bey entstehender Fäulniß allezeit gegenwärtig ist, die trockene Citronen-Essenz gar dienlich; wie wird denn diese zubereitet? fragte die Ge- neralin. Jhro Gnaden, sprach Siegfried, es ist eine behende Zubereitung: Man nimmt ei- ne schöne wohl-riechende frische Citrone, und ein groß Stück Zucker, auf den Zucker reibet man die gelbe Schaale an der Citronen völlig ab, und so dann verwahret man den abgeriebe- nen impraegnirten Zucker in einem saubern Glase wohl vermacht, zum Gebrauch, hievon nimmt man zwey bis drey Messerspitzen voll, tröpfelt darunter ein biß zwey Tropffen distil- lirt Neglein-Oel, oder wer es vertragen kan, Zimmet oder auch distillirt Till oder Garben- Oel ein paar Tropffen, und nimmt solches in ein Gläßlein Wein ein. Allein mein Herr Sieg- fried, versetzte die Generalin, dieses sind wohl gute Artzeneyen aber nur vor Reiche und Ver- mögende, ist denn nichts übrig vor die Armen und Unvermögenden? Jhro Gnaden, ant- wortete Siegfried, ist doch der weisse Zimmet oder Cassia viel kräfftiger als vorige, davon ge- stossener eine Messerspitze voll in ein Löffel war- mer Bier-Suppen kan genommen werden, so habe ich bereits des Garben- und Till-Oels ge- dacht. Ferner sind die Suppen von gestosse- nen Bibenel, Lorbeern, Galgant und derglei-
chen
bey entſtehender Faͤulniß allezeit gegenwaͤrtig iſt, die trockene Citronen-Eſſenz gar dienlich; wie wird denn dieſe zubereitet? fragte die Ge- neralin. Jhro Gnaden, ſprach Siegfried, es iſt eine behende Zubereitung: Man nimmt ei- ne ſchoͤne wohl-riechende friſche Citrone, und ein groß Stuͤck Zucker, auf den Zucker reibet man die gelbe Schaale an der Citronen voͤllig ab, und ſo dann verwahret man den abgeriebe- nen imprægnirten Zucker in einem ſaubern Glaſe wohl vermacht, zum Gebrauch, hievon nimmt man zwey bis drey Meſſerſpitzen voll, troͤpfelt darunter ein biß zwey Tropffen diſtil- lirt Neglein-Oel, oder wer es vertragen kan, Zimmet oder auch diſtillirt Till oder Garben- Oel ein paar Tropffen, und nimmt ſolches in ein Glaͤßlein Wein ein. Allein mein Herr Sieg- fried, verſetzte die Generalin, dieſes ſind wohl gute Artzeneyen aber nur vor Reiche und Ver- moͤgende, iſt denn nichts uͤbrig vor die Armen und Unvermoͤgenden? Jhro Gnaden, ant- wortete Siegfried, iſt doch der weiſſe Zimmet oder Caſſia viel kraͤfftiger als vorige, davon ge- ſtoſſener eine Meſſerſpitze voll in ein Loͤffel war- mer Bier-Suppen kan genommen werden, ſo habe ich bereits des Garben- und Till-Oels ge- dacht. Ferner ſind die Suppen von geſtoſſe- nen Bibenel, Lorbeern, Galgant und derglei-
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bey entſtehender Faͤulniß allezeit gegenwaͤrtig
iſt, die trockene Citronen-Eſſenz gar dienlich;
wie wird denn dieſe zubereitet? fragte die Ge-
neralin. Jhro Gnaden, ſprach Siegfried, es
iſt eine behende Zubereitung: Man nimmt ei-
ne ſchoͤne wohl-riechende friſche Citrone, und
ein groß Stuͤck Zucker, auf den Zucker reibet
man die gelbe Schaale an der Citronen voͤllig
ab, und ſo dann verwahret man den abgeriebe-
nen imprægnirten Zucker in einem ſaubern
Glaſe wohl vermacht, zum Gebrauch, hievon
nimmt man zwey bis drey Meſſerſpitzen voll,
troͤpfelt darunter ein biß zwey Tropffen diſtil-
lirt Neglein-Oel, oder wer es vertragen kan,
Zimmet oder auch diſtillirt Till oder Garben-
Oel ein paar Tropffen, und nimmt ſolches in
ein Glaͤßlein Wein ein. Allein mein Herr Sieg-
fried, verſetzte die Generalin, dieſes ſind wohl
gute Artzeneyen aber nur vor Reiche und Ver-
moͤgende, iſt denn nichts uͤbrig vor die Armen
und Unvermoͤgenden? Jhro Gnaden, ant-
wortete Siegfried, iſt doch der weiſſe Zimmet
oder Caſſia viel kraͤfftiger als vorige, davon ge-
ſtoſſener eine Meſſerſpitze voll in ein Loͤffel war-
mer Bier-Suppen kan genommen werden, ſo
habe ich bereits des Garben- und Till-Oels ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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