Wein aufgehalten, zumahln weiln die lieblich singende Nachtigallen, Wechsels-Weise die Ohren der Anwesenden je mehr und mehr reitz- ten, sie begieriger in freyer Lufft, als in Lust- Hause anzuhören, die Felder mit ihren Her- tzens Gönnerin zu durchgehen, und bey so an- genehmer Zeit alle Sinnen völlig zu conten- tiren. Weiln aber der redliche Ehrenfried sei- ne übermäßige Freude nicht besser zu stillen wuste, als seinen Hertzens-Gästen und Freun- den, eine Gunst über die andere zu erzeigen: Beurlaubte er sich bey der abgehenden Com- pagnie; Zeitwährenden Spatziergangs, ein Brieflein, so frühzeitig solte abgeschicket wer- den, zu verfertigen; Es war aber die lieb-ge- paarte Schaar zur Garten-Thür kaum aus- getreten, befahl Ehrenfried, seinen bedienten Festheim die schon bestellten Musicanten als- bald herbey zu rufen, und unterdessen die Ta- fel mit allerhand Confituren besetzen zu lassen, umb seine wehrteste Freunde vor ihren Ab- schied noch recht zu ergötzen. Wehrender Zeit da alles bestellet wurde, saß Ehrenfried in so tieffen Gedancken, daß er nicht wuste ob Freunde oder Feinde ins Zimmer traten: Als Mülard, sein alter Freund, bey Eintritt der Musicanten aufrieff: Wie so in tieffen Ge-
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Wein aufgehalten, zumahln weiln die lieblich ſingende Nachtigallen, Wechſels-Weiſe die Ohren der Anweſenden je mehr und mehr reitz- ten, ſie begieriger in freyer Lufft, als in Luſt- Hauſe anzuhoͤren, die Felder mit ihren Her- tzens Goͤnnerin zu durchgehen, und bey ſo an- genehmer Zeit alle Sinnen voͤllig zu conten- tiren. Weiln aber der redliche Ehrenfried ſei- ne uͤbermaͤßige Freude nicht beſſer zu ſtillen wuſte, als ſeinen Hertzens-Gaͤſten und Freun- den, eine Gunſt uͤber die andere zu erzeigen: Beurlaubte er ſich bey der abgehenden Com- pagnie; Zeitwaͤhrenden Spatziergangs, ein Brieflein, ſo fruͤhzeitig ſolte abgeſchicket wer- den, zu verfertigen; Es war aber die lieb-ge- paarte Schaar zur Garten-Thuͤr kaum aus- getreten, befahl Ehrenfried, ſeinen bedienten Feſtheim die ſchon beſtellten Muſicanten als- bald herbey zu rufen, und unterdeſſen die Ta- fel mit allerhand Confituren beſetzen zu laſſen, umb ſeine wehrteſte Freunde vor ihren Ab- ſchied noch recht zu ergoͤtzen. Wehrender Zeit da alles beſtellet wurde, ſaß Ehrenfried in ſo tieffen Gedancken, daß er nicht wuſte ob Freunde oder Feinde ins Zimmer traten: Als Muͤlard, ſein alter Freund, bey Eintritt der Muſicanten aufrieff: Wie ſo in tieffen Ge-
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Wein aufgehalten, zumahln weiln die lieblich
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Ohren der Anweſenden je mehr und mehr reitz-
ten, ſie begieriger in freyer Lufft, als in Luſt-
Hauſe anzuhoͤren, die Felder mit ihren Her-
tzens Goͤnnerin zu durchgehen, und bey ſo an-
genehmer Zeit alle Sinnen voͤllig zu conten-
tiren. Weiln aber der redliche Ehrenfried ſei-
ne uͤbermaͤßige Freude nicht beſſer zu ſtillen
wuſte, als ſeinen Hertzens-Gaͤſten und Freun-
den, eine Gunſt uͤber die andere zu erzeigen:
Beurlaubte er ſich bey der abgehenden Com-
pagnie; Zeitwaͤhrenden Spatziergangs, ein
Brieflein, ſo fruͤhzeitig ſolte abgeſchicket wer-
den, zu verfertigen; Es war aber die lieb-ge-
paarte Schaar zur Garten-Thuͤr kaum aus-
getreten, befahl Ehrenfried, ſeinen bedienten
Feſtheim die ſchon beſtellten Muſicanten als-
bald herbey zu rufen, und unterdeſſen die Ta-
fel mit allerhand Confituren beſetzen zu laſſen,
umb ſeine wehrteſte Freunde vor ihren Ab-
ſchied noch recht zu ergoͤtzen. Wehrender
Zeit da alles beſtellet wurde, ſaß Ehrenfried in
ſo tieffen Gedancken, daß er nicht wuſte ob
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/20>, abgerufen am 21.11.2024.
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