Hoch-geehrtester Herr replicirte der Wirth, nichts als mein Gemüthe zu denselben verur- sachet mich dieses Anbringen zu thun, und wer weiß denn wo meinem Kinde, so es GOtt gefällt, leben zu lassen, an einen frembden Orthe auch könne gerathen werden: Wohl- an denn replicirte Eckarth, so bedancke ich mich seiner redlichen Zuneigung wegen, mein Herr Sulezki ich werde mich schon als ein ge- treuer Tauf-Zeuge zu bestimmter Zeit ein- finden; Der Wirth machte eine Gegen-Be- danckung und gieng seiner Wege: Nachdem wandte sich Eckarth zu denen jungen Herren, sagende: Es gibt wohl wunderliche Leuthe in der Welt, bevoraus wann sie zu Gefattern bitten sollen, und da sonsten dieses Heilige Werck zum Heyl der armen Kinder angeord- net und angesehen ist, suchen manche Eltern darinnen ihren Eigen-Nutz, pflegen dannen- hero gemeine Leuthe zum offtern Stands- Personen, hohe Officianten oder reiche Leuthe zu bitten, und damit der Herr Gevatter so dann wann ein Dienstgen offen ist, ihnen möchte behülfflich seyn, oder wann ihnen Geld nöthig wäre, etwas auf nimmer wieder zu geben, zu borgen bekommen. Es wäre all- hier wohl geschickter ein jedes verbliebe bey sei- nes gleichen, oder bäthen gute ehrliche Leuthe
die
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Hoch-geehrteſter Herr replicirte der Wirth, nichts als mein Gemuͤthe zu denſelben verur- ſachet mich dieſes Anbringen zu thun, und wer weiß denn wo meinem Kinde, ſo es GOtt gefaͤllt, leben zu laſſen, an einen frembden Orthe auch koͤnne gerathen werden: Wohl- an denn replicirte Eckarth, ſo bedancke ich mich ſeiner redlichen Zuneigung wegen, mein Herr Sulezki ich werde mich ſchon als ein ge- treuer Tauf-Zeuge zu beſtimmter Zeit ein- finden; Der Wirth machte eine Gegen-Be- danckung und gieng ſeiner Wege: Nachdem wandte ſich Eckarth zu denen jungen Herren, ſagende: Es gibt wohl wunderliche Leuthe in der Welt, bevoraus wann ſie zu Gefattern bitten ſollen, und da ſonſten dieſes Heilige Werck zum Heyl der armen Kinder angeord- net und angeſehen iſt, ſuchen manche Eltern darinnen ihren Eigen-Nutz, pflegen dannen- hero gemeine Leuthe zum offtern Stands- Perſonen, hohe Officianten oder reiche Leuthe zu bitten, und damit der Herr Gevatter ſo dann wann ein Dienſtgen offen iſt, ihnen moͤchte behuͤlfflich ſeyn, oder wann ihnen Geld noͤthig waͤre, etwas auf nimmer wieder zu geben, zu borgen bekommen. Es waͤre all- hier wohl geſchickter ein jedes verbliebe bey ſei- nes gleichen, oder baͤthen gute ehrliche Leuthe
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Hoch-geehrteſter Herr replicirte der Wirth,
nichts als mein Gemuͤthe zu denſelben verur-
ſachet mich dieſes Anbringen zu thun, und
wer weiß denn wo meinem Kinde, ſo es GOtt
gefaͤllt, leben zu laſſen, an einen frembden
Orthe auch koͤnne gerathen werden: Wohl-
an denn replicirte Eckarth, ſo bedancke ich
mich ſeiner redlichen Zuneigung wegen, mein
Herr Sulezki ich werde mich ſchon als ein ge-
treuer Tauf-Zeuge zu beſtimmter Zeit ein-
finden; Der Wirth machte eine Gegen-Be-
danckung und gieng ſeiner Wege: Nachdem
wandte ſich Eckarth zu denen jungen Herren,
ſagende: Es gibt wohl wunderliche Leuthe in
der Welt, bevoraus wann ſie zu Gefattern
bitten ſollen, und da ſonſten dieſes Heilige
Werck zum Heyl der armen Kinder angeord-
net und angeſehen iſt, ſuchen manche Eltern
darinnen ihren Eigen-Nutz, pflegen dannen-
hero gemeine Leuthe zum offtern Stands-
Perſonen, hohe Officianten oder reiche Leuthe
zu bitten, und damit der Herr Gevatter ſo
dann wann ein Dienſtgen offen iſt, ihnen
moͤchte behuͤlfflich ſeyn, oder wann ihnen
Geld noͤthig waͤre, etwas auf nimmer wieder
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/371>, abgerufen am 25.11.2024.
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