euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen. Der Bauer lachte und sprach: Dieses mahl habt ihr es nicht getroffen, ich habe schon mei- nes Theils genung. Unterdessen kam der Wirth und bath unsere Reisende, wann ihnen nicht länger gefiele dieser Plauderinnen zu zuhören, könten sie das Ober-Stüblein einnehmen, und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als die Gesellschafft in das Zimmer kam, fieng Eckarth an: Meine Herren, dieses Weib in der Schenck-Stube ist eine ertz Vettel, die werth wäre, man schlüge sie ihrer Leichtfer- tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie ist nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlä- ge sind manchmahl, wo nicht ein elender Todt darzu kommt, solcher Leuthe bestes Trinck- Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen Reisenden sagte, dergleichen Geschmeisse wer- den in und vor der Stadt Lusebra meine Her- ren die Menge finden, und ist fast kein ent- lauffener Soldat, Hencker, verdorbener Handwercker, unnütze Land-Läuffer, Bauer und allerhand Geschlöder, der nicht daselbst einen Artz solte abgeben, unter denen finden sich einige deren Curen sich so weit extendi- ren, daß auch wohl Hohe und Vornehme sie zu sich erbitten, oder in Person zu ihnen ge-
hen,
euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen. Der Bauer lachte und ſprach: Dieſes mahl habt ihr es nicht getroffen, ich habe ſchon mei- nes Theils genung. Unterdeſſen kam der Wirth und bath unſere Reiſende, wann ihnen nicht laͤnger gefiele dieſer Plauderinnen zu zuhoͤren, koͤnten ſie das Ober-Stuͤblein einnehmen, und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als die Geſellſchafft in das Zimmer kam, fieng Eckarth an: Meine Herren, dieſes Weib in der Schenck-Stube iſt eine ertz Vettel, die werth waͤre, man ſchluͤge ſie ihrer Leichtfer- tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie iſt nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlaͤ- ge ſind manchmahl, wo nicht ein elender Todt darzu kommt, ſolcher Leuthe beſtes Trinck- Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen Reiſenden ſagte, dergleichen Geſchmeiſſe wer- den in und vor der Stadt Luſebra meine Her- ren die Menge finden, und iſt faſt kein ent- lauffener Soldat, Hencker, verdorbener Handwercker, unnuͤtze Land-Laͤuffer, Bauer und allerhand Geſchloͤder, der nicht daſelbſt einen Artz ſolte abgeben, unter denen finden ſich einige deren Curen ſich ſo weit extendi- ren, daß auch wohl Hohe und Vornehme ſie zu ſich erbitten, oder in Perſon zu ihnen ge-
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euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen.
Der Bauer lachte und ſprach: Dieſes mahl
habt ihr es nicht getroffen, ich habe ſchon mei-
nes Theils genung. Unterdeſſen kam der Wirth
und bath unſere Reiſende, wann ihnen nicht
laͤnger gefiele dieſer Plauderinnen zu zuhoͤren,
koͤnten ſie das Ober-Stuͤblein einnehmen,
und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als
die Geſellſchafft in das Zimmer kam, fieng
Eckarth an: Meine Herren, dieſes Weib in
der Schenck-Stube iſt eine ertz Vettel, die
werth waͤre, man ſchluͤge ſie ihrer Leichtfer-
tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie iſt
nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht
werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlaͤ-
ge ſind manchmahl, wo nicht ein elender Todt
darzu kommt, ſolcher Leuthe beſtes Trinck-
Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen
Reiſenden ſagte, dergleichen Geſchmeiſſe wer-
den in und vor der Stadt Luſebra meine Her-
ren die Menge finden, und iſt faſt kein ent-
lauffener Soldat, Hencker, verdorbener
Handwercker, unnuͤtze Land-Laͤuffer, Bauer
und allerhand Geſchloͤder, der nicht daſelbſt
einen Artz ſolte abgeben, unter denen finden
ſich einige deren Curen ſich ſo weit extendi-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/189>, abgerufen am 21.11.2024.
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