Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

antwortete der Schöpffer, die Flaschen werden
erstlich mit Säuerling angefüllet, hingesetzt,
und verbleiben eine Nacht über stehend, daß sie
durchwässern und man erfahre, ob sie auch gut
halten, dieses nennet man auswässern, nach-
dem werden sie ausgegossen (welches gleich ge-
schehen soll,) nahm hierauff mit seinen Gehülf-
fen die im Hause eingefüllte Flaschen, legten sie
auf eine hierzu gemachte Stellung, und liessen
sie auslauffen, die Untüchtigen satzten sie auf die
Seite. Die ausgeleerten Flaschen wurden zum
Sauerbrunn getragen, die Unsrigen giengen
mit und sahen wie der Schöpffer und seine Ge-
hülffen mit langen eisernen Zänglein, welche an
beyden Seiten halb rund waren damit sie den
Halß der Flaschen gut fassen kunten, zu sieben
biß acht Flaschen auf einmahl in Brunnen senck-
ten, solche anfüllten, und sie wieder in das Füll-
Hauß tragen liessen. Wie alle Flaschen ge-
füllet eingetragen waren, gerechtelten sie selbi-
ge in die Kisten, in hierzu gemachte Fächer, mit
gewundenen Stroh, daß sie ohnbeweglich
stunden. Werden die Kisten mit denen einge-
setzten Flaschen nun also fortgeschickt, fragte
Eckarth? Der Schöpffer sprach: Gnädiger
Herr, noch nicht, diese Flaschen werden wieder-
umb ausgeschüttet, wieder von neuen mit Säu-
erling angefüllet, vermacht, versiegelt, einge-

setzt
G g g 4

antwortete der Schoͤpffer, die Flaſchen werden
erſtlich mit Saͤuerling angefuͤllet, hingeſetzt,
und verbleiben eine Nacht uͤber ſtehend, daß ſie
durchwaͤſſern und man erfahre, ob ſie auch gut
halten, dieſes nennet man auswaͤſſern, nach-
dem werden ſie ausgegoſſen (welches gleich ge-
ſchehen ſoll,) nahm hierauff mit ſeinen Gehuͤlf-
fen die im Hauſe eingefuͤllte Flaſchen, legten ſie
auf eine hierzu gemachte Stellung, und lieſſen
ſie auslauffen, die Untuͤchtigen ſatzten ſie auf die
Seite. Die ausgeleerten Flaſchen wurden zum
Sauerbrunn getragen, die Unſrigen giengen
mit und ſahen wie der Schoͤpffer und ſeine Ge-
huͤlffen mit langen eiſernen Zaͤnglein, welche an
beyden Seiten halb rund waren damit ſie den
Halß der Flaſchen gut faſſen kunten, zu ſieben
biß acht Flaſchen auf einmahl in Bꝛunnen ſenck-
ten, ſolche anfuͤllten, und ſie wieder in das Fuͤll-
Hauß tragen lieſſen. Wie alle Flaſchen ge-
fuͤllet eingetragen waren, gerechtelten ſie ſelbi-
ge in die Kiſten, in hierzu gemachte Faͤcher, mit
gewundenen Stroh, daß ſie ohnbeweglich
ſtunden. Werden die Kiſten mit denen einge-
ſetzten Flaſchen nun alſo fortgeſchickt, fragte
Eckarth? Der Schoͤpffer ſprach: Gnaͤdiger
Herr, noch nicht, dieſe Flaſchen werden wieder-
umb ausgeſchuͤttet, wieder von neuen mit Saͤu-
erling angefuͤllet, vermacht, verſiegelt, einge-

