynung war bildete ihm ein, dieweil ohnlaͤngſt eine Pferde-Salbe bereitet worden, zu der ſie damahls die Fettigkeit von Jnſelt oder Talck durch Sand, daß es gleich einem Oel uͤber geſtiegen zubereitet hatten, dieſes ſey das rechte Talck-Oel, und bringet ihr ein Glaͤßlein davon. Dieſe Aeffin ſchmier- te ſich fleißig damit, und da ſie noch zuvor noch fein war, wird ihr das Geſichte gelb und gleiſ- ſend, daß ſie daruͤber erſchrickt, biß endlich Monſr. Briel, als er uns beſuchte, ihr den Rath gab, ſie ſolte das Geſichte nur offters
mit
K 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0163"n="147"/>
mir und ihnen allen die ſeel. Frau von H. be-<lb/>
kannt geweſen, die bey nahe auf das ſechzigſte<lb/>
Jahr kommen war, und doch nie vor aͤlter, als<lb/>
von 30. Jahren zu ſeyn angeſehen worden,<lb/>
auch nach ihren Tode iſt ſie in gleicher Schoͤn-<lb/>
heit wie ſie gelebet verblieben. Dieſe hohe<lb/>
Perſon hat zuweilen ſich dieſes Talck-Oels be-<lb/>
dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge-<lb/>
hoͤret, wandte Jungfer Freymuth ein, und<lb/>
weil mein Menſch ihr einbildete auch ſchoͤn zu<lb/>
werden, und den Vortrag erſchnappt hatte,<lb/>
gehet ſie, fraget den Apothecker-Jungen, der<lb/>
ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel<lb/>
zuwege bringen koͤnte; (Es wird aber bey<lb/>
uns das Unſchlit Talck genennet,) weil es doch<lb/>
nicht viel koſten wuͤrde. Der Junge, welcher<lb/>
auch in der Meynung war bildete ihm ein,<lb/>
dieweil ohnlaͤngſt eine Pferde-Salbe bereitet<lb/>
worden, zu der ſie damahls die Fettigkeit von<lb/>
Jnſelt oder Talck durch Sand, daß es gleich<lb/>
einem Oel uͤber geſtiegen zubereitet hatten,<lb/>
dieſes ſey das rechte Talck-Oel, und bringet<lb/>
ihr ein Glaͤßlein davon. Dieſe Aeffin ſchmier-<lb/>
te ſich fleißig damit, und da ſie noch zuvor noch<lb/>
fein war, wird ihr das Geſichte gelb und gleiſ-<lb/>ſend, daß ſie daruͤber erſchrickt, biß endlich<lb/><hirendition="#aq">Monſr.</hi> Briel, als er uns beſuchte, ihr den<lb/>
Rath gab, ſie ſolte das Geſichte nur offters<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[147/0163]
mir und ihnen allen die ſeel. Frau von H. be-
kannt geweſen, die bey nahe auf das ſechzigſte
Jahr kommen war, und doch nie vor aͤlter, als
von 30. Jahren zu ſeyn angeſehen worden,
auch nach ihren Tode iſt ſie in gleicher Schoͤn-
heit wie ſie gelebet verblieben. Dieſe hohe
Perſon hat zuweilen ſich dieſes Talck-Oels be-
dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge-
hoͤret, wandte Jungfer Freymuth ein, und
weil mein Menſch ihr einbildete auch ſchoͤn zu
werden, und den Vortrag erſchnappt hatte,
gehet ſie, fraget den Apothecker-Jungen, der
ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel
zuwege bringen koͤnte; (Es wird aber bey
uns das Unſchlit Talck genennet,) weil es doch
nicht viel koſten wuͤrde. Der Junge, welcher
auch in der Meynung war bildete ihm ein,
dieweil ohnlaͤngſt eine Pferde-Salbe bereitet
worden, zu der ſie damahls die Fettigkeit von
Jnſelt oder Talck durch Sand, daß es gleich
einem Oel uͤber geſtiegen zubereitet hatten,
dieſes ſey das rechte Talck-Oel, und bringet
ihr ein Glaͤßlein davon. Dieſe Aeffin ſchmier-
te ſich fleißig damit, und da ſie noch zuvor noch
fein war, wird ihr das Geſichte gelb und gleiſ-
ſend, daß ſie daruͤber erſchrickt, biß endlich
Monſr. Briel, als er uns beſuchte, ihr den
Rath gab, ſie ſolte das Geſichte nur offters
mit
K 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/163>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.