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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Gemahlin und Fräulein complimentirt hat-
te, fiel er Eckarthen umb den Halß; und ver-
goß vor Freuden die Thränen häufig, sagende:
Allerliebster Hertzens-Bruder, die Guttha-
ten und Höflichkeiten, die du ehemahls mir
und denen Meinigen, vor weniger Zeit zu
meiner höchsten Consolation erwiesen hast,
würden mit der Helffte aller meiner Güther
nicht können recompensiret werden! Ach
glückseelige Stunden, die ihr vor dem Ende
meines Lebens mir einen solchen werthesten
Freund zugeschickt habt; So dir einiger Trost
meines Hauses meine Charge anstehet, und
dir Jhro Käyserl. Majest. zu dienen beliebet,
will ich dir sie willich abtreten, und bey dir die
übrige Zeit meines Lebens, als eine Privat-
Person hier zubringen. Die Fräulein So-
lueka
empfieng alle nach einander, Standes
Gebühr nach. Den Grafen Salanin gien-
gen die Augen über, als er beyde den Solueki
und Eckarthen sich umbhalsen sahen, abson-
derlich/ da die Fräulein Solueka Eckarthen
umb den Fuß fiel, und ihm als ihren ehemali-
gen Erlöser vor geschehene Hülffe zu tausent-
mahln danckte. Doch sagte der General v. Sa-
lanin
zu der Fräulein Solueka: Fräulein So-
lueka,
künfftig hin gebe sie keinen Cavallier
mehr ab/ die Probe würde ihr gar übel bekom-

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Gemahlin und Fraͤulein complimentirt hat-
te, fiel er Eckarthen umb den Halß; und ver-
goß vor Freuden die Thraͤnen haͤufig, ſagende:
Allerliebſter Hertzens-Bruder, die Guttha-
ten und Hoͤflichkeiten, die du ehemahls mir
und denen Meinigen, vor weniger Zeit zu
meiner hoͤchſten Conſolation erwieſen haſt,
wuͤrden mit der Helffte aller meiner Guͤther
nicht koͤnnen recompenſiret werden! Ach
gluͤckſeelige Stunden, die ihr vor dem Ende
meines Lebens mir einen ſolchen wertheſten
Freund zugeſchickt habt; So dir einiger Troſt
meines Hauſes meine Charge anſtehet, und
dir Jhro Kaͤyſerl. Majeſt. zu dienen beliebet,
will ich dir ſie willich abtreten, und bey dir die
uͤbrige Zeit meines Lebens, als eine Privat-
Perſon hier zubringen. Die Fraͤulein So-
luęka
empfieng alle nach einander, Standes
Gebuͤhr nach. Den Grafen Salanin gien-
gen die Augen uͤber, als er beyde den Soluęki
und Eckarthen ſich umbhalſen ſahen, abſon-
derlich/ da die Fraͤulein Soluęka Eckarthen
umb den Fuß fiel, und ihm als ihren ehemali-
gen Erloͤſer vor geſchehene Huͤlffe zu tauſent-
mahln danckte. Doch ſagte der General v. Sa-
lanin
zu der Fraͤulein Soluęka: Fraͤulein So-
luęka,
kuͤnfftig hin gebe ſie keinen Cavallier
mehr ab/ die Probe wuͤrde ihr gar uͤbel bekom-

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[403/0419] Gemahlin und Fraͤulein complimentirt hat- te, fiel er Eckarthen umb den Halß; und ver- goß vor Freuden die Thraͤnen haͤufig, ſagende: Allerliebſter Hertzens-Bruder, die Guttha- ten und Hoͤflichkeiten, die du ehemahls mir und denen Meinigen, vor weniger Zeit zu meiner hoͤchſten Conſolation erwieſen haſt, wuͤrden mit der Helffte aller meiner Guͤther nicht koͤnnen recompenſiret werden! Ach gluͤckſeelige Stunden, die ihr vor dem Ende meines Lebens mir einen ſolchen wertheſten Freund zugeſchickt habt; So dir einiger Troſt meines Hauſes meine Charge anſtehet, und dir Jhro Kaͤyſerl. Majeſt. zu dienen beliebet, will ich dir ſie willich abtreten, und bey dir die uͤbrige Zeit meines Lebens, als eine Privat- Perſon hier zubringen. Die Fraͤulein So- luęka empfieng alle nach einander, Standes Gebuͤhr nach. Den Grafen Salanin gien- gen die Augen uͤber, als er beyde den Soluęki und Eckarthen ſich umbhalſen ſahen, abſon- derlich/ da die Fraͤulein Soluęka Eckarthen umb den Fuß fiel, und ihm als ihren ehemali- gen Erloͤſer vor geſchehene Huͤlffe zu tauſent- mahln danckte. Doch ſagte der General v. Sa- lanin zu der Fraͤulein Soluęka: Fraͤulein So- luęka, kuͤnfftig hin gebe ſie keinen Cavallier mehr ab/ die Probe wuͤrde ihr gar uͤbel bekom- men C c 2

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/419>, abgerufen am 17.06.2024.