er mir auch vor, und weiln ich zu allen grosse Lust hatte, begrieff ich solches auch gar balde. Abend-Zeit des Winters unter Licht, und im Sommer, wann mein Herr mit seinem Bru- der spatzieren gieng/ und ich neben her trat, un- terrichtete er mich im Catechismo und andern Stücken Christlicher Lehre, und wann er seinen Bruder informirte und examinirte, gab ich auf alles fleißig Achtung; Jch empfunde end- lich eine grosse Begierde in mir auch etwas zu- lernen, derohalben nahm ich mir einsmahls, als ich meinen Herrn die Schuhe auszog, die Ge- legenheit in acht, und sprach zu ihn: An Ew. Wohl-Ehrwürden hätte ich eine grosse Bitte, wann sie mir dieselben gewehren wolten, würde ich Lebenslang davor verpflichtet leben, und an jenen grossen Tage vor GOTT und der gan- tzen Welt, die Wohlthat, die sie an mir gethan haben, rühmen. Sage denn an, mein Rusilio, versetzte er, was es denn sey, daß du dermahleinst mit so grossen Danck erwiedern wilst? Wohl- Ehrwürdiger Herr, antwortete ich; daß ich bey müßiger Zeit, denen Büchern obliegen, und durch Fragen von ihnen mir bessere Erörterung geschehen möchte. Jst es dieses Rusilio, sagte er: darzu solst du mich allezeit willig und bereit finden. Weist du denn aber gar nicht, wer dein Vater gewesen und an was vor einen Orth du
geboh-
er mir auch vor, und weiln ich zu allen groſſe Luſt hatte, begrieff ich ſolches auch gar balde. Abend-Zeit des Winters unter Licht, und im Sommer, wann mein Herr mit ſeinem Bru- der ſpatzieren gieng/ und ich neben her trat, un- terrichtete er mich im Catechiſmo und andern Stuͤcken Chriſtlicher Lehre, und wann er ſeinen Bruder informirte und examinirte, gab ich auf alles fleißig Achtung; Jch empfunde end- lich eine groſſe Begierde in mir auch etwas zu- lernen, derohalben nahm ich mir einsmahls, als ich meinen Herrn die Schuhe auszog, die Ge- legenheit in acht, und ſprach zu ihn: An Ew. Wohl-Ehrwuͤrden haͤtte ich eine groſſe Bitte, wann ſie mir dieſelben gewehren wolten, wuͤrde ich Lebenslang davor verpflichtet leben, und an jenen groſſen Tage vor GOTT und der gan- tzen Welt, die Wohlthat, die ſie an mir gethan haben, ruͤhmen. Sage denn an, mein Ruſilio, verſetzte er, was es denn ſey, daß du deꝛmahleinſt mit ſo groſſen Danck erwiedern wilſt? Wohl- Ehrwuͤrdiger Herr, antwortete ich; daß ich bey muͤßiger Zeit, denen Buͤchern obliegen, und durch Fragen von ihnen mir beſſere Eroͤrterung geſchehen moͤchte. Jſt es dieſes Ruſilio, ſagte er: darzu ſolſt du mich allezeit willig und bereit finden. Weiſt du denn aber gar nicht, wer dein Vater geweſen und an was vor einen Orth du
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[706/0722]
er mir auch vor, und weiln ich zu allen groſſe
Luſt hatte, begrieff ich ſolches auch gar balde.
Abend-Zeit des Winters unter Licht, und im
Sommer, wann mein Herr mit ſeinem Bru-
der ſpatzieren gieng/ und ich neben her trat, un-
terrichtete er mich im Catechiſmo und andern
Stuͤcken Chriſtlicher Lehre, und wann er ſeinen
Bruder informirte und examinirte, gab ich
auf alles fleißig Achtung; Jch empfunde end-
lich eine groſſe Begierde in mir auch etwas zu-
lernen, derohalben nahm ich mir einsmahls, als
ich meinen Herrn die Schuhe auszog, die Ge-
legenheit in acht, und ſprach zu ihn: An Ew.
Wohl-Ehrwuͤrden haͤtte ich eine groſſe Bitte,
wann ſie mir dieſelben gewehren wolten, wuͤrde
ich Lebenslang davor verpflichtet leben, und an
jenen groſſen Tage vor GOTT und der gan-
tzen Welt, die Wohlthat, die ſie an mir gethan
haben, ruͤhmen. Sage denn an, mein Ruſilio,
verſetzte er, was es denn ſey, daß du deꝛmahleinſt
mit ſo groſſen Danck erwiedern wilſt? Wohl-
Ehrwuͤrdiger Herr, antwortete ich; daß ich bey
muͤßiger Zeit, denen Buͤchern obliegen, und
durch Fragen von ihnen mir beſſere Eroͤrterung
geſchehen moͤchte. Jſt es dieſes Ruſilio, ſagte
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/722>, abgerufen am 22.11.2024.
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