derlich zu trauen vermeynt, doch ist er eins- mahls von einem seiner Cameraden schändlich betrogen worden. Denn indem ihn dieser Bösewicht bey einen Polnischen Herrn eine Grube grub, fiel er selber so tieff hinnein, daß er sein Leben verlohren hätte, wo er nicht die weite Religion gehabt, denn an allen Orthen wo er hinkam, nahm er die Religion an, durch welche er ihm einigen Vortheil schaffen konte. Ach weh einen solchen Menschen, versetzte E- ckarth, der ist weder kalt noch warm, und ein Ertz-Betrüger darzu, dergleichen Bösewicht hätte in der Zeitligkeit die größte Straffe ver- dienet, damit er der grossen Höllen-Gefahr, in die er sich muthwilliger Weisse stürtzt, noch entrissen würde. Sylvander ein Raths-Herr von Lindara erzehlte eine Historie, welcher Gestalt unlängst ein Qvacksalber vor dem Raths-Collegio von denen Chirurgis wäre beschimpffet worden. Selbiger, weiln er in seinen ausgeworffenen Zettel alles zu verste- hen sich rühmte, vorgebende: Er wäre des Theophrasti Paracelsi Nachfolger, und so auch Frauen, die unfruchtbahr wären, wolte er ihnen, wann sie zu ihm kämen, also rathen, daß sie bald empfangen und fruchtbahr werden solten. Diesen Punct wurffen ihme die Bar- bierer am ersten vor, sagende: Wann er
Theo-
derlich zu trauen vermeynt, doch iſt er eins- mahls von einem ſeiner Cameraden ſchaͤndlich betrogen worden. Denn indem ihn dieſer Boͤſewicht bey einen Polniſchen Herrn eine Grube grub, fiel er ſelber ſo tieff hinnein, daß er ſein Leben verlohren haͤtte, wo er nicht die weite Religion gehabt, denn an allen Orthen wo er hinkam, nahm er die Religion an, durch welche er ihm einigen Vortheil ſchaffen konte. Ach weh einen ſolchen Menſchen, verſetzte E- ckarth, der iſt weder kalt noch warm, und ein Ertz-Betruͤger darzu, dergleichen Boͤſewicht haͤtte in der Zeitligkeit die groͤßte Straffe ver- dienet, damit er der groſſen Hoͤllen-Gefahr, in die er ſich muthwilliger Weiſſe ſtuͤrtzt, noch entriſſen wuͤrde. Sylvander ein Raths-Herr von Lindara erzehlte eine Hiſtorie, welcher Geſtalt unlaͤngſt ein Qvackſalber vor dem Raths-Collegio von denen Chirurgis waͤre beſchimpffet worden. Selbiger, weiln er in ſeinen ausgeworffenen Zettel alles zu verſte- hen ſich ruͤhmte, vorgebende: Er waͤre des Theophraſti Paracelſi Nachfolger, und ſo auch Frauen, die unfruchtbahr waͤren, wolte er ihnen, wann ſie zu ihm kaͤmen, alſo rathen, daß ſie bald empfangen und fruchtbahr werden ſolten. Dieſen Punct wurffen ihme die Bar- bierer am erſten vor, ſagende: Wann er
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derlich zu trauen vermeynt, doch iſt er eins-
mahls von einem ſeiner Cameraden ſchaͤndlich
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Boͤſewicht bey einen Polniſchen Herrn eine
Grube grub, fiel er ſelber ſo tieff hinnein, daß
er ſein Leben verlohren haͤtte, wo er nicht die
weite Religion gehabt, denn an allen Orthen
wo er hinkam, nahm er die Religion an, durch
welche er ihm einigen Vortheil ſchaffen konte.
Ach weh einen ſolchen Menſchen, verſetzte E-
ckarth, der iſt weder kalt noch warm, und ein
Ertz-Betruͤger darzu, dergleichen Boͤſewicht
haͤtte in der Zeitligkeit die groͤßte Straffe ver-
dienet, damit er der groſſen Hoͤllen-Gefahr,
in die er ſich muthwilliger Weiſſe ſtuͤrtzt, noch
entriſſen wuͤrde. Sylvander ein Raths-Herr
von Lindara erzehlte eine Hiſtorie, welcher
Geſtalt unlaͤngſt ein Qvackſalber vor dem
Raths-Collegio von denen Chirurgis waͤre
beſchimpffet worden. Selbiger, weiln er in
ſeinen ausgeworffenen Zettel alles zu verſte-
hen ſich ruͤhmte, vorgebende: Er waͤre des
Theophraſti Paracelſi Nachfolger, und ſo auch
Frauen, die unfruchtbahr waͤren, wolte er
ihnen, wann ſie zu ihm kaͤmen, alſo rathen,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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