ſetzt
G g g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0855" n="839"/>
antwortete der Scho&#x0364;pffer, die Fla&#x017F;chen werden<lb/>
er&#x017F;tlich mit Sa&#x0364;uerling angefu&#x0364;llet, hinge&#x017F;etzt,<lb/>
und verbleiben eine Nacht u&#x0364;ber &#x017F;tehend, daß &#x017F;ie<lb/>
durchwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und man erfahre, ob &#x017F;ie auch gut<lb/>
halten, die&#x017F;es nennet man auswa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, nach-<lb/>
dem werden &#x017F;ie ausgego&#x017F;&#x017F;en (welches gleich ge-<lb/>
&#x017F;chehen &#x017F;oll,) nahm hierauff mit &#x017F;einen Gehu&#x0364;lf-<lb/>
fen die im Hau&#x017F;e eingefu&#x0364;llte Fla&#x017F;chen, legten &#x017F;ie<lb/>
auf eine hierzu gemachte Stellung, und lie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ie auslauffen, die Untu&#x0364;chtigen &#x017F;atzten &#x017F;ie auf die<lb/>
Seite. Die ausgeleerten Fla&#x017F;chen wurden zum<lb/>
Sauerbrunn getragen, die Un&#x017F;rigen giengen<lb/>
mit und &#x017F;ahen wie der Scho&#x0364;pffer und &#x017F;eine Ge-<lb/>
hu&#x0364;lffen mit langen ei&#x017F;ernen Za&#x0364;nglein, welche an<lb/>
beyden Seiten halb rund waren damit &#x017F;ie den<lb/>
Halß der Fla&#x017F;chen gut fa&#x017F;&#x017F;en kunten, zu &#x017F;ieben<lb/>
biß acht Fla&#x017F;chen auf einmahl in B&#xA75B;unnen &#x017F;enck-<lb/>
ten, &#x017F;olche anfu&#x0364;llten, und &#x017F;ie wieder in das Fu&#x0364;ll-<lb/>
Hauß tragen lie&#x017F;&#x017F;en. Wie alle Fla&#x017F;chen ge-<lb/>
fu&#x0364;llet eingetragen waren, gerechtelten &#x017F;ie &#x017F;elbi-<lb/>
ge in die Ki&#x017F;ten, in hierzu gemachte Fa&#x0364;cher, mit<lb/>
gewundenen Stroh, daß &#x017F;ie ohnbeweglich<lb/>
&#x017F;tunden. Werden die Ki&#x017F;ten mit denen einge-<lb/>
&#x017F;etzten Fla&#x017F;chen nun al&#x017F;o fortge&#x017F;chickt, fragte<lb/>
Eckarth? Der Scho&#x0364;pffer &#x017F;prach: Gna&#x0364;diger<lb/>
Herr, noch nicht, die&#x017F;e Fla&#x017F;chen werden wieder-<lb/>
umb ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet, wieder von neuen mit Sa&#x0364;u-<lb/>
erling angefu&#x0364;llet, vermacht, ver&#x017F;iegelt, einge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etzt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[839/0855] antwortete der Schoͤpffer, die Flaſchen werden erſtlich mit Saͤuerling angefuͤllet, hingeſetzt, und verbleiben eine Nacht uͤber ſtehend, daß ſie durchwaͤſſern und man erfahre, ob ſie auch gut halten, dieſes nennet man auswaͤſſern, nach- dem werden ſie ausgegoſſen (welches gleich ge- ſchehen ſoll,) nahm hierauff mit ſeinen Gehuͤlf- fen die im Hauſe eingefuͤllte Flaſchen, legten ſie auf eine hierzu gemachte Stellung, und lieſſen ſie auslauffen, die Untuͤchtigen ſatzten ſie auf die Seite. Die ausgeleerten Flaſchen wurden zum Sauerbrunn getragen, die Unſrigen giengen mit und ſahen wie der Schoͤpffer und ſeine Ge- huͤlffen mit langen eiſernen Zaͤnglein, welche an beyden Seiten halb rund waren damit ſie den Halß der Flaſchen gut faſſen kunten, zu ſieben biß acht Flaſchen auf einmahl in Bꝛunnen ſenck- ten, ſolche anfuͤllten, und ſie wieder in das Fuͤll- Hauß tragen lieſſen. Wie alle Flaſchen ge- fuͤllet eingetragen waren, gerechtelten ſie ſelbi- ge in die Kiſten, in hierzu gemachte Faͤcher, mit gewundenen Stroh, daß ſie ohnbeweglich ſtunden. Werden die Kiſten mit denen einge- ſetzten Flaſchen nun alſo fortgeſchickt, fragte Eckarth? Der Schoͤpffer ſprach: Gnaͤdiger Herr, noch nicht, dieſe Flaſchen werden wieder- umb ausgeſchuͤttet, wieder von neuen mit Saͤu- erling angefuͤllet, vermacht, verſiegelt, einge- ſetzt G g g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/855
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/855>, abgerufen am 01.07.2024.