de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil- liget in keine Sünde, ziehet hin meine Söhne und GOtt lasse mich euch gesund in vollen Seegen wieder sehen: Was zu deiner Reise mein liebster Sohn Gotthart, von nöthen seyn wird, ist schon alles angeschafft, und wirst es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan- gen haben, dessen Herrn Sohn meinen wer- thesten Siegfried, wollest du als deinen Leib- lichen Bruder lieben, und dieser treuen Ge- gen-Liebe versehe ich mich auch zu euch, mein lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant- wortete: Herr Vater, Herr Mülard, dieses Hertze verbleibet mit Göttlichen Beystand ei- nig und allein meinen liebsten Gotthart zuge- than. Wie auch das Meinige dir mein Her- tzens-Brüdergen, replicirte Gotthart: Und hiermit fielen beyde einander um den Halß und küßten sich. Jungfer Freymuth aber, wel- che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge- gen Siegfrieden hegte, küßte mit einen Glück- wuntsch und heissen Zähren-Guß ihren lieben Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band, und einen schönen Diamantenen Ringe, in dem Bande waren folgende Worte einge- wirckt.
Bestand wird erkannt.
Mü-
de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil- liget in keine Suͤnde, ziehet hin meine Soͤhne und GOtt laſſe mich euch geſund in vollen Seegen wieder ſehen: Was zu deiner Reiſe mein liebſter Sohn Gotthart, von noͤthen ſeyn wird, iſt ſchon alles angeſchafft, und wirſt es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan- gen haben, deſſen Herrn Sohn meinen wer- theſten Siegfried, wolleſt du als deinen Leib- lichen Bruder lieben, und dieſer treuen Ge- gen-Liebe verſehe ich mich auch zu euch, mein lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant- wortete: Herr Vater, Herr Muͤlard, dieſes Hertze verbleibet mit Goͤttlichen Beyſtand ei- nig und allein meinen liebſten Gotthart zuge- than. Wie auch das Meinige dir mein Her- tzens-Bruͤdergen, replicirte Gotthart: Und hiermit fielen beyde einander um den Halß und kuͤßten ſich. Jungfer Freymuth aber, wel- che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge- gen Siegfrieden hegte, kuͤßte mit einen Gluͤck- wuntſch und heiſſen Zaͤhren-Guß ihren lieben Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band, und einen ſchoͤnen Diamantenen Ringe, in dem Bande waren folgende Worte einge- wirckt.
Beſtand wird erkannt.
Muͤ-
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de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil-
liget in keine Suͤnde, ziehet hin meine Soͤhne
und GOtt laſſe mich euch geſund in vollen
Seegen wieder ſehen: Was zu deiner Reiſe
mein liebſter Sohn Gotthart, von noͤthen
ſeyn wird, iſt ſchon alles angeſchafft, und
wirſt es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan-
gen haben, deſſen Herrn Sohn meinen wer-
theſten Siegfried, wolleſt du als deinen Leib-
lichen Bruder lieben, und dieſer treuen Ge-
gen-Liebe verſehe ich mich auch zu euch, mein
lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant-
wortete: Herr Vater, Herr Muͤlard, dieſes
Hertze verbleibet mit Goͤttlichen Beyſtand ei-
nig und allein meinen liebſten Gotthart zuge-
than. Wie auch das Meinige dir mein Her-
tzens-Bruͤdergen, replicirte Gotthart: Und
hiermit fielen beyde einander um den Halß und
kuͤßten ſich. Jungfer Freymuth aber, wel-
che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge-
gen Siegfrieden hegte, kuͤßte mit einen Gluͤck-
wuntſch und heiſſen Zaͤhren-Guß ihren lieben
Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit
einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band,
und einen ſchoͤnen Diamantenen Ringe, in
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wirckt.
Beſtand wird erkannt.
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/178>, abgerufen am 21.11.2024.
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