die einmahl einem solchen Kinde beyräthig seyn könten. Gotthart sagte: Herr Vater, wir Christen solten in einen so heiligen Wer- cke kein Auslesen machen, sondern alle einan- der gleich seyn. Es ist wohl wahr mein Herr Sohn replicirte Eckarth, wann es nur aus guter Affection und Liebe wie hier bey unsern Wirthe, geschicht. Allein wo man das Utile und Jucundum diesem heiligen Wercke mit einmischet, ist es gleich wie bey denen Juden, die ihre Wechsel-Tische in den Tempel setzten, und also aus der Kirche ein Kauff-Hauß machten. Des andern Tages wurde das Kind zur heiligen Tauffe getragen, und Eckarth stund mit zwey andern Personen zu Gevattern, nach vollbrachten Tauff-Actus, ward ein groß Gast-Geboth gehalten: Eckarth aber wolte sich vom Wirth mit beywesend zu seyn keinesweges erbitten lassen, sagende: Man lasse den Frauens-Volck ihre Lust, ich würde unter ihnen gleich einer Eulen unter denen Vögeln seyn, und zu denen jungen Herren sprach er: Sehet lieben Herren Söh- ne, welche eine üble Gewohnheit ist bey man- chen Völckern, daß, da sie GOtt den HErrn vor die hohe Gnade, welche ihren Kindern in der heiligen Tauffe wiederfahren, dancken sol- len, und der abgematteten Sechswöchnerinn
und
die einmahl einem ſolchen Kinde beyraͤthig ſeyn koͤnten. Gotthart ſagte: Herr Vater, wir Chriſten ſolten in einen ſo heiligen Wer- cke kein Ausleſen machen, ſondern alle einan- der gleich ſeyn. Es iſt wohl wahr mein Herr Sohn replicirte Eckarth, wann es nur aus guter Affection und Liebe wie hier bey unſern Wirthe, geſchicht. Allein wo man das Utile und Jucundum dieſem heiligen Wercke mit einmiſchet, iſt es gleich wie bey denen Juden, die ihre Wechſel-Tiſche in den Tempel ſetzten, und alſo aus der Kirche ein Kauff-Hauß machten. Des andern Tages wurde das Kind zur heiligen Tauffe getragen, und Eckarth ſtund mit zwey andern Perſonen zu Gevattern, nach vollbrachten Tauff-Actus, ward ein groß Gaſt-Geboth gehalten: Eckarth aber wolte ſich vom Wirth mit beyweſend zu ſeyn keinesweges erbitten laſſen, ſagende: Man laſſe den Frauens-Volck ihre Luſt, ich wuͤrde unter ihnen gleich einer Eulen unter denen Voͤgeln ſeyn, und zu denen jungen Herren ſprach er: Sehet lieben Herren Soͤh- ne, welche eine uͤble Gewohnheit iſt bey man- chen Voͤlckern, daß, da ſie GOtt den HErrn vor die hohe Gnade, welche ihren Kindern in der heiligen Tauffe wiederfahren, dancken ſol- len, und der abgematteten Sechswoͤchnerinn
und
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die einmahl einem ſolchen Kinde beyraͤthig
ſeyn koͤnten. Gotthart ſagte: Herr Vater,
wir Chriſten ſolten in einen ſo heiligen Wer-
cke kein Ausleſen machen, ſondern alle einan-
der gleich ſeyn. Es iſt wohl wahr mein Herr
Sohn replicirte Eckarth, wann es nur aus
guter Affection und Liebe wie hier bey unſern
Wirthe, geſchicht. Allein wo man das Utile
und Jucundum dieſem heiligen Wercke mit
einmiſchet, iſt es gleich wie bey denen Juden,
die ihre Wechſel-Tiſche in den Tempel ſetzten,
und alſo aus der Kirche ein Kauff-Hauß
machten. Des andern Tages wurde das
Kind zur heiligen Tauffe getragen, und
Eckarth ſtund mit zwey andern Perſonen zu
Gevattern, nach vollbrachten Tauff-Actus,
ward ein groß Gaſt-Geboth gehalten: Eckarth
aber wolte ſich vom Wirth mit beyweſend zu
ſeyn keinesweges erbitten laſſen, ſagende:
Man laſſe den Frauens-Volck ihre Luſt, ich
wuͤrde unter ihnen gleich einer Eulen unter
denen Voͤgeln ſeyn, und zu denen jungen
Herren ſprach er: Sehet lieben Herren Soͤh-
ne, welche eine uͤble Gewohnheit iſt bey man-
chen Voͤlckern, daß, da ſie GOtt den HErrn
vor die hohe Gnade, welche ihren Kindern in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/372>, abgerufen am 25.11.2024.
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