ckarth, wer weiß wem es die Schäfferin aufs neue mag angehencket haben. Nein! antwor- tete Siegfried, man hat nachgeforschet, was vor ein Mittel sie darzu gebrauchet hätte, so soll sie die abgeholte Sachen verbrand, die we- nige Asche mit dem aus der Linden geflossenen Wasser vermischt, in eine junge Eiche in wel- che ein Loch biß auff den Kern gebohret wor- den, in welches Loch sie die zu Kugeln gedruck- te Asche gethan, und dasselbe mit einen eiche- nen Pflock zugespündet, der Magd aber von den Linden-Wasser drey Wochen zu trincken befohlen haben. Dieses läst sich hören: sagte Eckarth und habe also mit meinen zu frühen Urtheil, der Schäfferin, die wohl sonsten nicht die Besten und Frömmsten seyn, vor diesesmahl zu viel gethan. Auf was Arth hat sie das aus der Linden geflossene Wasser be- kommen, fragte Eckarth. Mein Herr Vater gab Siegfried zur Antwort, sie soll es erstlich nicht haben melden wollen, endlich aber auf der Frauen inständiges Anhalten, die es selb- sten uns erzehlet hat, hat sie vorgegeben, im Frühling, wann der Safft in die Bäume trit, grabe sie um die Linde eine Grube, bis zur Wurtzel, und wann sie dahin käme, schneide sie die kleinen neben Würtzlein mit einem neu- en Messer entzwey, stecke dieselbe in Wasser-
Gläs-
ckarth, wer weiß wem es die Schaͤfferin aufs neue mag angehencket haben. Nein! antwor- tete Siegfried, man hat nachgeforſchet, was vor ein Mittel ſie darzu gebrauchet haͤtte, ſo ſoll ſie die abgeholte Sachen verbrand, die we- nige Aſche mit dem aus der Linden gefloſſenen Waſſer vermiſcht, in eine junge Eiche in wel- che ein Loch biß auff den Kern gebohret wor- den, in welches Loch ſie die zu Kugeln gedruck- te Aſche gethan, und daſſelbe mit einen eiche- nen Pflock zugeſpuͤndet, der Magd aber von den Linden-Waſſer drey Wochen zu trincken befohlen haben. Dieſes laͤſt ſich hoͤren: ſagte Eckarth und habe alſo mit meinen zu fruͤhen Urtheil, der Schaͤfferin, die wohl ſonſten nicht die Beſten und Froͤmmſten ſeyn, vor dieſesmahl zu viel gethan. Auf was Arth hat ſie das aus der Linden gefloſſene Waſſer be- kommen, fragte Eckarth. Mein Herr Vater gab Siegfried zur Antwort, ſie ſoll es erſtlich nicht haben melden wollen, endlich aber auf der Frauen inſtaͤndiges Anhalten, die es ſelb- ſten uns erzehlet hat, hat ſie vorgegeben, im Fruͤhling, wann der Safft in die Baͤume trit, grabe ſie um die Linde eine Grube, bis zur Wurtzel, und wann ſie dahin kaͤme, ſchneide ſie die kleinen neben Wuͤrtzlein mit einem neu- en Meſſer entzwey, ſtecke dieſelbe in Waſſer-
Glaͤſ-
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ckarth, wer weiß wem es die Schaͤfferin aufs
neue mag angehencket haben. Nein! antwor-
tete Siegfried, man hat nachgeforſchet, was
vor ein Mittel ſie darzu gebrauchet haͤtte, ſo
ſoll ſie die abgeholte Sachen verbrand, die we-
nige Aſche mit dem aus der Linden gefloſſenen
Waſſer vermiſcht, in eine junge Eiche in wel-
che ein Loch biß auff den Kern gebohret wor-
den, in welches Loch ſie die zu Kugeln gedruck-
te Aſche gethan, und daſſelbe mit einen eiche-
nen Pflock zugeſpuͤndet, der Magd aber von
den Linden-Waſſer drey Wochen zu trincken
befohlen haben. Dieſes laͤſt ſich hoͤren: ſagte
Eckarth und habe alſo mit meinen zu fruͤhen
Urtheil, der Schaͤfferin, die wohl ſonſten
nicht die Beſten und Froͤmmſten ſeyn, vor
dieſesmahl zu viel gethan. Auf was Arth hat
ſie das aus der Linden gefloſſene Waſſer be-
kommen, fragte Eckarth. Mein Herr Vater
gab Siegfried zur Antwort, ſie ſoll es erſtlich
nicht haben melden wollen, endlich aber auf
der Frauen inſtaͤndiges Anhalten, die es ſelb-
ſten uns erzehlet hat, hat ſie vorgegeben, im
Fruͤhling, wann der Safft in die Baͤume trit,
grabe ſie um die Linde eine Grube, bis zur
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ſie die kleinen neben Wuͤrtzlein mit einem neu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/186>, abgerufen am 21.11.2024.
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