Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ser, vermache solche feste mit Wachs, decke
nachmahls die Grube zu, nach und nach laufft
das Wasser aus denen Wurtzeln in die Gläser,
und wann sie des Wassers eine ziemliche Men-
ge habe, verkleibe sie die verschnittenen Wur-
tzeln mit Wachs, und verwerffe die Grube
wieder, und dieses Wassers brauche sie dann
denen Leuthen in der schweren Noth, Haupt-
Schmertzen und anderen Zufällen. Das
läst sich hören, sprach Eckarth, aber darüber
muß ich mich verwundern, daß die tummen
Leuthe in gleicher Kranckheit denen Kindern
die beschweisten Hembdlein an denen Leibern
mitten voneinander reissen, und dasselbe ver-
brennen, gleich als wann der Riß etwas dar-
bey thun solte, so es das Feuer ausrichten soll,
würde es so wohl an den gantzen Hembdlein
als dessen beyden gerissenen Theilen, seine
Krafft ausüben können. Des Abends als sie
vor das Wirths-Hauß kamen, hörten sie ein
groß Gelächter, und wäre Eckarth gerne wei-
ter gefahren, wenn ihnen die Nacht nicht allzu
behände auf den Halß kommen wäre, stiegen
demnach ab, giengen in das Hauß, und wie
sie in die Stube kamen, sahen sie ein Weib, die
auf einer Leyer schlug und allerhand Possen
angab, so kunte sie auch aus der Tasche spie-
len. Unsere Reisende fragten den Wirth,

ob

ſer, vermache ſolche feſte mit Wachs, decke
nachmahls die Grube zu, nach und nach laufft
das Waſſer aus denen Wurtzeln in die Glaͤſer,
und wann ſie des Waſſers eine ziemliche Men-
ge habe, verkleibe ſie die verſchnittenen Wur-
tzeln mit Wachs, und verwerffe die Grube
wieder, und dieſes Waſſers brauche ſie dann
denen Leuthen in der ſchweren Noth, Haupt-
Schmertzen und anderen Zufaͤllen. Das
laͤſt ſich hoͤren, ſprach Eckarth, aber daruͤber
muß ich mich verwundern, daß die tummen
Leuthe in gleicher Kranckheit denen Kindern
die beſchweiſten Hembdlein an denen Leibern
mitten voneinander reiſſen, und daſſelbe ver-
brennen, gleich als wann der Riß etwas dar-
bey thun ſolte, ſo es das Feuer ausrichten ſoll,
wuͤrde es ſo wohl an den gantzen Hembdlein
als deſſen beyden geriſſenen Theilen, ſeine
Krafft ausuͤben koͤnnen. Des Abends als ſie
vor das Wirths-Hauß kamen, hoͤrten ſie ein
groß Gelaͤchter, und waͤre Eckarth gerne wei-
ter gefahren, wenn ihnen die Nacht nicht allzu
behaͤnde auf den Halß kommen waͤre, ſtiegen
demnach ab, giengen in das Hauß, und wie
ſie in die Stube kamen, ſahen ſie ein Weib, die
auf einer Leyer ſchlug und allerhand Poſſen
angab, ſo kunte ſie auch aus der Taſche ſpie-
len. Unſere Reiſende fragten den Wirth,

ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0187" n="171"/>
&#x017F;er, vermache &#x017F;olche fe&#x017F;te mit Wachs, decke<lb/>
nachmahls die Grube zu, nach und nach laufft<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er aus denen Wurtzeln in die Gla&#x0364;&#x017F;er,<lb/>
und wann &#x017F;ie des Wa&#x017F;&#x017F;ers eine ziemliche Men-<lb/>
ge habe, verkleibe &#x017F;ie die ver&#x017F;chnittenen Wur-<lb/>
tzeln mit Wachs, und verwerffe die Grube<lb/>
wieder, und die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;ers brauche &#x017F;ie dann<lb/>
denen Leuthen in der &#x017F;chweren Noth, Haupt-<lb/>
Schmertzen und anderen Zufa&#x0364;llen. Das<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich ho&#x0364;ren, &#x017F;prach Eckarth, aber daru&#x0364;ber<lb/>
muß ich mich verwundern, daß die tummen<lb/>
Leuthe in gleicher Kranckheit denen Kindern<lb/>
die be&#x017F;chwei&#x017F;ten Hembdlein an denen Leibern<lb/>
mitten voneinander rei&#x017F;&#x017F;en, und da&#x017F;&#x017F;elbe ver-<lb/>
brennen, gleich als wann der Riß etwas dar-<lb/>
bey thun &#x017F;olte, &#x017F;o es das Feuer ausrichten &#x017F;oll,<lb/>
wu&#x0364;rde es &#x017F;o wohl an den gantzen Hembdlein<lb/>
als de&#x017F;&#x017F;en beyden geri&#x017F;&#x017F;enen Theilen, &#x017F;eine<lb/>
Krafft ausu&#x0364;ben ko&#x0364;nnen. Des Abends als &#x017F;ie<lb/>
vor das Wirths-Hauß kamen, ho&#x0364;rten &#x017F;ie ein<lb/>
groß Gela&#x0364;chter, und wa&#x0364;re Eckarth gerne wei-<lb/>
ter gefahren, wenn ihnen die Nacht nicht allzu<lb/>
beha&#x0364;nde auf den Halß kommen wa&#x0364;re, &#x017F;tiegen<lb/>
demnach ab, giengen in das Hauß, und wie<lb/>
&#x017F;ie in die Stube kamen, &#x017F;ahen &#x017F;ie ein Weib, die<lb/>
auf einer Leyer &#x017F;chlug und allerhand Po&#x017F;&#x017F;en<lb/>
angab, &#x017F;o kunte &#x017F;ie auch aus der Ta&#x017F;che &#x017F;pie-<lb/>
len. Un&#x017F;ere Rei&#x017F;ende fragten den Wirth,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ob</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0187] ſer, vermache ſolche feſte mit Wachs, decke nachmahls die Grube zu, nach und nach laufft das Waſſer aus denen Wurtzeln in die Glaͤſer, und wann ſie des Waſſers eine ziemliche Men- ge habe, verkleibe ſie die verſchnittenen Wur- tzeln mit Wachs, und verwerffe die Grube wieder, und dieſes Waſſers brauche ſie dann denen Leuthen in der ſchweren Noth, Haupt- Schmertzen und anderen Zufaͤllen. Das laͤſt ſich hoͤren, ſprach Eckarth, aber daruͤber muß ich mich verwundern, daß die tummen Leuthe in gleicher Kranckheit denen Kindern die beſchweiſten Hembdlein an denen Leibern mitten voneinander reiſſen, und daſſelbe ver- brennen, gleich als wann der Riß etwas dar- bey thun ſolte, ſo es das Feuer ausrichten ſoll, wuͤrde es ſo wohl an den gantzen Hembdlein als deſſen beyden geriſſenen Theilen, ſeine Krafft ausuͤben koͤnnen. Des Abends als ſie vor das Wirths-Hauß kamen, hoͤrten ſie ein groß Gelaͤchter, und waͤre Eckarth gerne wei- ter gefahren, wenn ihnen die Nacht nicht allzu behaͤnde auf den Halß kommen waͤre, ſtiegen demnach ab, giengen in das Hauß, und wie ſie in die Stube kamen, ſahen ſie ein Weib, die auf einer Leyer ſchlug und allerhand Poſſen angab, ſo kunte ſie auch aus der Taſche ſpie- len. Unſere Reiſende fragten den Wirth, ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/187
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/187>, abgerufen am 21.11.2024.