mit Mandel-Kleyen reiben, so würde es ver- gehen, wie es auch geschach: Hierauff fieng das Frauenzimmer an zu lachen, daß sie hät- ten zerspringen mögen, und weil die Magd in den Zimmer aufwartete, hätten sie sie mögen tumm machen, wann sie nicht wäre hinnaus gangen. Deshalben fuhr Jungfer Frey- muth, nachdem das Gelächter aufgehöret hat- te, fort, möchte ich gerne einigen Unterricht haben, was denn der Talck sey, wie er wäch- set, wo er zu bekommen sey, was er vor eine Gestalt und Ansehen habe, und wie seine Wirckung sich vorzeige in dem Gebrauch desselben. Monsr. Thierhold verzeihe aber günstig meiner verwegenen Curiosität, dessen sonderbahre Erudition die mich hierzu ange- reitzet hat, wird auch meinen Fehler leichtlich entschuldigen, und einen Zweiffel durch des- sen gute Instruction großgünstig heben. Wohl, sagte Thierhold, wertheste. Jungfer Frey- muth, sie wisse demnach, daß der berührte Talck ein Mineral- oder unter-irrdisches Berg- Gewächse ist, und mit dem Frauen oder Ma- rien-Glaß zu vergleichen, indem es sich auff gleiche Arth schiefert und stückelt, hat einen fettlichen Angrieff, und dennoch läst es auch das gewaltigste Feuer unbemeistert, im Deut- schen wird es Katzen-Silber benahmet, der be-
ste
mit Mandel-Kleyen reiben, ſo wuͤrde es ver- gehen, wie es auch geſchach: Hierauff fieng das Frauenzimmer an zu lachen, daß ſie haͤt- ten zerſpringen moͤgen, und weil die Magd in den Zimmer aufwartete, haͤtten ſie ſie moͤgen tumm machen, wann ſie nicht waͤre hinnaus gangen. Deshalben fuhr Jungfer Frey- muth, nachdem das Gelaͤchter aufgehoͤret hat- te, fort, moͤchte ich gerne einigen Unterricht haben, was denn der Talck ſey, wie er waͤch- ſet, wo er zu bekommen ſey, was er vor eine Geſtalt und Anſehen habe, und wie ſeine Wirckung ſich vorzeige in dem Gebrauch deſſelben. Monſr. Thierhold verzeihe aber guͤnſtig meiner verwegenen Curioſitaͤt, deſſen ſonderbahre Erudition die mich hierzu ange- reitzet hat, wird auch meinen Fehler leichtlich entſchuldigen, und einen Zweiffel durch deſ- ſen gute Inſtruction großguͤnſtig heben. Wohl, ſagte Thierhold, wertheſte. Jungfer Frey- muth, ſie wiſſe demnach, daß der beruͤhrte Talck ein Mineral- oder unter-irrdiſches Berg- Gewaͤchſe iſt, und mit dem Frauen oder Ma- rien-Glaß zu vergleichen, indem es ſich auff gleiche Arth ſchiefert und ſtuͤckelt, hat einen fettlichen Angrieff, und dennoch laͤſt es auch das gewaltigſte Feuer unbemeiſtert, im Deut- ſchen wird es Katzen-Silber benahmet, der be-
ſte
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mit Mandel-Kleyen reiben, ſo wuͤrde es ver-
gehen, wie es auch geſchach: Hierauff fieng
das Frauenzimmer an zu lachen, daß ſie haͤt-
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den Zimmer aufwartete, haͤtten ſie ſie moͤgen
tumm machen, wann ſie nicht waͤre hinnaus
gangen. Deshalben fuhr Jungfer Frey-
muth, nachdem das Gelaͤchter aufgehoͤret hat-
te, fort, moͤchte ich gerne einigen Unterricht
haben, was denn der Talck ſey, wie er waͤch-
ſet, wo er zu bekommen ſey, was er vor eine
Geſtalt und Anſehen habe, und wie ſeine
Wirckung ſich vorzeige in dem Gebrauch
deſſelben. Monſr. Thierhold verzeihe aber
guͤnſtig meiner verwegenen Curioſitaͤt, deſſen
ſonderbahre Erudition die mich hierzu ange-
reitzet hat, wird auch meinen Fehler leichtlich
entſchuldigen, und einen Zweiffel durch deſ-
ſen gute Inſtruction großguͤnſtig heben. Wohl,
ſagte Thierhold, wertheſte. Jungfer Frey-
muth, ſie wiſſe demnach, daß der beruͤhrte
Talck ein Mineral- oder unter-irrdiſches Berg-
Gewaͤchſe iſt, und mit dem Frauen oder Ma-
rien-Glaß zu vergleichen, indem es ſich auff
gleiche Arth ſchiefert und ſtuͤckelt, hat einen
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/164>, abgerufen am 21.11.2024.
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