Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Röhrers Köchin, als sie früh zu Marckte
gangen, in dem Sack-Gäßlein ein Gebündel
von allerhand schönen Zeuge, Hembde,
Schürtzen, Tüchlein &c. gefunden, wer war
froher als sie. Sie fragte überall nach, wer
es verlohren hätte, allein es wolte sich kein
Verlierer anmelden, hiermit behielt sie die ge-
fundene Sachen, den Sonntag darauff zie-
het sie das inficirte Hembde an, da bekommt
das arme Mensche Haupt-Schmertzen, end-
lich gegen Abend, reist es ihr in allen Gliedern,
die Nacht weil sie das Hembde ausgezogen
hatte, ist ihr ein wenig besser: Morgens, als
sie an ihre Arbeit gehen will, bekommt sie ei-
nen Schwindel, fällt übern Hauffen und
greifft sie die schwere Seuche aufs hefftigste
an. Jhre Muhme der sie davon eine Haube
verehret hatte, wiederfuhr gleicher Zufall,
bald nach dreyen Stunden als sie die Haube
nur aufgesetzt hatte, es ist die Magd fast zwey
Jahr lang mit der Kranckheit geplaget wor-
den; die andere muste anderthalb Jahr das
Ubel tragen. Endlich funde sich eine Schäf-
ferin, die nahm alle das Zeug zu sich, und da-
mit wurden sie beyde wiederumb befreyet:
doch hat das Mensch immer noch eine starcke
Blödigkeit des Haupts. So hat ein Teuf-
fel den andern einen Possen gerissen, sprach E-

ckarth,
L 5

Roͤhrers Koͤchin, als ſie fruͤh zu Marckte
gangen, in dem Sack-Gaͤßlein ein Gebuͤndel
von allerhand ſchoͤnen Zeuge, Hembde,
Schuͤrtzen, Tuͤchlein &c. gefunden, wer war
froher als ſie. Sie fragte uͤberall nach, wer
es verlohren haͤtte, allein es wolte ſich kein
Verlierer anmelden, hiermit behielt ſie die ge-
fundene Sachen, den Sonntag darauff zie-
het ſie das inficirte Hembde an, da bekommt
das arme Menſche Haupt-Schmertzen, end-
lich gegen Abend, reiſt es ihr in allen Gliedern,
die Nacht weil ſie das Hembde ausgezogen
hatte, iſt ihr ein wenig beſſer: Morgens, als
ſie an ihre Arbeit gehen will, bekommt ſie ei-
nen Schwindel, faͤllt uͤbern Hauffen und
greifft ſie die ſchwere Seuche aufs hefftigſte
an. Jhre Muhme der ſie davon eine Haube
verehret hatte, wiederfuhr gleicher Zufall,
bald nach dreyen Stunden als ſie die Haube
nur aufgeſetzt hatte, es iſt die Magd faſt zwey
Jahr lang mit der Kranckheit geplaget wor-
den; die andere muſte anderthalb Jahr das
Ubel tragen. Endlich funde ſich eine Schaͤf-
ferin, die nahm alle das Zeug zu ſich, und da-
mit wurden ſie beyde wiederumb befreyet:
doch hat das Menſch immer noch eine ſtarcke
Bloͤdigkeit des Haupts. So hat ein Teuf-
fel den andern einen Poſſen geriſſen, ſprach E-

