wehrtesten Vetter Herrn Mülard umb die Füsse, sagende: Einiger Trost meines Ver- gnügens Hoch-wehrtester Herr Vetter, dessen hohe Praesentz erqvicket meine Seele so sehr, als meiner - - indem fielen ihr die Zähren Strom- weise aus denen lieb-reitzenden Augen, nun- mehro verstorbenen seel. Eltern tägliche Trost- und Ermahnungs-Worte mich contentiret. Meine Jugend aestimire ich vor unglück- seelig, daß ich von der ersten Blüthe meiner Jahre nichts von einem so hoch-geliebten Freunde gesehen, sondern nur durch Erzehlung und bey meinen seel. Eltern, offt in ungemei- ner Hochachtung erwehnten Nahmen Mü- lard mein Gemüth müssen vergnügt seyn las- sen. Nunmehro aber höchst-beglückte Edel- muth erfreue dich, den so lang gewüntschten Vetter zu sehen. Schauet; hoch-geschätzter Herr Mülard, eure seel. Schwester Adel- gundis Tochter mit Vett- und Väterlichen Augen an, und lasset euere Zuneigung auff mich als euere Tochter gehen: Mein Wille soll getheilet seyn, euch und meinen Mann zu lieben, zu ehren, zu gehorsamen und eueren Winck zu folgen. Stehet auff meine Toch- ter Edelmuth, stehet auff sagte Mülard, und versichert euch, daß mein gantzes Gemüth euch zugethan verbleibet, und zum Zeichen meiner
Vett-
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wehrteſten Vetter Herrn Muͤlard umb die Fuͤſſe, ſagende: Einiger Troſt meines Ver- gnuͤgens Hoch-wehrteſter Herr Vetter, deſſen hohe Præſentz erqvicket meine Seele ſo ſehr, als meiner ‒ ‒ indem fielen ihr die Zaͤhren Strom- weiſe aus denen lieb-reitzenden Augen, nun- mehro verſtorbenen ſeel. Eltern taͤgliche Troſt- und Ermahnungs-Worte mich contentiret. Meine Jugend æſtimire ich vor ungluͤck- ſeelig, daß ich von der erſten Bluͤthe meiner Jahre nichts von einem ſo hoch-geliebten Freunde geſehen, ſondern nur durch Erzehlung und bey meinen ſeel. Eltern, offt in ungemei- ner Hochachtung erwehnten Nahmen Muͤ- lard mein Gemuͤth muͤſſen vergnuͤgt ſeyn laſ- ſen. Nunmehro aber hoͤchſt-begluͤckte Edel- muth erfreue dich, den ſo lang gewuͤntſchten Vetter zu ſehen. Schauet; hoch-geſchaͤtzter Herr Muͤlard, eure ſeel. Schweſter Adel- gundis Tochter mit Vett- und Vaͤterlichen Augen an, und laſſet euere Zuneigung auff mich als euere Tochter gehen: Mein Wille ſoll getheilet ſeyn, euch und meinen Mann zu lieben, zu ehren, zu gehorſamen und eueren Winck zu folgen. Stehet auff meine Toch- ter Edelmuth, ſtehet auff ſagte Muͤlard, und verſichert euch, daß mein gantzes Gemuͤth euch zugethan verbleibet, und zum Zeichen meiner
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wehrteſten Vetter Herrn Muͤlard umb die
Fuͤſſe, ſagende: Einiger Troſt meines Ver-
gnuͤgens Hoch-wehrteſter Herr Vetter, deſſen
hohe Præſentz erqvicket meine Seele ſo ſehr, als
meiner ‒ ‒ indem fielen ihr die Zaͤhren Strom-
weiſe aus denen lieb-reitzenden Augen, nun-
mehro verſtorbenen ſeel. Eltern taͤgliche Troſt-
und Ermahnungs-Worte mich contentiret.
Meine Jugend æſtimire ich vor ungluͤck-
ſeelig, daß ich von der erſten Bluͤthe meiner
Jahre nichts von einem ſo hoch-geliebten
Freunde geſehen, ſondern nur durch Erzehlung
und bey meinen ſeel. Eltern, offt in ungemei-
ner Hochachtung erwehnten Nahmen Muͤ-
lard mein Gemuͤth muͤſſen vergnuͤgt ſeyn laſ-
ſen. Nunmehro aber hoͤchſt-begluͤckte Edel-
muth erfreue dich, den ſo lang gewuͤntſchten
Vetter zu ſehen. Schauet; hoch-geſchaͤtzter
Herr Muͤlard, eure ſeel. Schweſter Adel-
gundis Tochter mit Vett- und Vaͤterlichen
Augen an, und laſſet euere Zuneigung auff
mich als euere Tochter gehen: Mein Wille
ſoll getheilet ſeyn, euch und meinen Mann zu
lieben, zu ehren, zu gehorſamen und eueren
Winck zu folgen. Stehet auff meine Toch-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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