ist einer bekannt fuhr er fort, aus gleicher Spitzbübischen Sorte, welcher zwey Mägd- lein, die er vor seine Schwestern ausgiebt, Manistischer Secte mit sich führet, dieser Vo- gel hat selbige zweymahl an unterschiedenen Orthen tauffen lassen, auch sonsten grossen Diebstahl begangen. Einsmahls mangelte es ihn am Gelde, da ließ er in Ambsterdam ei- ne Baude aufbauen, gab vor, es wäre ein ra- rer grosser Indianischer Vogel zu sehen. Die- ser zog sich gantz nackent aus, ließ sich in ein bundt Feder-Habit einnehen, und wuste seine Vogel-Person so meisterlich zu spielen, daß es innerhalb dreyen Tagen niemand merckte, daß es was anders als ein natürlicher Vogel wäre, als er aber durch seinen Spion vernahm, wie ihrer etliche Raths worden, den Vogel recht zu befühlen, denn ihnen in dessen Actionen ein und das andere wunderlich vor- käme, siehe! da flog unser Vogel mit dem ver- diebten Gelde davon, und ließ denen Betro- genen das Nachsehen. Jedennoch streicht er unter Veränderung des Nahmens das Land durch, und weil er der Sprachen ziemlich kun- dig ist, giebt er sich bald vor einen Spanier, Pohlen, Frantzosen oder Holländer aus; doch hat er diese Tugend an sich, daß er sich mit keinen groß gemein macht, als dem er son-
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iſt einer bekannt fuhr er fort, aus gleicher Spitzbuͤbiſchen Sorte, welcher zwey Maͤgd- lein, die er vor ſeine Schweſtern ausgiebt, Maniſtiſcher Secte mit ſich fuͤhret, dieſer Vo- gel hat ſelbige zweymahl an unterſchiedenen Orthen tauffen laſſen, auch ſonſten groſſen Diebſtahl begangen. Einsmahls mangelte es ihn am Gelde, da ließ er in Ambſterdam ei- ne Baude aufbauen, gab vor, es waͤre ein ra- rer groſſer Indianiſcher Vogel zu ſehen. Die- ſer zog ſich gantz nackent aus, ließ ſich in ein bundt Feder-Habit einnehen, und wuſte ſeine Vogel-Perſon ſo meiſterlich zu ſpielen, daß es innerhalb dreyen Tagen niemand merckte, daß es was anders als ein natuͤrlicher Vogel waͤre, als er aber durch ſeinen Spion vernahm, wie ihrer etliche Raths worden, den Vogel recht zu befuͤhlen, denn ihnen in deſſen Actionen ein und das andere wunderlich vor- kaͤme, ſiehe! da flog unſer Vogel mit dem ver- diebten Gelde davon, und ließ denen Betro- genen das Nachſehen. Jedennoch ſtreicht er unter Veraͤnderung des Nahmens das Land durch, und weil er der Sprachen ziemlich kun- dig iſt, giebt er ſich bald vor einen Spanier, Pohlen, Frantzoſen oder Hollaͤnder aus; doch hat er dieſe Tugend an ſich, daß er ſich mit keinen groß gemein macht, als dem er ſon-
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iſt einer bekannt fuhr er fort, aus gleicher
Spitzbuͤbiſchen Sorte, welcher zwey Maͤgd-
lein, die er vor ſeine Schweſtern ausgiebt,
Maniſtiſcher Secte mit ſich fuͤhret, dieſer Vo-
gel hat ſelbige zweymahl an unterſchiedenen
Orthen tauffen laſſen, auch ſonſten groſſen
Diebſtahl begangen. Einsmahls mangelte
es ihn am Gelde, da ließ er in Ambſterdam ei-
ne Baude aufbauen, gab vor, es waͤre ein ra-
rer groſſer Indianiſcher Vogel zu ſehen. Die-
ſer zog ſich gantz nackent aus, ließ ſich in ein
bundt Feder-Habit einnehen, und wuſte
ſeine Vogel-Perſon ſo meiſterlich zu ſpielen,
daß es innerhalb dreyen Tagen niemand
merckte, daß es was anders als ein natuͤrlicher
Vogel waͤre, als er aber durch ſeinen Spion
vernahm, wie ihrer etliche Raths worden, den
Vogel recht zu befuͤhlen, denn ihnen in deſſen
Actionen ein und das andere wunderlich vor-
kaͤme, ſiehe! da flog unſer Vogel mit dem ver-
diebten Gelde davon, und ließ denen Betro-
genen das Nachſehen. Jedennoch ſtreicht er
unter Veraͤnderung des Nahmens das Land
durch, und weil er der Sprachen ziemlich kun-
dig iſt, giebt er ſich bald vor einen Spanier,
Pohlen, Frantzoſen oder Hollaͤnder aus;
doch hat er dieſe Tugend an ſich, daß er ſich
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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