Tag als sie zu einen Dorffe, Nahmens Schö- nau kamen, hielt der Kutscher und rieff unse- ren Reisenden. Eckarth stieg ab, und fragte was da wäre? da wiese ihm der Kutscher auf den Creutz-Wege ein Hembdlein mit einer kleinen Mütze liegen, bath Eckarthen, solches doch mit seinen Stabe auf den Acker zu schmeis- sen, damit er förder fahren könte. Nachdem Eckarth des Kutschers Bitte vollbracht hatte, und wiederumb aufgesessen war; sprach Er: O verfluchte Boßheit, o verdammte Trans- plantation! Da ein Mensch um sich und die Seinigen von der schweren Noth zu erretten, sie einen andern durch einen solchen schlechten Weg zukauffet. Sehet lieben Herren Söh- ne, dieses Hembdlein kommt von einem Kin- de, welches die schwere Noth oder das höchste Gebrechen hat, weil nun dessen Eltern ihr Kind des Ubels gerne wolten befreyet sehen, so legen sie das Hembdlein worinnen das Kind den Zufall erlitten, auf den Creutz-Weg, den nothwendig jemand gehen, reiten oder fah- ren muß, kommt nun ein Einfältiges das es nicht verstehet, das nimbt entweder die Mü- tze oder das Hembdlein oder beydes zugleich, damit empfähet derjenige die böse Seuche, und der vorige Patiente verliehret die Kranckheit; Diese Leuthe setzen GOttes Ordnung aus den
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Tag als ſie zu einen Dorffe, Nahmens Schoͤ- nau kamen, hielt der Kutſcher und rieff unſe- ren Reiſenden. Eckarth ſtieg ab, und fragte was da waͤre? da wieſe ihm der Kutſcher auf den Creutz-Wege ein Hembdlein mit einer kleinen Muͤtze liegen, bath Eckarthen, ſolches doch mit ſeinen Stabe auf den Acker zu ſchmeiſ- ſen, damit er foͤrder fahren koͤnte. Nachdem Eckarth des Kutſchers Bitte vollbracht hatte, und wiederumb aufgeſeſſen war; ſprach Er: O verfluchte Boßheit, o verdammte Trans- plantation! Da ein Menſch um ſich und die Seinigen von der ſchweren Noth zu erretten, ſie einen andern durch einen ſolchen ſchlechten Weg zukauffet. Sehet lieben Herren Soͤh- ne, dieſes Hembdlein kommt von einem Kin- de, welches die ſchwere Noth oder das hoͤchſte Gebrechen hat, weil nun deſſen Eltern ihr Kind des Ubels gerne wolten befreyet ſehen, ſo legen ſie das Hembdlein worinnen das Kind den Zufall erlitten, auf den Creutz-Weg, den nothwendig jemand gehen, reiten oder fah- ren muß, kommt nun ein Einfaͤltiges das es nicht verſtehet, das nimbt entweder die Muͤ- tze oder das Hembdlein oder beydes zugleich, damit empfaͤhet derjenige die boͤſe Seuche, und der vorige Patiente verliehret die Kranckheit; Dieſe Leuthe ſetzen GOttes Ordnung aus den
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Tag als ſie zu einen Dorffe, Nahmens Schoͤ-
nau kamen, hielt der Kutſcher und rieff unſe-
ren Reiſenden. Eckarth ſtieg ab, und fragte
was da waͤre? da wieſe ihm der Kutſcher auf
den Creutz-Wege ein Hembdlein mit einer
kleinen Muͤtze liegen, bath Eckarthen, ſolches
doch mit ſeinen Stabe auf den Acker zu ſchmeiſ-
ſen, damit er foͤrder fahren koͤnte. Nachdem
Eckarth des Kutſchers Bitte vollbracht hatte,
und wiederumb aufgeſeſſen war; ſprach Er:
O verfluchte Boßheit, o verdammte Trans-
plantation! Da ein Menſch um ſich und die
Seinigen von der ſchweren Noth zu erretten,
ſie einen andern durch einen ſolchen ſchlechten
Weg zukauffet. Sehet lieben Herren Soͤh-
ne, dieſes Hembdlein kommt von einem Kin-
de, welches die ſchwere Noth oder das hoͤchſte
Gebrechen hat, weil nun deſſen Eltern ihr
Kind des Ubels gerne wolten befreyet ſehen,
ſo legen ſie das Hembdlein worinnen das Kind
den Zufall erlitten, auf den Creutz-Weg, den
nothwendig jemand gehen, reiten oder fah-
ren muß, kommt nun ein Einfaͤltiges das es
nicht verſtehet, das nimbt entweder die Muͤ-
tze oder das Hembdlein oder beydes zugleich,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/183>, abgerufen am 09.11.2024.
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