Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Leibe, worein dieses warme Wasser ge-
truncken wird, hat keine dergleichen kalte bege-
hende Lufft, sondern seine innwohnende bedeck-
te Wärme, die dieses Wasser zum Ausgange
befördern, wann man sich aber unterlegen, und
das Wasser eine Zeit lang über sich wolte flies-
sen lassen, möchte es mit der Zeit den Cörper mit
einer Stein-härte (gleich des Drachen-
Schmaltz den gehörnten Seyfried mit einer
Horn feste überzogen) beziehen und umbgeben,
wie es an denen eingelegten Eyern, Sträuchen
und andern Sachen thut; Die Contesse von
Salanin sahe Ettnern an, und sprach: Will der
Herr die Probe an sich geschehen lassen? Ett-
ner antwortete: Gnädige Contesse, ich bin
nicht so curieus, der Versuch gehöret vor die
Ungläubigen. Jch bin nicht ungläubig ver-
setzte die Contesse, denn kan man die Hüner und
andere Thiere mit diesen siedend-heissen Was-
ser abbrühen, so würde es ein Mensch nicht eine
Stunde, ohne sein gäntzliches Verderben, ge-
schweige durch so lange Zeit ausstehen. Die
Frau Kronauin replicirte, Gnädige Contesse,
ich dencke immer Monsieur Ettner ist ihnen son-
derlich zugethan, und fieng an zulächeln, die
Contesse sahe Ettnern an, lächelte und sprach:
Gelt Monsieur Ettner, er meynet es recht gut
mit mir. Freylich Gnädige Contesse, replicir-

te

lichen Leibe, worein dieſes warme Waſſer ge-
truncken wird, hat keine dergleichen kalte bege-
hende Lufft, ſondern ſeine innwohnende bedeck-
te Waͤrme, die dieſes Waſſer zum Ausgange
befoͤrdern, wann man ſich aber unterlegen, und
das Waſſer eine Zeit lang uͤber ſich wolte flieſ-
ſen laſſen, moͤchte es mit der Zeit den Coͤrper mit
einer Stein-haͤrte (gleich des Drachen-
Schmaltz den gehoͤrnten Seyfried mit einer
Horn feſte uͤberzogen) beziehen und umbgeben,
wie es an denen eingelegten Eyern, Straͤuchen
und andern Sachen thut; Die Conteſſe von
Salanin ſahe Ettnern an, und ſprach: Will der
Herr die Probe an ſich geſchehen laſſen? Ett-
ner antwortete: Gnaͤdige Conteſſe, ich bin
nicht ſo curieus, der Verſuch gehoͤret vor die
Unglaͤubigen. Jch bin nicht unglaͤubig ver-
ſetzte die Conteſſe, denn kan man die Huͤner und
andere Thiere mit dieſen ſiedend-heiſſen Waſ-
ſer abbruͤhen, ſo wuͤrde es ein Menſch nicht eine
Stunde, ohne ſein gaͤntzliches Verderben, ge-
ſchweige durch ſo lange Zeit ausſtehen. Die
Frau Kronauin replicirte, Gnaͤdige Conteſſe,
ich dencke immer Monſieur Ettner iſt ihnen ſon-
derlich zugethan, und fieng an zulaͤcheln, die
Conteſſe ſahe Ettnern an, laͤchelte und ſprach:
Gelt Monſieur Ettner, er meynet es recht gut
mit mir. Freylich Gnaͤdige Conteſſe, replicir-

