genung, wenn er ihrer nun zehen haben solte, würde der Edelmann und sein Schreiber mit ih- me nicht zu rechte kommen. So muß wohl sein Weib etliche Kloben Flachs zur Fröhne spinnen, sonsten würde sie es auch wohl bleiben lassen. Der Pfarr-Herr lächelte und fragte weiter, was kanst du denn bethen? Jch antwortete: Das Vater Unser, und wann ich mich schlaffen lege oder auffstehe, mache ich mit der Hand drey Creutze über den Leib und sage: Das walt GOTT der Vater, GOTT der Sohn und GOTT der Heilige Geist, Amen. Wann wir essen, bethen wir HERR GOTT Himmlischer Vater etc. Nachdem fragte der Pfarr-Herr: Hast du Lust zu dienen, will ich dich zu mir nehmen und dich in deinen Christenthum besser unterrichten. Wer war froher als ich. Jch antwortete: Ja Herr Pfarr Herr, ich werde ihm in allen willfährig und gehorsam seyn. Hierauf nahm er mich an, und muste ich auf ihn und seinen Bruder, der ein Knabe in meinem Alter war, warten, die Kleider sauber halten, und was mehr nöthig war zutragen. Dieser sein Bruder hatte mich gerne umb sich, und wann ich Zeit übrig hatte, unterrichtete er mich im Lesen, so daß ich in einen halben Jahr wohl lesen kunte. Hernach schrieb
er
Y y
genung, wenn er ihrer nun zehen haben ſolte, wuͤrde der Edelmann und ſein Schreiber mit ih- me nicht zu rechte kommen. So muß wohl ſein Weib etliche Kloben Flachs zur Froͤhne ſpiñen, ſonſten wuͤrde ſie es auch wohl bleibẽ laſſen. Der Pfarr-Herr laͤchelte und fragte weiter, was kanſt du denn bethen? Jch antwortete: Das Vater Unſer, und wann ich mich ſchlaffen lege oder auffſtehe, mache ich mit der Hand drey Creutze uͤber den Leib und ſage: Das walt GOTT der Vater, GOTT der Sohn und GOTT der Heilige Geiſt, Amen. Wann wir eſſen, bethen wir HERR GOTT Himmliſcher Vater ꝛc. Nachdem fragte der Pfarr-Herr: Haſt du Luſt zu dienen, will ich dich zu mir nehmen und dich in deinen Chriſtenthum beſſer unterrichten. Wer war froher als ich. Jch antwortete: Ja Herr Pfarr Herr, ich werde ihm in allen willfaͤhrig und gehorſam ſeyn. Hierauf nahm er mich an, und muſte ich auf ihn und ſeinen Bruder, der ein Knabe in meinem Alter war, warten, die Kleider ſauber halten, und was mehr noͤthig war zutragen. Dieſer ſein Bruder hatte mich gerne umb ſich, und wann ich Zeit uͤbrig hatte, unterrichtete er mich im Leſen, ſo daß ich in einen halben Jahr wohl leſen kunte. Hernach ſchrieb
er
Y y
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0721"n="705"/>
genung, wenn er ihrer nun zehen haben ſolte,<lb/>
wuͤrde der Edelmann und ſein Schreiber mit ih-<lb/>
me nicht zu rechte kommen. So muß wohl ſein<lb/>
Weib etliche Kloben Flachs zur Froͤhne ſpiñen,<lb/>ſonſten wuͤrde ſie es auch wohl bleibẽ laſſen. Der<lb/>
Pfarr-Herr laͤchelte und fragte weiter, was<lb/>
kanſt du denn bethen? Jch antwortete: Das<lb/>
Vater Unſer, und wann ich mich ſchlaffen lege<lb/>
oder auffſtehe, mache ich mit der Hand drey<lb/>
Creutze uͤber den Leib und ſage: Das walt<lb/><hirendition="#fr">GOTT</hi> der Vater, <hirendition="#fr">GOTT</hi> der Sohn<lb/>
und <hirendition="#fr">GOTT</hi> der Heilige Geiſt, Amen.<lb/>
Wann wir eſſen, bethen wir <hirendition="#fr">HERR<lb/>
GOTT</hi> Himmliſcher Vater ꝛc. Nachdem<lb/>
fragte der Pfarr-Herr: Haſt du Luſt zu dienen,<lb/>
will ich dich zu mir nehmen und dich in deinen<lb/>
Chriſtenthum beſſer unterrichten. Wer war<lb/>
froher als ich. Jch antwortete: Ja Herr<lb/>
Pfarr Herr, ich werde ihm in allen willfaͤhrig<lb/>
und gehorſam ſeyn. Hierauf nahm er mich an,<lb/>
und muſte ich auf ihn und ſeinen Bruder, der<lb/>
ein Knabe in meinem Alter war, warten, die<lb/>
Kleider ſauber halten, und was mehr noͤthig<lb/>
war zutragen. Dieſer ſein Bruder hatte mich<lb/>
gerne umb ſich, und wann ich Zeit uͤbrig hatte,<lb/>
unterrichtete er mich im Leſen, ſo daß ich in einen<lb/>
halben Jahr wohl leſen kunte. Hernach ſchrieb<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y y</fw><fwplace="bottom"type="catch">er</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[705/0721]
genung, wenn er ihrer nun zehen haben ſolte,
wuͤrde der Edelmann und ſein Schreiber mit ih-
me nicht zu rechte kommen. So muß wohl ſein
Weib etliche Kloben Flachs zur Froͤhne ſpiñen,
ſonſten wuͤrde ſie es auch wohl bleibẽ laſſen. Der
Pfarr-Herr laͤchelte und fragte weiter, was
kanſt du denn bethen? Jch antwortete: Das
Vater Unſer, und wann ich mich ſchlaffen lege
oder auffſtehe, mache ich mit der Hand drey
Creutze uͤber den Leib und ſage: Das walt
GOTT der Vater, GOTT der Sohn
und GOTT der Heilige Geiſt, Amen.
Wann wir eſſen, bethen wir HERR
GOTT Himmliſcher Vater ꝛc. Nachdem
fragte der Pfarr-Herr: Haſt du Luſt zu dienen,
will ich dich zu mir nehmen und dich in deinen
Chriſtenthum beſſer unterrichten. Wer war
froher als ich. Jch antwortete: Ja Herr
Pfarr Herr, ich werde ihm in allen willfaͤhrig
und gehorſam ſeyn. Hierauf nahm er mich an,
und muſte ich auf ihn und ſeinen Bruder, der
ein Knabe in meinem Alter war, warten, die
Kleider ſauber halten, und was mehr noͤthig
war zutragen. Dieſer ſein Bruder hatte mich
gerne umb ſich, und wann ich Zeit uͤbrig hatte,
unterrichtete er mich im Leſen, ſo daß ich in einen
halben Jahr wohl leſen kunte. Hernach ſchrieb
er
Y y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/721>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.