götzlichkeit machen wolte, ließ sich eine grosse Flasche Wein bringen, nahm sein Stamm- Buch, trunck es seinen eingeschriebenen guten Brüdern zu/ mit denen Worten, Bruder deine Gesundheit wo du noch lebest, und be- lapperte sich dergestalt daß man ihn wohl be- rauschet zu Bette führen muste. Jch vor mein Theil halte wenig oder nichts auf die Sauff-Brüderschafft, die offters nicht län- ger dauret als der Trunck die Kehle abfleust, ausser diesen aestimire ich allezeit einen guten bekandten Freund, ob er gleich nicht mein Sauff Bruder ist. Die Sauff-Brüder ver- derben einen manche schöne Stunden, die man sonst nützlicher hätte anwenden können. Eckarth sprach: Jch halte es mit Herr Gott- hart. Ob gleich man es zuweilen nach lang ge- habter Conversation nicht vermeiden kan; daß man aber mit allerhand Leuthen Brüder- schafft macht, ist so wohl des Respects halber, als auch sonsten der Gemeinschafft wegen nicht convenabel. Jch gedencke noch, daß zu meiner Zeit ein Sohn mit seinen leiblichen Vater Brüderschafft machte, und besoffen sich beyde zur Brüderschaffts-Confirmation so voll, daß man sie ins Bette tragen muste, ein rechter guter Freund ist mir lieber, als ze- hen Sauff-Brüder, die in der Noth mich ste-
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goͤtzlichkeit machen wolte, ließ ſich eine groſſe Flaſche Wein bringen, nahm ſein Stamm- Buch, trunck es ſeinen eingeſchriebenen guten Bruͤdern zu/ mit denen Worten, Bruder deine Geſundheit wo du noch lebeſt, und be- lapperte ſich dergeſtalt daß man ihn wohl be- rauſchet zu Bette fuͤhren muſte. Jch vor mein Theil halte wenig oder nichts auf die Sauff-Bruͤderſchafft, die offters nicht laͤn- ger dauret als der Trunck die Kehle abfleuſt, auſſer dieſen æſtimire ich allezeit einen guten bekandten Freund, ob er gleich nicht mein Sauff Bruder iſt. Die Sauff-Bruͤder ver- derben einen manche ſchoͤne Stunden, die man ſonſt nuͤtzlicher haͤtte anwenden koͤnnen. Eckarth ſprach: Jch halte es mit Herr Gott- hart. Ob gleich man es zuweilen nach lang ge- habter Converſation nicht vermeiden kan; daß man aber mit allerhand Leuthen Bruͤder- ſchafft macht, iſt ſo wohl des Reſpects halber, als auch ſonſten der Gemeinſchafft wegen nicht convenabel. Jch gedencke noch, daß zu meiner Zeit ein Sohn mit ſeinen leiblichen Vater Bruͤderſchafft machte, und beſoffen ſich beyde zur Bruͤderſchaffts-Confirmation ſo voll, daß man ſie ins Bette tragen muſte, ein rechter guter Freund iſt mir lieber, als ze- hen Sauff-Bruͤder, die in der Noth mich ſte-
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goͤtzlichkeit machen wolte, ließ ſich eine groſſe
Flaſche Wein bringen, nahm ſein Stamm-
Buch, trunck es ſeinen eingeſchriebenen guten
Bruͤdern zu/ mit denen Worten, Bruder
deine Geſundheit wo du noch lebeſt, und be-
lapperte ſich dergeſtalt daß man ihn wohl be-
rauſchet zu Bette fuͤhren muſte. Jch vor
mein Theil halte wenig oder nichts auf die
Sauff-Bruͤderſchafft, die offters nicht laͤn-
ger dauret als der Trunck die Kehle abfleuſt,
auſſer dieſen æſtimire ich allezeit einen guten
bekandten Freund, ob er gleich nicht mein
Sauff Bruder iſt. Die Sauff-Bruͤder ver-
derben einen manche ſchoͤne Stunden, die man
ſonſt nuͤtzlicher haͤtte anwenden koͤnnen.
Eckarth ſprach: Jch halte es mit Herr Gott-
hart. Ob gleich man es zuweilen nach lang ge-
habter Converſation nicht vermeiden kan;
daß man aber mit allerhand Leuthen Bruͤder-
ſchafft macht, iſt ſo wohl des Reſpects halber,
als auch ſonſten der Gemeinſchafft wegen
nicht convenabel. Jch gedencke noch, daß
zu meiner Zeit ein Sohn mit ſeinen leiblichen
Vater Bruͤderſchafft machte, und beſoffen
ſich beyde zur Bruͤderſchaffts-Confirmation
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ein rechter guter Freund iſt mir lieber, als ze-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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