te
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0907" n="891"/>
lichen Leibe, worein die&#x017F;es warme Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
truncken wird, hat keine dergleichen kalte bege-<lb/>
hende Lufft, &#x017F;ondern &#x017F;eine innwohnende bedeck-<lb/>
te Wa&#x0364;rme, die die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er zum Ausgange<lb/>
befo&#x0364;rdern, wann man &#x017F;ich aber unterlegen, und<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er eine Zeit lang u&#x0364;ber &#x017F;ich wolte flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, mo&#x0364;chte es mit der Zeit den Co&#x0364;rper mit<lb/>
einer Stein-ha&#x0364;rte (gleich des Drachen-<lb/>
Schmaltz den geho&#x0364;rnten Seyfried mit einer<lb/>
Horn fe&#x017F;te u&#x0364;berzogen) beziehen und umbgeben,<lb/>
wie es an denen eingelegten Eyern, Stra&#x0364;uchen<lb/>
und andern Sachen thut; Die <hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e</hi> von<lb/><hi rendition="#aq">Salanin</hi> &#x017F;ahe Ettnern an, und &#x017F;prach: Will der<lb/>
Herr die Probe an &#x017F;ich ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en? Ett-<lb/>
ner antwortete: Gna&#x0364;dige <hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e,</hi> ich bin<lb/>
nicht &#x017F;o <hi rendition="#aq">curieus,</hi> der Ver&#x017F;uch geho&#x0364;ret vor die<lb/>
Ungla&#x0364;ubigen. Jch bin nicht ungla&#x0364;ubig ver-<lb/>
&#x017F;etzte die <hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e,</hi> denn kan man die Hu&#x0364;ner und<lb/>
andere Thiere mit die&#x017F;en &#x017F;iedend-hei&#x017F;&#x017F;en Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er abbru&#x0364;hen, &#x017F;o wu&#x0364;rde es ein Men&#x017F;ch nicht eine<lb/>
Stunde, ohne &#x017F;ein ga&#x0364;ntzliches Verderben, ge-<lb/>
&#x017F;chweige durch &#x017F;o lange Zeit aus&#x017F;tehen. Die<lb/>
Frau <hi rendition="#aq">Kronauin replicir</hi>te, Gna&#x0364;dige <hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e,</hi><lb/>
ich dencke immer <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Ettner i&#x017F;t ihnen &#x017F;on-<lb/>
derlich zugethan, und fieng an zula&#x0364;cheln, die<lb/><hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;ahe Ettnern an, la&#x0364;chelte und &#x017F;prach:<lb/>
Gelt <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Ettner, er meynet es recht gut<lb/>
mit mir. Freylich Gna&#x0364;dige <hi rendition="#aq">Conte&#x017F;&#x017F;e, replicir-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[891/0907] lichen Leibe, worein dieſes warme Waſſer ge- truncken wird, hat keine dergleichen kalte bege- hende Lufft, ſondern ſeine innwohnende bedeck- te Waͤrme, die dieſes Waſſer zum Ausgange befoͤrdern, wann man ſich aber unterlegen, und das Waſſer eine Zeit lang uͤber ſich wolte flieſ- ſen laſſen, moͤchte es mit der Zeit den Coͤrper mit einer Stein-haͤrte (gleich des Drachen- Schmaltz den gehoͤrnten Seyfried mit einer Horn feſte uͤberzogen) beziehen und umbgeben, wie es an denen eingelegten Eyern, Straͤuchen und andern Sachen thut; Die Conteſſe von Salanin ſahe Ettnern an, und ſprach: Will der Herr die Probe an ſich geſchehen laſſen? Ett- ner antwortete: Gnaͤdige Conteſſe, ich bin nicht ſo curieus, der Verſuch gehoͤret vor die Unglaͤubigen. Jch bin nicht unglaͤubig ver- ſetzte die Conteſſe, denn kan man die Huͤner und andere Thiere mit dieſen ſiedend-heiſſen Waſ- ſer abbruͤhen, ſo wuͤrde es ein Menſch nicht eine Stunde, ohne ſein gaͤntzliches Verderben, ge- ſchweige durch ſo lange Zeit ausſtehen. Die Frau Kronauin replicirte, Gnaͤdige Conteſſe, ich dencke immer Monſieur Ettner iſt ihnen ſon- derlich zugethan, und fieng an zulaͤcheln, die Conteſſe ſahe Ettnern an, laͤchelte und ſprach: Gelt Monſieur Ettner, er meynet es recht gut mit mir. Freylich Gnaͤdige Conteſſe, replicir- te

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/907
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/907>, abgerufen am 22.11.2024.