Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent- rüstet; und sprach zu seinen Bruder, was wilt du von vielen Universitäten sagen die du besucht hast, ich bin von mehr Universitäten relegirt, als du gewesen bist, Ehrenfried sag- te: Es ist freylich nicht ohne, daß auff Ver- brechen Straffe gehöret, allein, man könnte auch wohl einen Unterscheid unter guten Sub- jectis und übel-verhaltenden Stänckern und Carcinomatibus machen, wann man alle Schaafe die ein wenig von denen anderen an- gestecket würden, wolte abschaffen, würden die Schäfereyen ziemlich wüste und öde wer- den, doch ist auch gestalten Sachen nach die Straffe höchst-nöthig, weiln zum öfftern manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin- gen Ursachen willen umbs Leben kommt. U- niversitäten sind Oerther zu Erlernung vor- trefflicher Wissenschafften, nicht aber zum Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi- gung dieser Rede kam Ranneforts Leib-Schü- tze, mit Vermeldung an seinen Herrn, es wäre einer vor dem Garten, welcher mit ihme sprechen wolte; Denn als er vor das Stadt- Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und wissen wolte, wer er wäre? Antwortete er: Das wolle er den Commendanten des Orths selber sagen, nachdem er vernahm, daß der
Herr
E 2
Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent- ruͤſtet; und ſprach zu ſeinen Bruder, was wilt du von vielen Univerſitaͤten ſagen die du beſucht haſt, ich bin von mehr Univerſitaͤten relegirt, als du geweſen biſt, Ehrenfried ſag- te: Es iſt freylich nicht ohne, daß auff Ver- brechen Straffe gehoͤret, allein, man koͤnnte auch wohl einen Unterſcheid unter guten Sub- jectis und uͤbel-verhaltenden Staͤnckern und Carcinomatibus machen, wann man alle Schaafe die ein wenig von denen anderen an- geſtecket wuͤrden, wolte abſchaffen, wuͤrden die Schaͤfereyen ziemlich wuͤſte und oͤde wer- den, doch iſt auch geſtalten Sachen nach die Straffe hoͤchſt-noͤthig, weiln zum oͤfftern manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin- gen Urſachen willen umbs Leben kommt. U- niverſitaͤten ſind Oerther zu Erlernung vor- trefflicher Wiſſenſchafften, nicht aber zum Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi- gung dieſer Rede kam Ranneforts Leib-Schuͤ- tze, mit Vermeldung an ſeinen Herrn, es waͤre einer vor dem Garten, welcher mit ihme ſprechen wolte; Denn als er vor das Stadt- Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und wiſſen wolte, wer er waͤre? Antwortete er: Das wolle er den Commendanten des Orths ſelber ſagen, nachdem er vernahm, daß der
Herr
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0083"n="67"/>
Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent-<lb/>
ruͤſtet; und ſprach zu ſeinen Bruder, was<lb/>
wilt du von vielen <hirendition="#aq">Univerſi</hi>taͤten ſagen die du<lb/>
beſucht haſt, ich bin von mehr <hirendition="#aq">Univerſi</hi>taͤten<lb/><hirendition="#aq">relegi</hi>rt, als du geweſen biſt, Ehrenfried ſag-<lb/>
te: Es iſt freylich nicht ohne, daß auff Ver-<lb/>
brechen Straffe gehoͤret, allein, man koͤnnte<lb/>
auch wohl einen Unterſcheid unter guten <hirendition="#aq">Sub-<lb/>
jectis</hi> und uͤbel-verhaltenden Staͤnckern und<lb/><hirendition="#aq">Carcinomatibus</hi> machen, wann man alle<lb/>
Schaafe die ein wenig von denen anderen an-<lb/>
geſtecket wuͤrden, wolte abſchaffen, wuͤrden<lb/>
die Schaͤfereyen ziemlich wuͤſte und oͤde wer-<lb/>
den, doch iſt auch geſtalten Sachen nach die<lb/>
Straffe hoͤchſt-noͤthig, weiln zum oͤfftern<lb/>
manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin-<lb/>
gen Urſachen willen umbs Leben kommt. <hirendition="#aq">U-<lb/>
niverſi</hi>taͤten ſind Oerther zu Erlernung vor-<lb/>
trefflicher Wiſſenſchafften, nicht aber zum<lb/><hirendition="#aq">Duelli</hi>ren aufgerichtet. Gleich nach Endi-<lb/>
gung dieſer Rede kam Ranneforts Leib-Schuͤ-<lb/>
tze, mit Vermeldung an ſeinen Herrn, es<lb/>
waͤre einer vor dem Garten, welcher mit ihme<lb/>ſprechen wolte; Denn als er vor das Stadt-<lb/>
Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und<lb/>
wiſſen wolte, wer er waͤre? Antwortete er:<lb/>
Das wolle er den Commendanten des Orths<lb/>ſelber ſagen, nachdem er vernahm, daß der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Herr</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[67/0083]
Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent-
ruͤſtet; und ſprach zu ſeinen Bruder, was
wilt du von vielen Univerſitaͤten ſagen die du
beſucht haſt, ich bin von mehr Univerſitaͤten
relegirt, als du geweſen biſt, Ehrenfried ſag-
te: Es iſt freylich nicht ohne, daß auff Ver-
brechen Straffe gehoͤret, allein, man koͤnnte
auch wohl einen Unterſcheid unter guten Sub-
jectis und uͤbel-verhaltenden Staͤnckern und
Carcinomatibus machen, wann man alle
Schaafe die ein wenig von denen anderen an-
geſtecket wuͤrden, wolte abſchaffen, wuͤrden
die Schaͤfereyen ziemlich wuͤſte und oͤde wer-
den, doch iſt auch geſtalten Sachen nach die
Straffe hoͤchſt-noͤthig, weiln zum oͤfftern
manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin-
gen Urſachen willen umbs Leben kommt. U-
niverſitaͤten ſind Oerther zu Erlernung vor-
trefflicher Wiſſenſchafften, nicht aber zum
Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi-
gung dieſer Rede kam Ranneforts Leib-Schuͤ-
tze, mit Vermeldung an ſeinen Herrn, es
waͤre einer vor dem Garten, welcher mit ihme
ſprechen wolte; Denn als er vor das Stadt-
Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und
wiſſen wolte, wer er waͤre? Antwortete er:
Das wolle er den Commendanten des Orths
ſelber ſagen, nachdem er vernahm, daß der
Herr
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/83>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.