einen wanckenden Schiff in denen Wellen der überflüßigen Gedancken herumb wallet, und möchte man sie eher einer Unruh an einen höl- tzernen Bratenwender, der in einen eisernen Gehäuse stehet, vergleichen. Eckarth winckte denen Beyden Gotthart und Siegfrieden mit denen Augen, um den Discours zu verändern. Ob nun wohl Gotthart was anders zu reden anfangen wolte, war doch Lübel in seinen Eyfer gantz entzündet, drumb fuhr er fort. Diese Lock- Fincken, wann sie nun einen ins Garn bracht haben, wissen sie nicht, wie sie einen solchen Menschen genung tribuliren sollen. Jst er reich, so werden sie tausenderley feinten, die sie mit ihren Schwestern aussinnen, vorbringen; das Geld zu ihrer Hoffarth auszulocken, entwe- der sie ziehen es dem Kost-Geld ab, oder fordern es mit Liebkosen, oder mit Vorwendung ihres Standes, wann dieses nicht angehet, fahen sie an zu weinen, geben vor, der Mann habe sie nicht so lieb, wie dieser oder jener sein Weib hat, etliche poldern, und gehen endlich anderer Nahrung nach. Jst das Reichthum auf ihrer Seite, so gehet das Hertzeleid erst recht an, da heist es: Du Holuncke, du Caltaunen Schlu- cker, was hättest du, wenn du es nicht mit mir bekommen, das Hembde, was du auf deinem Leibe hast, ist nicht deine, wann ich es dir nicht
ge-
einen wanckenden Schiff in denen Wellen der uͤberfluͤßigen Gedancken herumb wallet, und moͤchte man ſie eher einer Unruh an einen hoͤl- tzernen Bratenwender, der in einen eiſernen Gehaͤuſe ſtehet, vergleichen. Eckarth winckte denen Beyden Gotthart und Siegfrieden mit denen Augen, um den Diſcours zu veraͤndern. Ob nun wohl Gotthart was anders zu reden anfangen wolte, war doch Luͤbel in ſeinen Eyfer gantz entzuͤndet, drumb fuhr er fort. Dieſe Lock- Fincken, wann ſie nun einen ins Garn bracht haben, wiſſen ſie nicht, wie ſie einen ſolchen Menſchen genung tribuliren ſollen. Jſt er reich, ſo werden ſie tauſenderley feinten, die ſie mit ihren Schweſtern ausſinnen, vorbringen; das Geld zu ihrer Hoffarth auszulocken, entwe- der ſie ziehen es dem Koſt-Geld ab, oder fordern es mit Liebkoſen, oder mit Vorwendung ihres Standes, wann dieſes nicht angehet, fahen ſie an zu weinen, geben vor, der Mann habe ſie nicht ſo lieb, wie dieſer oder jener ſein Weib hat, etliche poldern, und gehen endlich anderer Nahrung nach. Jſt das Reichthum auf ihrer Seite, ſo gehet das Hertzeleid erſt recht an, da heiſt es: Du Holuncke, du Caltaunen Schlu- cker, was haͤtteſt du, wenn du es nicht mit mir bekommen, das Hembde, was du auf deinem Leibe haſt, iſt nicht deine, wann ich es dir nicht
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[756/0772]
einen wanckenden Schiff in denen Wellen der
uͤberfluͤßigen Gedancken herumb wallet, und
moͤchte man ſie eher einer Unruh an einen hoͤl-
tzernen Bratenwender, der in einen eiſernen
Gehaͤuſe ſtehet, vergleichen. Eckarth winckte
denen Beyden Gotthart und Siegfrieden mit
denen Augen, um den Diſcours zu veraͤndern.
Ob nun wohl Gotthart was anders zu reden
anfangen wolte, war doch Luͤbel in ſeinen Eyfer
gantz entzuͤndet, drumb fuhr er fort. Dieſe Lock-
Fincken, wann ſie nun einen ins Garn bracht
haben, wiſſen ſie nicht, wie ſie einen ſolchen
Menſchen genung tribuliren ſollen. Jſt er
reich, ſo werden ſie tauſenderley feinten, die ſie
mit ihren Schweſtern ausſinnen, vorbringen;
das Geld zu ihrer Hoffarth auszulocken, entwe-
der ſie ziehen es dem Koſt-Geld ab, oder fordern
es mit Liebkoſen, oder mit Vorwendung ihres
Standes, wann dieſes nicht angehet, fahen ſie
an zu weinen, geben vor, der Mann habe ſie
nicht ſo lieb, wie dieſer oder jener ſein Weib hat,
etliche poldern, und gehen endlich anderer
Nahrung nach. Jſt das Reichthum auf ihrer
Seite, ſo gehet das Hertzeleid erſt recht an, da
heiſt es: Du Holuncke, du Caltaunen Schlu-
cker, was haͤtteſt du, wenn du es nicht mit mir
bekommen, das Hembde, was du auf deinem
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/772>, abgerufen am 22.11.2024.
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