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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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ckarth/ Andreas sagte: Als ich mit meinen ge-
wesenen Herrn Antonius Spregel in Pohlen
war/ wurde erzehlet/ wie daß ein Vornehmer
von Adel/ der seiner lustigen Schwencke halben
überall bekannt war/ seinen Factor, so ein Jude
war/ zu ihm kommen hieß. Als dieser kam/ be-
fahl ihn der Herr niederzusitzen/ und sprach zu
ihm: Abraham/ du erkennest nicht/ wie sehr ich
dich deiner mir erzeigten Willfährigkeit wegen
liebe/ ja ich liebe dich so sehr/ daß ich zweifele/ du
würdest dieses was ich thun werde/ mir aus Af-
fection
wieder thun. Der Jude antwortete:
Großmächtiger Herr/ warumb nicht! Hierauf
ließ der Herr eine Silberne Schüssel holen/ und
ihm geben/ welcher sie den Juden zureichte/ mit
Befehl seine Nothdurfft darein zu thun/ der Ju-
de entschuldigte sich/ allein dem Befehl muste
Gehorsam geleistet werden/ der Jude gieng auf
die Seite/ und setzte gar ein Weniges in die
Schüssel/ die er dem Herrn geben muste; dieser
ließ ihm Gewürtze holen/ und des Juden Einge-
legtes mit selbigen wohl vermischen/ sagende:
Schau Abraham/ so lieb habe ich dich/ und aß
die eingemachten Juden-Beeren hinein. Nun
was meynest du! Abraham/ wirst dieses mir zu
Liebe wohl nachthun? Der Jude zog die Ach-
seln. Drauff nahm der Herr die Schüssel und
füllete sie mit seinem Senffe so voll an/ daß

nichts

ckarth/ Andreas ſagte: Als ich mit meinen ge-
weſenen Herrn Antonius Spregel in Pohlen
war/ wurde erzehlet/ wie daß ein Vornehmer
von Adel/ der ſeiner luſtigen Schwencke halben
uͤberall bekannt war/ ſeinen Factor, ſo ein Jude
war/ zu ihm kommen hieß. Als dieſer kam/ be-
fahl ihn der Herr niederzuſitzen/ und ſprach zu
ihm: Abraham/ du erkenneſt nicht/ wie ſehr ich
dich deiner mir erzeigten Willfaͤhrigkeit wegen
liebe/ ja ich liebe dich ſo ſehr/ daß ich zweifele/ du
wuͤrdeſt dieſes was ich thun werde/ mir aus Af-
fection
wieder thun. Der Jude antwortete:
Großmaͤchtiger Herr/ warumb nicht! Hierauf
ließ der Herr eine Silberne Schuͤſſel holen/ und
ihm geben/ welcher ſie den Juden zureichte/ mit
Befehl ſeine Nothdurfft darein zu thun/ der Ju-
de entſchuldigte ſich/ allein dem Befehl muſte
Gehorſam geleiſtet werden/ der Jude gieng auf
die Seite/ und ſetzte gar ein Weniges in die
Schuͤſſel/ die er dem Herrn geben muſte; dieſer
ließ ihm Gewuͤrtze holen/ und des Juden Einge-
legtes mit ſelbigen wohl vermiſchen/ ſagende:
Schau Abraham/ ſo lieb habe ich dich/ und aß
die eingemachten Juden-Beeren hinein. Nun
was meyneſt du! Abraham/ wirſt dieſes mir zu
Liebe wohl nachthun? Der Jude zog die Ach-
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[780/0796] ckarth/ Andreas ſagte: Als ich mit meinen ge- weſenen Herrn Antonius Spregel in Pohlen war/ wurde erzehlet/ wie daß ein Vornehmer von Adel/ der ſeiner luſtigen Schwencke halben uͤberall bekannt war/ ſeinen Factor, ſo ein Jude war/ zu ihm kommen hieß. Als dieſer kam/ be- fahl ihn der Herr niederzuſitzen/ und ſprach zu ihm: Abraham/ du erkenneſt nicht/ wie ſehr ich dich deiner mir erzeigten Willfaͤhrigkeit wegen liebe/ ja ich liebe dich ſo ſehr/ daß ich zweifele/ du wuͤrdeſt dieſes was ich thun werde/ mir aus Af- fection wieder thun. Der Jude antwortete: Großmaͤchtiger Herr/ warumb nicht! Hierauf ließ der Herr eine Silberne Schuͤſſel holen/ und ihm geben/ welcher ſie den Juden zureichte/ mit Befehl ſeine Nothdurfft darein zu thun/ der Ju- de entſchuldigte ſich/ allein dem Befehl muſte Gehorſam geleiſtet werden/ der Jude gieng auf die Seite/ und ſetzte gar ein Weniges in die Schuͤſſel/ die er dem Herrn geben muſte; dieſer ließ ihm Gewuͤrtze holen/ und des Juden Einge- legtes mit ſelbigen wohl vermiſchen/ ſagende: Schau Abraham/ ſo lieb habe ich dich/ und aß die eingemachten Juden-Beeren hinein. Nun was meyneſt du! Abraham/ wirſt dieſes mir zu Liebe wohl nachthun? Der Jude zog die Ach- ſeln. Drauff nahm der Herr die Schuͤſſel und fuͤllete ſie mit ſeinem Senffe ſo voll an/ daß nichts

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/796>, abgerufen am 29.06.2024.