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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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er ihn von mir, meinen Zustand und anderen
Freunden befragt, sich heraus gelassen, daß
er sich resolvirt hätte, ehistens mich und an-
dere gute Freunde zu ersuchen. Mich wun-
dert sehr, wandte Mülard ein, wie der ehrli-
che Grund-gelehrte Mann sich in das Krie-
ges-Wesen verliebt hat, da doch das Jahr zu-
vor, als ich von der hoch-berühmten Universi-
tät Lasana zog, und er würdig war in wel-
cher Facultät ihn beliebte Lauream zu nehmen,
er, der doch stets von beständigen Gemüthe
war, sich so bald ändern, und die hohen Wissen-
schafften an den Nagel hängen können? wer-
thester Herr Vater, antwortete Rannefort,
die Noth wie auch die Schaam hat ihn darzu
getrieben; Seine Gelehrsantkeit, ist neben sei-
ner ungemeinen Tapfferkeit, gleich wohl in
gleichen Schrancken gegangen, und fügte ihn
das Glück, daß er in den ersten halben Jahre
unter den hoch-beglückten Fürsten und Herren
von Leuenkron, die Obrist-Lieutenant-Stelle
bekam, er war zur selbigen Zeit einer von de-
nen listigst- und vorsichtigsten Parthey-Gän-
gern, und hatte eine Frey-Compagnie Kuras-
sierer unter sich, unter welchen ich als Wacht-
Meister unter dessen Commando erlernet,
was einen rechtschaffenen Soldaten zukommt,
und wie man mit der Zeit die Stelle und Char-

ge

er ihn von mir, meinen Zuſtand und anderen
Freunden befragt, ſich heraus gelaſſen, daß
er ſich reſolvirt haͤtte, ehiſtens mich und an-
dere gute Freunde zu erſuchen. Mich wun-
dert ſehr, wandte Muͤlard ein, wie der ehrli-
che Grund-gelehrte Mann ſich in das Krie-
ges-Weſen verliebt hat, da doch das Jahr zu-
vor, als ich von der hoch-beruͤhmten Univerſi-
taͤt Laſana zog, und er wuͤrdig war in wel-
cher Facultaͤt ihn beliebte Lauream zu nehmen,
er, der doch ſtets von beſtaͤndigen Gemuͤthe
war, ſich ſo bald aͤndern, und die hohen Wiſſen-
ſchafften an den Nagel haͤngen koͤnnen? wer-
theſter Herr Vater, antwortete Rannefort,
die Noth wie auch die Schaam hat ihn darzu
getrieben; Seine Gelehrſantkeit, iſt neben ſei-
ner ungemeinen Tapfferkeit, gleich wohl in
gleichen Schrancken gegangen, und fuͤgte ihn
das Gluͤck, daß er in den erſten halben Jahre
unter den hoch-begluͤckten Fuͤrſten und Herren
von Leuenkron, die Obriſt-Lieutenant-Stelle
bekam, er war zur ſelbigen Zeit einer von de-
nen liſtigſt- und vorſichtigſten Parthey-Gaͤn-
gern, und hatte eine Frey-Compagnie Kuraſ-
ſierer unter ſich, unter welchen ich als Wacht-
Meiſter unter deſſen Commando erlernet,
was einen rechtſchaffenen Soldaten zukommt,
und wie man mit der Zeit die Stelle und Char-

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[58/0074] er ihn von mir, meinen Zuſtand und anderen Freunden befragt, ſich heraus gelaſſen, daß er ſich reſolvirt haͤtte, ehiſtens mich und an- dere gute Freunde zu erſuchen. Mich wun- dert ſehr, wandte Muͤlard ein, wie der ehrli- che Grund-gelehrte Mann ſich in das Krie- ges-Weſen verliebt hat, da doch das Jahr zu- vor, als ich von der hoch-beruͤhmten Univerſi- taͤt Laſana zog, und er wuͤrdig war in wel- cher Facultaͤt ihn beliebte Lauream zu nehmen, er, der doch ſtets von beſtaͤndigen Gemuͤthe war, ſich ſo bald aͤndern, und die hohen Wiſſen- ſchafften an den Nagel haͤngen koͤnnen? wer- theſter Herr Vater, antwortete Rannefort, die Noth wie auch die Schaam hat ihn darzu getrieben; Seine Gelehrſantkeit, iſt neben ſei- ner ungemeinen Tapfferkeit, gleich wohl in gleichen Schrancken gegangen, und fuͤgte ihn das Gluͤck, daß er in den erſten halben Jahre unter den hoch-begluͤckten Fuͤrſten und Herren von Leuenkron, die Obriſt-Lieutenant-Stelle bekam, er war zur ſelbigen Zeit einer von de- nen liſtigſt- und vorſichtigſten Parthey-Gaͤn- gern, und hatte eine Frey-Compagnie Kuraſ- ſierer unter ſich, unter welchen ich als Wacht- Meiſter unter deſſen Commando erlernet, was einen rechtſchaffenen Soldaten zukommt, und wie man mit der Zeit die Stelle und Char- ge

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/74>, abgerufen am 19.05.2024.