Darm mit Blut gefüllet haben, und den stechen sie durch und betrügen also die Leuthe. Etliche haben eine sonderliche Verblendung, daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu sehen, da es doch nichts ist. Vielleicht versetzte Eckarth, werden sie es denen Chinesern nach- thun wollen, da sich einer in einen kleinen Korb setzet, und lässet sich tausendmahl durchste- chen, daß das Blut Strohm-weise abfleust, und hernach stehet er doch gesund und frisch ohne einige Wunde und Schaden auff. Dieses möchte ich wohl gerne sehen, antwor- tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr müsset hinreisen, mein Freund, ohne Zweiffel ge- schicht es durch Verblendung und Beyhülf- fe des Teuffels, der der vorig erzehlter Landstür- tzer Camerad und Reise-Gefährte ist: Oho! fuhre Andreas fort, das ist bey denen Land- stürtzern eben nichts neues, daß sie zuweilen die Strassen auch mit reine halten, Dieberey und andere Practiquen vornehmen, hernach dennoch wohl auf denen Märckten sich vor vornehme Aertzte ausgeben, und was ists wunder, daß dergleichen Verwegene sich mit Gelde bestechen lassen, mit Giffte denen Leu- then in die andere Welt zu helffen, da sie sol- ches an denen Jhrigen selbst practiciren, in- dem ich einen gekannt habe, der drey von sei-
nen
Darm mit Blut gefuͤllet haben, und den ſtechen ſie durch und betruͤgen alſo die Leuthe. Etliche haben eine ſonderliche Verblendung, daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu ſehen, da es doch nichts iſt. Vielleicht verſetzte Eckarth, werden ſie es denen Chineſern nach- thun wollen, da ſich einer in einen kleinen Korb ſetzet, und laͤſſet ſich tauſendmahl durchſte- chen, daß das Blut Strohm-weiſe abfleuſt, und hernach ſtehet er doch geſund und friſch ohne einige Wunde und Schaden auff. Dieſes moͤchte ich wohl gerne ſehen, antwor- tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr muͤſſet hinreiſen, mein Freund, ohne Zweiffel ge- ſchicht es durch Verblendung und Beyhuͤlf- fe des Teuffels, der der voꝛig erzehlter Landſtuͤr- tzer Camerad und Reiſe-Gefaͤhrte iſt: Oho! fuhre Andreas fort, das iſt bey denen Land- ſtuͤrtzern eben nichts neues, daß ſie zuweilen die Straſſen auch mit reine halten, Dieberey und andere Practiquen vornehmen, hernach dennoch wohl auf denen Maͤrckten ſich vor vornehme Aertzte ausgeben, und was iſts wunder, daß dergleichen Verwegene ſich mit Gelde beſtechen laſſen, mit Giffte denen Leu- then in die andere Welt zu helffen, da ſie ſol- ches an denen Jhrigen ſelbſt practiciren, in- dem ich einen gekannt habe, der drey von ſei-
nen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0274"n="258"/>
Darm mit Blut gefuͤllet haben, und den<lb/>ſtechen ſie durch und betruͤgen alſo die Leuthe.<lb/>
Etliche haben eine ſonderliche Verblendung,<lb/>
daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu ſehen,<lb/>
da es doch nichts iſt. Vielleicht verſetzte<lb/>
Eckarth, werden ſie es denen Chineſern nach-<lb/>
thun wollen, da ſich einer in einen kleinen Korb<lb/>ſetzet, und laͤſſet ſich tauſendmahl durchſte-<lb/>
chen, daß das Blut Strohm-weiſe abfleuſt,<lb/>
und hernach ſtehet er doch geſund und friſch<lb/>
ohne einige Wunde und Schaden auff.<lb/>
Dieſes moͤchte ich wohl gerne ſehen, antwor-<lb/>
tete Andreas. Eckarth <hirendition="#aq">replici</hi>rte, ihr muͤſſet<lb/>
hinreiſen, mein Freund, ohne Zweiffel ge-<lb/>ſchicht es durch Verblendung und Beyhuͤlf-<lb/>
fe des Teuffels, der der voꝛig erzehlter Landſtuͤr-<lb/>
tzer Camerad und Reiſe-Gefaͤhrte iſt: Oho!<lb/>
fuhre Andreas fort, das iſt bey denen Land-<lb/>ſtuͤrtzern eben nichts neues, daß ſie zuweilen<lb/>
die Straſſen auch mit reine halten, Dieberey<lb/>
und andere <hirendition="#aq">Practiqu</hi>en vornehmen, hernach<lb/>
dennoch wohl auf denen Maͤrckten ſich vor<lb/>
vornehme Aertzte ausgeben, und was iſts<lb/>
wunder, daß dergleichen Verwegene ſich mit<lb/>
Gelde beſtechen laſſen, mit Giffte denen Leu-<lb/>
then in die andere Welt zu helffen, da ſie ſol-<lb/>
ches an denen Jhrigen ſelbſt <hirendition="#aq">practici</hi>ren, in-<lb/>
dem ich einen gekannt habe, der drey von ſei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[258/0274]
Darm mit Blut gefuͤllet haben, und den
ſtechen ſie durch und betruͤgen alſo die Leuthe.
Etliche haben eine ſonderliche Verblendung,
daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu ſehen,
da es doch nichts iſt. Vielleicht verſetzte
Eckarth, werden ſie es denen Chineſern nach-
thun wollen, da ſich einer in einen kleinen Korb
ſetzet, und laͤſſet ſich tauſendmahl durchſte-
chen, daß das Blut Strohm-weiſe abfleuſt,
und hernach ſtehet er doch geſund und friſch
ohne einige Wunde und Schaden auff.
Dieſes moͤchte ich wohl gerne ſehen, antwor-
tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr muͤſſet
hinreiſen, mein Freund, ohne Zweiffel ge-
ſchicht es durch Verblendung und Beyhuͤlf-
fe des Teuffels, der der voꝛig erzehlter Landſtuͤr-
tzer Camerad und Reiſe-Gefaͤhrte iſt: Oho!
fuhre Andreas fort, das iſt bey denen Land-
ſtuͤrtzern eben nichts neues, daß ſie zuweilen
die Straſſen auch mit reine halten, Dieberey
und andere Practiquen vornehmen, hernach
dennoch wohl auf denen Maͤrckten ſich vor
vornehme Aertzte ausgeben, und was iſts
wunder, daß dergleichen Verwegene ſich mit
Gelde beſtechen laſſen, mit Giffte denen Leu-
then in die andere Welt zu helffen, da ſie ſol-
ches an denen Jhrigen ſelbſt practiciren, in-
dem ich einen gekannt habe, der drey von ſei-
nen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/274>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.