einiges Zufalls, wofern derselbe nicht zuvor/ dem der Wein gantz und gar schädlich wäre, ge- gegenwärtig oder verborgen, in Darreichung des Weins bey einer Sechs-Wöchnerin, vor- nemlich wann sie in der Arbeit sich sehr entkräf- tet, zu machen, so ferner er nur mit Maß und nicht mit Maassen und grossen Bechern dar- gereichet wird, sonsten ist der Wein, gleichwie alles Gute in Uberfluß schädlich und ein Gifft. Mein Herr Sohn wandte Eckarth ein, wann aber ein jäher Trunck geschicht, kan es sich auch zutragen, daß nach dem Trunck der Tod erfol- get? Hochgeehrtester Herr Vater antwortete Siegfried, wo man sich dessen befürchtet, kan man die Kindbetterin erinnern, den Wein ge- machsam abzuschlingen, oder aber ihr ein weni- ges und desto offters geben, doch weiß ich nicht wann der Wein rein und gelinde ist, auch so bald der Tod erfolgen solte, indem doch die Mattigkeit der Zunge und des Gaumens ein dergleichen starckes Einschlingen nicht thun kan, daß er nicht gradatim und mählig solte ab- gehen, und die ermattete mehr erquicken als töd- ten. Eckarth sprach, Herr Sohn er hat recht, was das andere der kalte Schaale halben belan- get, fuhr Siegfried fort, so ist mir in der Welt nichts lächerliches als dieses Verboth vorkom- men, und wird mehr auf das Wort kalt, als auf
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einiges Zufalls, wofern derſelbe nicht zuvor/ dem der Wein gantz und gar ſchaͤdlich waͤre, ge- gegenwaͤrtig oder verborgen, in Darreichung des Weins bey einer Sechs-Woͤchnerin, vor- nemlich wann ſie in der Arbeit ſich ſehr entkraͤf- tet, zu machen, ſo ferner er nur mit Maß und nicht mit Maaſſen und groſſen Bechern dar- gereichet wird, ſonſten iſt der Wein, gleichwie alles Gute in Uberfluß ſchaͤdlich und ein Gifft. Mein Herr Sohn wandte Eckarth ein, wann aber ein jaͤher Trunck geſchicht, kan es ſich auch zutragen, daß nach dem Trunck der Tod erfol- get? Hochgeehrteſter Herr Vater antwortete Siegfried, wo man ſich deſſen befuͤrchtet, kan man die Kindbetterin erinnern, den Wein ge- machſam abzuſchlingen, oder aber ihr ein weni- ges und deſto offters geben, doch weiß ich nicht wann der Wein rein und gelinde iſt, auch ſo bald der Tod erfolgen ſolte, indem doch die Mattigkeit der Zunge und des Gaumens ein dergleichen ſtarckes Einſchlingen nicht thun kan, daß er nicht gradatim und maͤhlig ſolte ab- gehen, und die ermattete mehr erquicken als toͤd- ten. Eckarth ſprach, Herr Sohn er hat recht, was das andere der kalte Schaale halben belan- get, fuhr Siegfried fort, ſo iſt mir in der Welt nichts laͤcherliches als dieſes Verboth vorkom- men, und wird mehr auf das Wort kalt, als auf
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einiges Zufalls, wofern derſelbe nicht zuvor/
dem der Wein gantz und gar ſchaͤdlich waͤre, ge-
gegenwaͤrtig oder verborgen, in Darreichung
des Weins bey einer Sechs-Woͤchnerin, vor-
nemlich wann ſie in der Arbeit ſich ſehr entkraͤf-
tet, zu machen, ſo ferner er nur mit Maß und
nicht mit Maaſſen und groſſen Bechern dar-
gereichet wird, ſonſten iſt der Wein, gleichwie
alles Gute in Uberfluß ſchaͤdlich und ein Gifft.
Mein Herr Sohn wandte Eckarth ein, wann
aber ein jaͤher Trunck geſchicht, kan es ſich auch
zutragen, daß nach dem Trunck der Tod erfol-
get? Hochgeehrteſter Herr Vater antwortete
Siegfried, wo man ſich deſſen befuͤrchtet, kan
man die Kindbetterin erinnern, den Wein ge-
machſam abzuſchlingen, oder aber ihr ein weni-
ges und deſto offters geben, doch weiß ich nicht
wann der Wein rein und gelinde iſt, auch ſo
bald der Tod erfolgen ſolte, indem doch die
Mattigkeit der Zunge und des Gaumens ein
dergleichen ſtarckes Einſchlingen nicht thun
kan, daß er nicht gradatim und maͤhlig ſolte ab-
gehen, und die ermattete mehr erquicken als toͤd-
ten. Eckarth ſprach, Herr Sohn er hat recht,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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