Siechlingen gethan haben. Ein jedes lerne seine Lection, so wird es wohl im Hause stahn, und beyden GOTT in der ihnen zukommen- den Curirung derer Krancken beyständig und behülfflich seyn. Siehe! wie sie so redeten, kam Franciscus Lübel, (so hieß der Studiosus) zur Thüre ein, machte gegen unsere Reisende einen höflichen Reverenz, umb Verzeihung bit- tende, daß er der werthesten Compagnie mit sei- ner Person einige Ungelegenheit machen solte, denn der Wirth vor ihn heute nichts zugerich- tet, sondern ihm angesaget hätte, vor dieses mahl mit ihnen zu speisen, er verhoffte, es würde ihrer allerseits Hohe Zuneigung ihm bey der Mahl- zeit, solche mitzuhalten, ein Stellchen Groß- günstig erlauben. Eckarth stund auf sagende: Mein Herr hat als ein Hauß-Genosse es gute Macht, und dessen belobte Conversation wird uns mehr ein Vergnügen als Verdruß ma- chen. Andreas setzte ihm unterdessen einen Stuhl; Eckarth aber fuhr fort, mein Herr be- liebe vor jetzo einen Platz zu nehmen. Jndes- sen wurden die Speisen aufgetragen. Wäh- renden Essens ward gethaner Abrede nach nichts vom Frauen-Zimmer gedacht, da denn der Studiosus von allem gar fein und ordentlich ohn einiges Merckmahl seines Wahnwitzes di- scurirte. Nach Tische bedanckte er sich gegen
die
Siechlingen gethan haben. Ein jedes lerne ſeine Lection, ſo wird es wohl im Hauſe ſtahn, und beyden GOTT in der ihnen zukommen- den Curirung derer Krancken beyſtaͤndig und behuͤlfflich ſeyn. Siehe! wie ſie ſo redeten, kam Franciſcus Luͤbel, (ſo hieß der Studioſus) zur Thuͤre ein, machte gegen unſere Reiſende einen hoͤflichen Reverenz, umb Verzeihung bit- tende, daß er der wertheſten Compagnie mit ſei- ner Perſon einige Ungelegenheit machen ſolte, denn der Wirth vor ihn heute nichts zugerich- tet, ſondern ihm angeſaget haͤtte, vor dieſes mahl mit ihnen zu ſpeiſen, er verhoffte, es wuͤrde ihrer allerſeits Hohe Zuneigung ihm bey der Mahl- zeit, ſolche mitzuhalten, ein Stellchen Groß- guͤnſtig erlauben. Eckarth ſtund auf ſagende: Mein Herr hat als ein Hauß-Genoſſe es gute Macht, und deſſen belobte Converſation wird uns mehr ein Vergnuͤgen als Verdruß ma- chen. Andreas ſetzte ihm unterdeſſen einen Stuhl; Eckarth aber fuhr fort, mein Herr be- liebe vor jetzo einen Platz zu nehmen. Jndeſ- ſen wurden die Speiſen aufgetragen. Waͤh- renden Eſſens ward gethaner Abrede nach nichts vom Frauen-Zimmer gedacht, da denn der Studioſus von allem gar fein und ordentlich ohn einiges Merckmahl ſeines Wahnwitzes di- ſcurirte. Nach Tiſche bedanckte er ſich gegen
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Siechlingen gethan haben. Ein jedes lerne
ſeine Lection, ſo wird es wohl im Hauſe ſtahn,
und beyden GOTT in der ihnen zukommen-
den Curirung derer Krancken beyſtaͤndig und
behuͤlfflich ſeyn. Siehe! wie ſie ſo redeten,
kam Franciſcus Luͤbel, (ſo hieß der Studioſus)
zur Thuͤre ein, machte gegen unſere Reiſende
einen hoͤflichen Reverenz, umb Verzeihung bit-
tende, daß er der wertheſten Compagnie mit ſei-
ner Perſon einige Ungelegenheit machen ſolte,
denn der Wirth vor ihn heute nichts zugerich-
tet, ſondern ihm angeſaget haͤtte, vor dieſes mahl
mit ihnen zu ſpeiſen, er verhoffte, es wuͤrde ihrer
allerſeits Hohe Zuneigung ihm bey der Mahl-
zeit, ſolche mitzuhalten, ein Stellchen Groß-
guͤnſtig erlauben. Eckarth ſtund auf ſagende:
Mein Herr hat als ein Hauß-Genoſſe es gute
Macht, und deſſen belobte Converſation wird
uns mehr ein Vergnuͤgen als Verdruß ma-
chen. Andreas ſetzte ihm unterdeſſen einen
Stuhl; Eckarth aber fuhr fort, mein Herr be-
liebe vor jetzo einen Platz zu nehmen. Jndeſ-
ſen wurden die Speiſen aufgetragen. Waͤh-
renden Eſſens ward gethaner Abrede nach
nichts vom Frauen-Zimmer gedacht, da denn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/766>, abgerufen am 22.11.2024.
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