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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil-
liget in keine Sünde, ziehet hin meine Söhne
und GOtt lasse mich euch gesund in vollen
Seegen wieder sehen: Was zu deiner Reise
mein liebster Sohn Gotthart, von nöthen
seyn wird, ist schon alles angeschafft, und
wirst es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan-
gen haben, dessen Herrn Sohn meinen wer-
thesten Siegfried, wollest du als deinen Leib-
lichen Bruder lieben, und dieser treuen Ge-
gen-Liebe versehe ich mich auch zu euch, mein
lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant-
wortete: Herr Vater, Herr Mülard, dieses
Hertze verbleibet mit Göttlichen Beystand ei-
nig und allein meinen liebsten Gotthart zuge-
than. Wie auch das Meinige dir mein Her-
tzens-Brüdergen, replicirte Gotthart: Und
hiermit fielen beyde einander um den Halß und
küßten sich. Jungfer Freymuth aber, wel-
che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge-
gen Siegfrieden hegte, küßte mit einen Glück-
wuntsch und heissen Zähren-Guß ihren lieben
Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit
einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band,
und einen schönen Diamantenen Ringe, in
dem Bande waren folgende Worte einge-
wirckt.

Bestand wird erkannt.

Mü-

de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil-
liget in keine Suͤnde, ziehet hin meine Soͤhne
und GOtt laſſe mich euch geſund in vollen
Seegen wieder ſehen: Was zu deiner Reiſe
mein liebſter Sohn Gotthart, von noͤthen
ſeyn wird, iſt ſchon alles angeſchafft, und
wirſt es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan-
gen haben, deſſen Herrn Sohn meinen wer-
theſten Siegfried, wolleſt du als deinen Leib-
lichen Bruder lieben, und dieſer treuen Ge-
gen-Liebe verſehe ich mich auch zu euch, mein
lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant-
wortete: Herr Vater, Herr Muͤlard, dieſes
Hertze verbleibet mit Goͤttlichen Beyſtand ei-
nig und allein meinen liebſten Gotthart zuge-
than. Wie auch das Meinige dir mein Her-
tzens-Bruͤdergen, replicirte Gotthart: Und
hiermit fielen beyde einander um den Halß und
kuͤßten ſich. Jungfer Freymuth aber, wel-
che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge-
gen Siegfrieden hegte, kuͤßte mit einen Gluͤck-
wuntſch und heiſſen Zaͤhren-Guß ihren lieben
Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit
einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band,
und einen ſchoͤnen Diamantenen Ringe, in
dem Bande waren folgende Worte einge-
wirckt.

Beſtand wird erkannt.

Muͤ-
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[162/0178] de, habet allezeit GOtt vor Augen, und wil- liget in keine Suͤnde, ziehet hin meine Soͤhne und GOtt laſſe mich euch geſund in vollen Seegen wieder ſehen: Was zu deiner Reiſe mein liebſter Sohn Gotthart, von noͤthen ſeyn wird, iſt ſchon alles angeſchafft, und wirſt es von Herrn Ehrenfrieden zu empfan- gen haben, deſſen Herrn Sohn meinen wer- theſten Siegfried, wolleſt du als deinen Leib- lichen Bruder lieben, und dieſer treuen Ge- gen-Liebe verſehe ich mich auch zu euch, mein lieber Herr Sohn Siegfried. Siegfried ant- wortete: Herr Vater, Herr Muͤlard, dieſes Hertze verbleibet mit Goͤttlichen Beyſtand ei- nig und allein meinen liebſten Gotthart zuge- than. Wie auch das Meinige dir mein Her- tzens-Bruͤdergen, replicirte Gotthart: Und hiermit fielen beyde einander um den Halß und kuͤßten ſich. Jungfer Freymuth aber, wel- che bereits eine heimliche Liebes-Neigung ge- gen Siegfrieden hegte, kuͤßte mit einen Gluͤck- wuntſch und heiſſen Zaͤhren-Guß ihren lieben Bruder Gotthart, und verehrte Siegfried mit einen wohl-gewirckten Andenckungs-Band, und einen ſchoͤnen Diamantenen Ringe, in dem Bande waren folgende Worte einge- wirckt. Beſtand wird erkannt. Muͤ-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/178>, abgerufen am 21.11.2024.