Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent-
rüstet; und sprach zu seinen Bruder, was
wilt du von vielen Universitäten sagen die du
besucht hast, ich bin von mehr Universitäten
relegirt, als du gewesen bist, Ehrenfried sag-
te: Es ist freylich nicht ohne, daß auff Ver-
brechen Straffe gehöret, allein, man könnte
auch wohl einen Unterscheid unter guten Sub-
jectis
und übel-verhaltenden Stänckern und
Carcinomatibus machen, wann man alle
Schaafe die ein wenig von denen anderen an-
gestecket würden, wolte abschaffen, würden
die Schäfereyen ziemlich wüste und öde wer-
den, doch ist auch gestalten Sachen nach die
Straffe höchst-nöthig, weiln zum öfftern
manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin-
gen Ursachen willen umbs Leben kommt. U-
niversi
täten sind Oerther zu Erlernung vor-
trefflicher Wissenschafften, nicht aber zum
Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi-
gung dieser Rede kam Ranneforts Leib-Schü-
tze, mit Vermeldung an seinen Herrn, es
wäre einer vor dem Garten, welcher mit ihme
sprechen wolte; Denn als er vor das Stadt-
Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und
wissen wolte, wer er wäre? Antwortete er:
Das wolle er den Commendanten des Orths
selber sagen, nachdem er vernahm, daß der

Herr
E 2

Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent-
ruͤſtet; und ſprach zu ſeinen Bruder, was
wilt du von vielen Univerſitaͤten ſagen die du
beſucht haſt, ich bin von mehr Univerſitaͤten
relegirt, als du geweſen biſt, Ehrenfried ſag-
te: Es iſt freylich nicht ohne, daß auff Ver-
brechen Straffe gehoͤret, allein, man koͤnnte
auch wohl einen Unterſcheid unter guten Sub-
jectis
und uͤbel-verhaltenden Staͤnckern und
Carcinomatibus machen, wann man alle
Schaafe die ein wenig von denen anderen an-
geſtecket wuͤrden, wolte abſchaffen, wuͤrden
die Schaͤfereyen ziemlich wuͤſte und oͤde wer-
den, doch iſt auch geſtalten Sachen nach die
Straffe hoͤchſt-noͤthig, weiln zum oͤfftern
manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin-
gen Urſachen willen umbs Leben kommt. U-
niverſi
taͤten ſind Oerther zu Erlernung vor-
trefflicher Wiſſenſchafften, nicht aber zum
Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi-
gung dieſer Rede kam Ranneforts Leib-Schuͤ-
tze, mit Vermeldung an ſeinen Herrn, es
waͤre einer vor dem Garten, welcher mit ihme
ſprechen wolte; Denn als er vor das Stadt-
Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und
wiſſen wolte, wer er waͤre? Antwortete er:
Das wolle er den Commendanten des Orths
ſelber ſagen, nachdem er vernahm, daß der

Herr
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="67"/>
Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tet; und &#x017F;prach zu &#x017F;einen Bruder, was<lb/>
wilt du von vielen <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;ten &#x017F;agen die du<lb/>
be&#x017F;ucht ha&#x017F;t, ich bin von mehr <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;ten<lb/><hi rendition="#aq">relegi</hi>rt, als du gewe&#x017F;en bi&#x017F;t, Ehrenfried &#x017F;ag-<lb/>
te: Es i&#x017F;t freylich nicht ohne, daß auff Ver-<lb/>
brechen Straffe geho&#x0364;ret, allein, man ko&#x0364;nnte<lb/>
auch wohl einen Unter&#x017F;cheid unter guten <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
jectis</hi> und u&#x0364;bel-verhaltenden Sta&#x0364;nckern und<lb/><hi rendition="#aq">Carcinomatibus</hi> machen, wann man alle<lb/>
Schaafe die ein wenig von denen anderen an-<lb/>
ge&#x017F;tecket wu&#x0364;rden, wolte ab&#x017F;chaffen, wu&#x0364;rden<lb/>
die Scha&#x0364;fereyen ziemlich wu&#x0364;&#x017F;te und o&#x0364;de wer-<lb/>
den, doch i&#x017F;t auch ge&#x017F;talten Sachen nach die<lb/>
Straffe ho&#x0364;ch&#x017F;t-no&#x0364;thig, weiln zum o&#x0364;fftern<lb/>
manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin-<lb/>
gen Ur&#x017F;achen willen umbs Leben kommt. <hi rendition="#aq">U-<lb/>
niver&#x017F;i</hi>ta&#x0364;ten &#x017F;ind Oerther zu Erlernung vor-<lb/>
trefflicher Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften, nicht aber zum<lb/><hi rendition="#aq">Duelli</hi>ren aufgerichtet. Gleich nach Endi-<lb/>
gung die&#x017F;er Rede kam Ranneforts Leib-Schu&#x0364;-<lb/>
tze, mit Vermeldung an &#x017F;einen Herrn, es<lb/>
wa&#x0364;re einer vor dem Garten, welcher mit ihme<lb/>
&#x017F;prechen wolte; Denn als er vor das Stadt-<lb/>
Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en wolte, wer er wa&#x0364;re? Antwortete er:<lb/>
Das wolle er den Commendanten des Orths<lb/>
&#x017F;elber &#x017F;agen, nachdem er vernahm, daß der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0083] Ruhme nennete, ward der Rath in etwas ent- ruͤſtet; und ſprach zu ſeinen Bruder, was wilt du von vielen Univerſitaͤten ſagen die du beſucht haſt, ich bin von mehr Univerſitaͤten relegirt, als du geweſen biſt, Ehrenfried ſag- te: Es iſt freylich nicht ohne, daß auff Ver- brechen Straffe gehoͤret, allein, man koͤnnte auch wohl einen Unterſcheid unter guten Sub- jectis und uͤbel-verhaltenden Staͤnckern und Carcinomatibus machen, wann man alle Schaafe die ein wenig von denen anderen an- geſtecket wuͤrden, wolte abſchaffen, wuͤrden die Schaͤfereyen ziemlich wuͤſte und oͤde wer- den, doch iſt auch geſtalten Sachen nach die Straffe hoͤchſt-noͤthig, weiln zum oͤfftern manch ehrliches Mutter-Kind um einer gerin- gen Urſachen willen umbs Leben kommt. U- niverſitaͤten ſind Oerther zu Erlernung vor- trefflicher Wiſſenſchafften, nicht aber zum Duelliren aufgerichtet. Gleich nach Endi- gung dieſer Rede kam Ranneforts Leib-Schuͤ- tze, mit Vermeldung an ſeinen Herrn, es waͤre einer vor dem Garten, welcher mit ihme ſprechen wolte; Denn als er vor das Stadt- Thor kam, und der Gefreyte ihn fragte, und wiſſen wolte, wer er waͤre? Antwortete er: Das wolle er den Commendanten des Orths ſelber ſagen, nachdem er vernahm, daß der Herr E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/83
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/83>, abgerufen am 18.05.2024.