miethete Zimmer; es hatte aber der Wirth- schaffter einen Knaben von 12. Jahren, wel- cher bey nahe 4. Wochen lang den Durchlauff gehabt, von allen Kräfften kommen war, und ihm nichts mehr helffen wolte. Siegfried, als er dieses sahe und erfahren, was den Kna- ben mangelte? sprach er: Monsr. Sulecki, so hieß der Wirth, er bemühe sich daß er Eßig von Eichenholtze bekomme, so will ich ihn als gehörig zurichten, dann wird eueren Sohne bald geholffen werden. Der Wirth gieng und brachte Siegfrieden zwey Maß: Dieser nahm ein Pfund Sal Tartari, goß den Eßig in eine Kolben, that das Saltz darzu, schüttelte es wohl unter einander, denn zog er den Spiri- tum noch selbigen Tag und Nacht über, des Morgens darauff, gab er den Knaben einen halben Löffel voll in ein wenig warm Bier ein, gleich bekam der Knabe Linderung, und nach- dem er es vier biß fünff mahl gebraucht hatte/ stunde der Durchbruch, und der Kna- be wurde gesund. Und dieweil unsere Reisen- de doch einen Diener umb sich haben musten, Andreas auch ihnen ziemlich anstund, resol- virten sie sich ihn den Winter über zu behal- ten, alsdenn wolten sie bey Fortsetzung ihrer Reise sehen, wie es die Gelegenheit geben wür- de. Es waren kaum 6. Tage vorbey gestri-
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miethete Zimmer; es hatte aber der Wirth- ſchaffter einen Knaben von 12. Jahren, wel- cher bey nahe 4. Wochen lang den Durchlauff gehabt, von allen Kraͤfften kommen war, und ihm nichts mehr helffen wolte. Siegfried, als er dieſes ſahe und erfahren, was den Kna- ben mangelte? ſprach er: Monſr. Sulecki, ſo hieß der Wirth, er bemuͤhe ſich daß er Eßig von Eichenholtze bekomme, ſo will ich ihn als gehoͤrig zurichten, dann wird eueren Sohne bald geholffen werden. Der Wirth gieng und brachte Siegfrieden zwey Maß: Dieſer nahm ein Pfund Sal Tartari, goß den Eßig in eine Kolben, that das Saltz darzu, ſchuͤttelte es wohl unter einander, denn zog er den Spiri- tum noch ſelbigen Tag und Nacht uͤber, des Morgens darauff, gab er den Knaben einen halben Loͤffel voll in ein wenig warm Bier ein, gleich bekam der Knabe Linderung, und nach- dem er es vier biß fuͤnff mahl gebraucht hatte/ ſtunde der Durchbruch, und der Kna- be wurde geſund. Und dieweil unſere Reiſen- de doch einen Diener umb ſich haben muſten, Andreas auch ihnen ziemlich anſtund, reſol- virten ſie ſich ihn den Winter uͤber zu behal- ten, alsdenn wolten ſie bey Fortſetzung ihrer Reiſe ſehen, wie es die Gelegenheit geben wuͤr- de. Es waren kaum 6. Tage vorbey geſtri-
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miethete Zimmer; es hatte aber der Wirth-
ſchaffter einen Knaben von 12. Jahren, wel-
cher bey nahe 4. Wochen lang den Durchlauff
gehabt, von allen Kraͤfften kommen war, und
ihm nichts mehr helffen wolte. Siegfried,
als er dieſes ſahe und erfahren, was den Kna-
ben mangelte? ſprach er: Monſr. Sulecki,
ſo hieß der Wirth, er bemuͤhe ſich daß er Eßig
von Eichenholtze bekomme, ſo will ich ihn als
gehoͤrig zurichten, dann wird eueren Sohne
bald geholffen werden. Der Wirth gieng
und brachte Siegfrieden zwey Maß: Dieſer
nahm ein Pfund Sal Tartari, goß den Eßig in
eine Kolben, that das Saltz darzu, ſchuͤttelte
es wohl unter einander, denn zog er den Spiri-
tum noch ſelbigen Tag und Nacht uͤber, des
Morgens darauff, gab er den Knaben einen
halben Loͤffel voll in ein wenig warm Bier ein,
gleich bekam der Knabe Linderung, und nach-
dem er es vier biß fuͤnff mahl gebraucht
hatte/ ſtunde der Durchbruch, und der Kna-
be wurde geſund. Und dieweil unſere Reiſen-
de doch einen Diener umb ſich haben muſten,
Andreas auch ihnen ziemlich anſtund, reſol-
virten ſie ſich ihn den Winter uͤber zu behal-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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