die inwohnende Wärme und Krafft gesehen, und sagen Jhro Gnaden nicht unrecht, daß es tyrannisch zu heissen, einen abgematteten mehr zu entkräfften als zu erquicken! O Asyla igno- rantiae! da immer einer dem andern nachhin- cket; Jch ob ich gleich ein Medicus zu werden mir vorgesetzet habe, so sage ich doch rund heraus, wann man alle läppische ungegrün- dete Reden, und geträumte Einfälle und betrügenden Einbildungen von der Medi- cin abnehme, würde ihre Klarheit zwar viel schöner als unter diesen garstigen Loden hervor leuchten und denen Bedrängten besseren Trost geben, allein die Gewinnsüchtigen würden den Beutel nicht mehr so sehr als noch geschickt, spi- cken können. Man darff ja die Worte, um den Patienten eine gute Confidence einzureden, nicht kauffen. Aber a prospos, daß man denen Sechswöchnerinnen nichts als warmes geben will, ist die Meynung daß man das stockende und faule Geblüt, durch das kalte (so auch aller- dinges geschicht) nicht erschrecke, und den Aus- wurff in seinem gange erhalte, damit dadurch allen daraus entstehenden Unheil möge vorge- beuget werden: Wann man aber die erfolgende Abmattung bedencket, so sehe ich gar nicht, wa- rumb nicht zu weilen eine Sechs-Wöchnerin eine kalte Schaale oder Merthe, von halb Wein und halb Bier, mit Zimmet, Negelein,
Car-
die inwohnende Waͤrme und Krafft geſehen, und ſagen Jhro Gnaden nicht unrecht, daß es tyranniſch zu heiſſen, einen abgematteten mehr zu entkraͤfften als zu erquicken! O Aſyla igno- rantiæ! da immer einer dem andern nachhin- cket; Jch ob ich gleich ein Medicus zu werden mir vorgeſetzet habe, ſo ſage ich doch rund heraus, wann man alle laͤppiſche ungegruͤn- dete Reden, und getraͤumte Einfaͤlle und betruͤgenden Einbildungen von der Medi- cin abnehme, wuͤrde ihre Klarheit zwar viel ſchoͤner als unter dieſen garſtigen Loden hervor leuchten und denen Bedraͤngten beſſeren Troſt geben, allein die Gewinnſuͤchtigen wuͤrden den Beutel nicht mehr ſo ſehr als noch geſchickt, ſpi- cken koͤnnen. Man darff ja die Worte, um den Patienten eine gute Confidence einzureden, nicht kauffen. Aber a prospos, daß man denen Sechswoͤchnerinnen nichts als warmes geben will, iſt die Meynung daß man das ſtockende und faule Gebluͤt, durch das kalte (ſo auch aller- dinges geſchicht) nicht erſchrecke, und den Aus- wurff in ſeinem gange erhalte, damit dadurch allen daraus entſtehenden Unheil moͤge vorge- beuget werden: Wann man aber die erfolgende Abmattung bedencket, ſo ſehe ich gar nicht, wa- rumb nicht zu weilen eine Sechs-Woͤchnerin eine kalte Schaale oder Merthe, von halb Wein und halb Bier, mit Zimmet, Negelein,
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die inwohnende Waͤrme und Krafft geſehen,
und ſagen Jhro Gnaden nicht unrecht, daß es
tyranniſch zu heiſſen, einen abgematteten mehr
zu entkraͤfften als zu erquicken! O Aſyla igno-
rantiæ! da immer einer dem andern nachhin-
cket; Jch ob ich gleich ein Medicus zu werden
mir vorgeſetzet habe, ſo ſage ich doch rund
heraus, wann man alle laͤppiſche ungegruͤn-
dete Reden, und getraͤumte Einfaͤlle und
betruͤgenden Einbildungen von der Medi-
cin abnehme, wuͤrde ihre Klarheit zwar viel
ſchoͤner als unter dieſen garſtigen Loden hervor
leuchten und denen Bedraͤngten beſſeren Troſt
geben, allein die Gewinnſuͤchtigen wuͤrden den
Beutel nicht mehr ſo ſehr als noch geſchickt, ſpi-
cken koͤnnen. Man darff ja die Worte, um den
Patienten eine gute Confidence einzureden,
nicht kauffen. Aber a prospos, daß man denen
Sechswoͤchnerinnen nichts als warmes geben
will, iſt die Meynung daß man das ſtockende
und faule Gebluͤt, durch das kalte (ſo auch aller-
dinges geſchicht) nicht erſchrecke, und den Aus-
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allen daraus entſtehenden Unheil moͤge vorge-
beuget werden: Wann man aber die erfolgende
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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