in einen neuen Töpflein wohl zugedeckt, zu einer Gallerte worden, von welcher zum Gebrauch etwas in gelinde Bier zertheilet, mit geklärten Zucker vermischt, und denen Kindern biß zum Wachsthumb gegeben wird, ist, wo es kan ge- braucht werden, nicht zu verachten, denn es kan nicht so leicht als die Milch durch vielerley ein- kommende contrare Sachen schädlich seyn. Mein lieber Herr Siegfried er contentiret mich sehr, sprach die Generalin. Weiln wir auf die kleinen Dinger kommen sind, möchte ich wohl gerne wissen, was doch dieses bey denen Kindern vor eine Kranckheit seyn muß: vor ohngefehr 14. Jahren trug sich ein jäher und be- hender Zufall mit der Gräfin Condi ihren jun- gen Herrlein zu, den lieben Kinde mangelte nichts, es war hurtig und lustig, ohngefehr 15. Wochen alt, nach Mitternacht that es einen Hall oder hellen Schrey, und als man zusahe, war das Kind todt, man besahe früh das Kind allenthalben, allein man funde kein verursachen- des Todes-Zeichen, das Kind war weiß ohne einigen Flecken, und giengen ihm etliche Bluts- Tropffen zum Näßlein aus? Hochgebieten- de Frau, ihnen auf diesen Wunder-behenden Tod, der mir sehr verwunderlich vorkommt, wird meine Erudition, zumahln ich noch ein Theoreticus und in Praxi zur Zeit wenig ver-
siret
E e 2
in einen neuen Toͤpflein wohl zugedeckt, zu einer Gallerte worden, von welcher zum Gebrauch etwas in gelinde Bier zertheilet, mit geklaͤrten Zucker vermiſcht, und denen Kindern biß zum Wachsthumb gegeben wird, iſt, wo es kan ge- braucht werden, nicht zu verachten, denn es kan nicht ſo leicht als die Milch durch vielerley ein- kommende contrare Sachen ſchaͤdlich ſeyn. Mein lieber Herr Siegfried er contentiret mich ſehr, ſprach die Generalin. Weiln wir auf die kleinen Dinger kom̃en ſind, moͤchte ich wohl gerne wiſſen, was doch dieſes bey denen Kindern vor eine Kranckheit ſeyn muß: vor ohngefehr 14. Jahren trug ſich ein jaͤher und be- hender Zufall mit der Graͤfin Condi ihren jun- gen Herrlein zu, den lieben Kinde mangelte nichts, es war hurtig und luſtig, ohngefehr 15. Wochen alt, nach Mitternacht that es einen Hall oder hellen Schrey, und als man zuſahe, war das Kind todt, man beſahe fruͤh das Kind allenthalben, allein man funde kein verurſachen- des Todes-Zeichen, das Kind war weiß ohne einigen Flecken, und giengen ihm etliche Bluts- Tropffen zum Naͤßlein aus? Hochgebieten- de Frau, ihnen auf dieſen Wunder-behenden Tod, der mir ſehr verwunderlich vorkommt, wird meine Erudition, zumahln ich noch ein Theoreticus und in Praxi zur Zeit wenig ver-
ſiret
E e 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0451"n="435"/>
in einen neuen Toͤpflein wohl zugedeckt, zu einer<lb/>
Gallerte worden, von welcher zum Gebrauch<lb/>
etwas in gelinde Bier zertheilet, mit geklaͤrten<lb/>
Zucker vermiſcht, und denen Kindern biß zum<lb/>
Wachsthumb gegeben wird, iſt, wo es kan ge-<lb/>
braucht werden, nicht zu verachten, denn es kan<lb/>
nicht ſo leicht als die Milch durch vielerley ein-<lb/>
kommende <hirendition="#aq">contrar</hi>e Sachen ſchaͤdlich ſeyn.<lb/>
Mein lieber Herr Siegfried er <hirendition="#aq">contentir</hi>et<lb/>
mich ſehr, ſprach die <hirendition="#aq">General</hi>in. Weiln wir<lb/>
auf die kleinen Dinger kom̃en ſind, moͤchte ich<lb/>
wohl gerne wiſſen, was doch dieſes bey denen<lb/>
Kindern vor eine Kranckheit ſeyn muß: vor<lb/>
ohngefehr 14. Jahren trug ſich ein jaͤher und be-<lb/>
hender Zufall mit der Graͤfin <hirendition="#aq">Condi</hi> ihren jun-<lb/>
gen Herrlein zu, den lieben Kinde mangelte<lb/>
nichts, es war hurtig und luſtig, ohngefehr 15.<lb/>
Wochen alt, nach Mitternacht that es einen<lb/>
Hall oder hellen Schrey, und als man zuſahe,<lb/>
war das Kind todt, man beſahe fruͤh das Kind<lb/>
allenthalben, allein man funde kein verurſachen-<lb/>
des Todes-Zeichen, das Kind war weiß ohne<lb/>
einigen Flecken, und giengen ihm etliche Bluts-<lb/>
Tropffen zum Naͤßlein aus? Hochgebieten-<lb/>
de Frau, ihnen auf dieſen Wunder-behenden<lb/>
Tod, der mir ſehr verwunderlich vorkommt,<lb/>
wird meine <hirendition="#aq">Erudition,</hi> zumahln ich noch ein<lb/><hirendition="#aq">Theoreticus</hi> und <hirendition="#aq">in Praxi</hi> zur Zeit wenig <hirendition="#aq">ver-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">ſir</hi>et</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[435/0451]
in einen neuen Toͤpflein wohl zugedeckt, zu einer
Gallerte worden, von welcher zum Gebrauch
etwas in gelinde Bier zertheilet, mit geklaͤrten
Zucker vermiſcht, und denen Kindern biß zum
Wachsthumb gegeben wird, iſt, wo es kan ge-
braucht werden, nicht zu verachten, denn es kan
nicht ſo leicht als die Milch durch vielerley ein-
kommende contrare Sachen ſchaͤdlich ſeyn.
Mein lieber Herr Siegfried er contentiret
mich ſehr, ſprach die Generalin. Weiln wir
auf die kleinen Dinger kom̃en ſind, moͤchte ich
wohl gerne wiſſen, was doch dieſes bey denen
Kindern vor eine Kranckheit ſeyn muß: vor
ohngefehr 14. Jahren trug ſich ein jaͤher und be-
hender Zufall mit der Graͤfin Condi ihren jun-
gen Herrlein zu, den lieben Kinde mangelte
nichts, es war hurtig und luſtig, ohngefehr 15.
Wochen alt, nach Mitternacht that es einen
Hall oder hellen Schrey, und als man zuſahe,
war das Kind todt, man beſahe fruͤh das Kind
allenthalben, allein man funde kein verurſachen-
des Todes-Zeichen, das Kind war weiß ohne
einigen Flecken, und giengen ihm etliche Bluts-
Tropffen zum Naͤßlein aus? Hochgebieten-
de Frau, ihnen auf dieſen Wunder-behenden
Tod, der mir ſehr verwunderlich vorkommt,
wird meine Erudition, zumahln ich noch ein
Theoreticus und in Praxi zur Zeit wenig ver-
ſiret
E e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/451>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.