ckarth,
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0185" n="169"/>
Ro&#x0364;hrers Ko&#x0364;chin, als &#x017F;ie fru&#x0364;h zu Marckte<lb/>
gangen, in dem Sack-Ga&#x0364;ßlein ein Gebu&#x0364;ndel<lb/>
von allerhand &#x017F;cho&#x0364;nen Zeuge, Hembde,<lb/>
Schu&#x0364;rtzen, Tu&#x0364;chlein <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> gefunden, wer war<lb/>
froher als &#x017F;ie. Sie fragte u&#x0364;berall nach, wer<lb/>
es verlohren ha&#x0364;tte, allein es wolte &#x017F;ich kein<lb/>
Verlierer anmelden, hiermit behielt &#x017F;ie die ge-<lb/>
fundene Sachen, den Sonntag darauff zie-<lb/>
het &#x017F;ie das <hi rendition="#aq">infici</hi>rte Hembde an, da bekommt<lb/>
das arme Men&#x017F;che Haupt-Schmertzen, end-<lb/>
lich gegen Abend, rei&#x017F;t es ihr in allen Gliedern,<lb/>
die Nacht weil &#x017F;ie das Hembde ausgezogen<lb/>
hatte, i&#x017F;t ihr ein wenig be&#x017F;&#x017F;er: Morgens, als<lb/>
&#x017F;ie an ihre Arbeit gehen will, bekommt &#x017F;ie ei-<lb/>
nen Schwindel, fa&#x0364;llt u&#x0364;bern Hauffen und<lb/>
greifft &#x017F;ie die &#x017F;chwere Seuche aufs hefftig&#x017F;te<lb/>
an. Jhre Muhme der &#x017F;ie davon eine Haube<lb/>
verehret hatte, wiederfuhr gleicher Zufall,<lb/>
bald nach dreyen Stunden als &#x017F;ie die Haube<lb/>
nur aufge&#x017F;etzt hatte, es i&#x017F;t die Magd fa&#x017F;t zwey<lb/>
Jahr lang mit der Kranckheit geplaget wor-<lb/>
den; die andere mu&#x017F;te anderthalb Jahr das<lb/>
Ubel tragen. Endlich funde &#x017F;ich eine Scha&#x0364;f-<lb/>
ferin, die nahm alle das Zeug zu &#x017F;ich, und da-<lb/>
mit wurden &#x017F;ie beyde wiederumb befreyet:<lb/>
doch hat das Men&#x017F;ch immer noch eine &#x017F;tarcke<lb/>
Blo&#x0364;digkeit des Haupts. So hat ein Teuf-<lb/>
fel den andern einen Po&#x017F;&#x017F;en geri&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;prach E-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ckarth,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0185] Roͤhrers Koͤchin, als ſie fruͤh zu Marckte gangen, in dem Sack-Gaͤßlein ein Gebuͤndel von allerhand ſchoͤnen Zeuge, Hembde, Schuͤrtzen, Tuͤchlein &c. gefunden, wer war froher als ſie. Sie fragte uͤberall nach, wer es verlohren haͤtte, allein es wolte ſich kein Verlierer anmelden, hiermit behielt ſie die ge- fundene Sachen, den Sonntag darauff zie- het ſie das inficirte Hembde an, da bekommt das arme Menſche Haupt-Schmertzen, end- lich gegen Abend, reiſt es ihr in allen Gliedern, die Nacht weil ſie das Hembde ausgezogen hatte, iſt ihr ein wenig beſſer: Morgens, als ſie an ihre Arbeit gehen will, bekommt ſie ei- nen Schwindel, faͤllt uͤbern Hauffen und greifft ſie die ſchwere Seuche aufs hefftigſte an. Jhre Muhme der ſie davon eine Haube verehret hatte, wiederfuhr gleicher Zufall, bald nach dreyen Stunden als ſie die Haube nur aufgeſetzt hatte, es iſt die Magd faſt zwey Jahr lang mit der Kranckheit geplaget wor- den; die andere muſte anderthalb Jahr das Ubel tragen. Endlich funde ſich eine Schaͤf- ferin, die nahm alle das Zeug zu ſich, und da- mit wurden ſie beyde wiederumb befreyet: doch hat das Menſch immer noch eine ſtarcke Bloͤdigkeit des Haupts. So hat ein Teuf- fel den andern einen Poſſen geriſſen, ſprach E- ckarth, L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/185
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/185>, abgerufen am 21.11.2024.