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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Herrn dieses Dorffes Cur begeben, ich verspüre
aber noch keine Besserung. Jst es denn schon
lange Zeit daß er dem Ubel unterworffen gewe-
sen? fragte Eckarth. Er antwortete: Es wird
nun bey nahe drey Jahr seyn, daß dieser Zufall
mich angegriffen hat. Wohl denn sprach E-
ckarth, dem Ubel ist noch wohl zu rathen. Es
sind ja erfahrne Medici in Susapa, deren Cur
vertraue er sich, die werden hierinnen schon
Rath wissen, ein bequemes Vomitiv, und her-
nach praecipitantia mit wenigen Salibus Vola-
tilibus
und Fixis vermischt, bevoraus Diuretica
werden in diesen Zufall das beste thun. Hier-
mit rieff der Wirth Lübeln, worauf er von un-
seren Reisenden freundlichen Abschied nahm,
mit Versprechen: Herrn Eckarths-Rath ge-
treulich zu folgen, deme er auch nachmahls
nachkommen, und glücklich curiret worden. Wie
er nun abgetreten war, sprach Eckarth: Ach
schade umb diesen lieben Menschen, weil die
Gramschafft gegen das Frauen-Zimmer allzu-
hefftig ist, will ich mich verwetten, er habe von
einer Weibes-Person umb sie zu lieben, etwas
empfangen. Lysander wandte ein, es wäre ei-
ne grosse Thorheit, wann eine Person, durch
dergleichen Liebes-Trunck die Liebe von einer
andern Person erzwingen will. Ja wohl ver-
setzte Siegfried, zumahln wann sie den Gelieb-

ten

Herrn dieſes Dorffes Cur begeben, ich verſpuͤre
aber noch keine Beſſerung. Jſt es denn ſchon
lange Zeit daß er dem Ubel unterworffen gewe-
ſen? fragte Eckarth. Er antwortete: Es wird
nun bey nahe drey Jahr ſeyn, daß dieſer Zufall
mich angegriffen hat. Wohl denn ſprach E-
ckarth, dem Ubel iſt noch wohl zu rathen. Es
ſind ja erfahrne Medici in Suſapa, deren Cur
vertraue er ſich, die werden hierinnen ſchon
Rath wiſſen, ein bequemes Vomitiv, und her-
nach præcipitantia mit wenigen Salibus Vola-
tilibus
und Fixis vermiſcht, bevoraus Diuretica
werden in dieſen Zufall das beſte thun. Hier-
mit rieff der Wirth Luͤbeln, worauf er von un-
ſeren Reiſenden freundlichen Abſchied nahm,
mit Verſprechen: Herrn Eckarths-Rath ge-
treulich zu folgen, deme er auch nachmahls
nachkom̃en, und gluͤcklich curiret worden. Wie
er nun abgetreten war, ſprach Eckarth: Ach
ſchade umb dieſen lieben Menſchen, weil die
Gramſchafft gegen das Frauen-Zimmer allzu-
hefftig iſt, will ich mich verwetten, er habe von
einer Weibes-Perſon umb ſie zu lieben, etwas
empfangen. Lyſander wandte ein, es waͤre ei-
ne groſſe Thorheit, wann eine Perſon, durch
dergleichen Liebes-Trunck die Liebe von einer
andern Perſon erzwingen will. Ja wohl ver-
ſetzte Siegfried, zumahln wann ſie den Gelieb-

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[758/0774] Herrn dieſes Dorffes Cur begeben, ich verſpuͤre aber noch keine Beſſerung. Jſt es denn ſchon lange Zeit daß er dem Ubel unterworffen gewe- ſen? fragte Eckarth. Er antwortete: Es wird nun bey nahe drey Jahr ſeyn, daß dieſer Zufall mich angegriffen hat. Wohl denn ſprach E- ckarth, dem Ubel iſt noch wohl zu rathen. Es ſind ja erfahrne Medici in Suſapa, deren Cur vertraue er ſich, die werden hierinnen ſchon Rath wiſſen, ein bequemes Vomitiv, und her- nach præcipitantia mit wenigen Salibus Vola- tilibus und Fixis vermiſcht, bevoraus Diuretica werden in dieſen Zufall das beſte thun. Hier- mit rieff der Wirth Luͤbeln, worauf er von un- ſeren Reiſenden freundlichen Abſchied nahm, mit Verſprechen: Herrn Eckarths-Rath ge- treulich zu folgen, deme er auch nachmahls nachkom̃en, und gluͤcklich curiret worden. Wie er nun abgetreten war, ſprach Eckarth: Ach ſchade umb dieſen lieben Menſchen, weil die Gramſchafft gegen das Frauen-Zimmer allzu- hefftig iſt, will ich mich verwetten, er habe von einer Weibes-Perſon umb ſie zu lieben, etwas empfangen. Lyſander wandte ein, es waͤre ei- ne groſſe Thorheit, wann eine Perſon, durch dergleichen Liebes-Trunck die Liebe von einer andern Perſon erzwingen will. Ja wohl ver- ſetzte Siegfried, zumahln wann ſie den Gelieb- ten

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/774>, abgerufen am 29.06.2024.