und kauffte ein Güthlein Nahmens Liddo, fünff Meilen von der Haupt-Stadt des Für- stenthums Ponila, Paliro genannt, gelegen, und weiln meiner alten guten Academischen Freunde Söhne reisen solten, both ich mich selbsten darzu an, mit ihnen Europa zu durch- sehen, und meine alte Bekannten und Came- raden, noch einmahl vor meinen Ende zu be- suchen. Jst denn der Herr Bruder nicht ver- heyrathet, und kan er gleichwohl so abkom- men? fragte der General. Eckarth antworte- te, ich habe das Frauen-Volck nie geachtet, vielweniger die Verdrießlichkeit des Ehestan- des angehen wollen, da man seine edle Frey- heit einem Weibe übergibt, die einen, als ei- nen gefässelten Sclaven tractiret, bald wür- de ihr der Taback anstincken, bald würde ihr dieses, bald jenes nicht anstehen. Meine Wirthschafft habe ich dieweil Herrn Mülard, meinen alten guten Freunde übergeben, des- sen Sohn ich bey mir habe. Aber sage er mir doch, fragte der Grafe, wo ist denn sein damahliger Cornet, Monsr. Rannefort, hin- kommen, lebet er noch? Ja er lebet, antwor- tete Eckarth, und ist Major und Commen- dant in ermelder Stadt Paliro. Lieber Herr Bruder, sprach der General, wann er der Orten schreibet, bitte ich ein Brieflein von mir
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und kauffte ein Guͤthlein Nahmens Liddo, fuͤnff Meilen von der Haupt-Stadt des Fuͤr- ſtenthums Ponila, Paliro genannt, gelegen, und weiln meiner alten guten Academiſchen Freunde Soͤhne reiſen ſolten, both ich mich ſelbſten darzu an, mit ihnen Europa zu durch- ſehen, und meine alte Bekannten und Came- raden, noch einmahl vor meinen Ende zu be- ſuchen. Jſt denn der Herr Bruder nicht ver- heyrathet, und kan er gleichwohl ſo abkom- men? fragte der General. Eckarth antworte- te, ich habe das Frauen-Volck nie geachtet, vielweniger die Verdrießlichkeit des Eheſtan- des angehen wollen, da man ſeine edle Frey- heit einem Weibe uͤbergibt, die einen, als ei- nen gefaͤſſelten Sclaven tractiret, bald wuͤr- de ihr der Taback anſtincken, bald wuͤrde ihr dieſes, bald jenes nicht anſtehen. Meine Wirthſchafft habe ich dieweil Herrn Muͤlard, meinen alten guten Freunde uͤbergeben, deſ- ſen Sohn ich bey mir habe. Aber ſage er mir doch, fragte der Grafe, wo iſt denn ſein damahliger Cornet, Monſr. Rannefort, hin- kommen, lebet er noch? Ja er lebet, antwor- tete Eckarth, und iſt Major und Commen- dant in ermelder Stadt Paliro. Lieber Herr Bruder, ſprach der General, wann er der Orten ſchreibet, bitte ich ein Brieflein von mir
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und kauffte ein Guͤthlein Nahmens Liddo,
fuͤnff Meilen von der Haupt-Stadt des Fuͤr-
ſtenthums Ponila, Paliro genannt, gelegen,
und weiln meiner alten guten Academiſchen
Freunde Soͤhne reiſen ſolten, both ich mich
ſelbſten darzu an, mit ihnen Europa zu durch-
ſehen, und meine alte Bekannten und Came-
raden, noch einmahl vor meinen Ende zu be-
ſuchen. Jſt denn der Herr Bruder nicht ver-
heyrathet, und kan er gleichwohl ſo abkom-
men? fragte der General. Eckarth antworte-
te, ich habe das Frauen-Volck nie geachtet,
vielweniger die Verdrießlichkeit des Eheſtan-
des angehen wollen, da man ſeine edle Frey-
heit einem Weibe uͤbergibt, die einen, als ei-
nen gefaͤſſelten Sclaven tractiret, bald wuͤr-
de ihr der Taback anſtincken, bald wuͤrde ihr
dieſes, bald jenes nicht anſtehen. Meine
Wirthſchafft habe ich dieweil Herrn Muͤlard,
meinen alten guten Freunde uͤbergeben, deſ-
ſen Sohn ich bey mir habe. Aber ſage er
mir doch, fragte der Grafe, wo iſt denn ſein
damahliger Cornet, Monſr. Rannefort, hin-
kommen, lebet er noch? Ja er lebet, antwor-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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