Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Haupt, lindert und heilet die Glieder-Schmer-
tzen, fliessend eyterende Geschwür, siillet den star-
cken Monathlichen Fluß, erwärmet die Mutter
und machet sie fruchtbahr. Ja so gar dringet
dieses Wasser durch, daß es auch Jungfern zum
Gebähren tüchtig macht. Jch besuchte eins-
mahls das Carls Bad, da entlieff einem Herrn
sein Küchen-Junge, der Herr ließ ihn einholen,
und vor sich führen, da fragte er ihn, was er vor
Ursache hätte, daß er weggelauffen wäre? Der
Junge weinte, krauete sich im Kopffe, vorge-
bende, er fürchtete sich, weil von dem Bade-
Wasser die Gnädige Frau, das Stuben-
Mensch schwanger, und die eine Stutte träch-
tig worden, so möchte er auch gleichen Zustand
empfangen; alsdenn müste man ihme den
Bauch auffschneiden, und er würde über der
Geburth sterben müssen. Der Herr kehrte sich
umb, gieng in das Neben-Zimmer, weil er sich
des Lachens nicht enthalten kunte, und ließ den
Jungen des andern Tages darauff, umb seine
Furcht zu vermindern, mit seinen Leuthen zurück
auffs Guth fahren. Unsere Reisende musten
des Schnackens überlaut lachen; wie die Garpi-
sche Compagnie das Lachen hörte, lieffen sie
aus ihren Zimmer zu denen Unsrigen, befragten
sie umb die Ursache ihres Lachens, da erzehlte
ihnen Ettner, was er zuvor gesagt hatte, mit Er-

in-

Haupt, lindert und heilet die Glieder-Schmer-
tzen, flieſſend eyterende Geſchwuͤr, ſiillet den ſtar-
cken Monathlichen Fluß, erwaͤrmet die Mutter
und machet ſie fruchtbahr. Ja ſo gar dringet
dieſes Waſſer durch, daß es auch Jungfern zum
Gebaͤhren tuͤchtig macht. Jch beſuchte eins-
mahls das Carls Bad, da entlieff einem Herrn
ſein Kuͤchen-Junge, der Herr ließ ihn einholen,
und vor ſich fuͤhren, da fragte er ihn, was er vor
Urſache haͤtte, daß er weggelauffen waͤre? Der
Junge weinte, krauete ſich im Kopffe, vorge-
bende, er fuͤrchtete ſich, weil von dem Bade-
Waſſer die Gnaͤdige Frau, das Stuben-
Menſch ſchwanger, und die eine Stutte traͤch-
tig worden, ſo moͤchte er auch gleichen Zuſtand
empfangen; alsdenn muͤſte man ihme den
Bauch auffſchneiden, und er wuͤrde uͤber der
Geburth ſterben muͤſſen. Der Herr kehrte ſich
umb, gieng in das Neben-Zimmer, weil er ſich
des Lachens nicht enthalten kunte, und ließ den
Jungen des andern Tages darauff, umb ſeine
Furcht zu vermindern, mit ſeinẽ Leuthen zuruͤck
auffs Guth fahren. Unſere Reiſende muſten
des Schnackens uͤberlaut lachen; wie die Garpi-
ſche Compagnie das Lachen hoͤrte, lieffen ſie
aus ihren Zimmer zu denen Unſrigen, befragten
ſie umb die Urſache ihres Lachens, da erzehlte
ihnen Ettner, was er zuvor geſagt hatte, mit Er-

in-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0950" n="934"/>
Haupt, lindert und heilet die Glieder-Schmer-<lb/>
tzen, flie&#x017F;&#x017F;end eyterende Ge&#x017F;chwu&#x0364;r, &#x017F;iillet den &#x017F;tar-<lb/>
cken Monathlichen Fluß, erwa&#x0364;rmet die Mutter<lb/>
und machet &#x017F;ie fruchtbahr. Ja &#x017F;o gar dringet<lb/>
die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er durch, daß es auch Jungfern zum<lb/>
Geba&#x0364;hren tu&#x0364;chtig macht. Jch be&#x017F;uchte eins-<lb/>
mahls das <hi rendition="#aq">Carls</hi> Bad, da entlieff einem Herrn<lb/>
&#x017F;ein Ku&#x0364;chen-Junge, der Herr ließ ihn einholen,<lb/>
und vor &#x017F;ich fu&#x0364;hren, da fragte er ihn, was er vor<lb/>
Ur&#x017F;ache ha&#x0364;tte, daß er weggelauffen wa&#x0364;re? Der<lb/>
Junge weinte, krauete &#x017F;ich im Kopffe, vorge-<lb/>
bende, er fu&#x0364;rchtete &#x017F;ich, weil von dem Bade-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er die Gna&#x0364;dige Frau, das Stuben-<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;chwanger, und die eine Stutte tra&#x0364;ch-<lb/>
tig worden, &#x017F;o mo&#x0364;chte er auch gleichen Zu&#x017F;tand<lb/>
empfangen; alsdenn mu&#x0364;&#x017F;te man ihme den<lb/>
Bauch auff&#x017F;chneiden, und er wu&#x0364;rde u&#x0364;ber der<lb/>
Geburth &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Herr kehrte &#x017F;ich<lb/>
umb, gieng in das Neben-Zimmer, weil er &#x017F;ich<lb/>
des Lachens nicht enthalten kunte, und ließ den<lb/>
Jungen des andern Tages darauff, umb &#x017F;eine<lb/>
Furcht zu vermindern, mit &#x017F;eine&#x0303; Leuthen zuru&#x0364;ck<lb/>
auffs Guth fahren. Un&#x017F;ere Rei&#x017F;ende mu&#x017F;ten<lb/>
des Schnackens u&#x0364;berlaut lachen; wie die <hi rendition="#aq">Garpi-</hi><lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Compagni</hi>e das Lachen ho&#x0364;rte, lieffen &#x017F;ie<lb/>
aus ihren Zimmer zu denen Un&#x017F;rigen, befragten<lb/>
&#x017F;ie umb die Ur&#x017F;ache ihres Lachens, da erzehlte<lb/>
ihnen Ettner, was er zuvor ge&#x017F;agt hatte, mit Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[934/0950] Haupt, lindert und heilet die Glieder-Schmer- tzen, flieſſend eyterende Geſchwuͤr, ſiillet den ſtar- cken Monathlichen Fluß, erwaͤrmet die Mutter und machet ſie fruchtbahr. Ja ſo gar dringet dieſes Waſſer durch, daß es auch Jungfern zum Gebaͤhren tuͤchtig macht. Jch beſuchte eins- mahls das Carls Bad, da entlieff einem Herrn ſein Kuͤchen-Junge, der Herr ließ ihn einholen, und vor ſich fuͤhren, da fragte er ihn, was er vor Urſache haͤtte, daß er weggelauffen waͤre? Der Junge weinte, krauete ſich im Kopffe, vorge- bende, er fuͤrchtete ſich, weil von dem Bade- Waſſer die Gnaͤdige Frau, das Stuben- Menſch ſchwanger, und die eine Stutte traͤch- tig worden, ſo moͤchte er auch gleichen Zuſtand empfangen; alsdenn muͤſte man ihme den Bauch auffſchneiden, und er wuͤrde uͤber der Geburth ſterben muͤſſen. Der Herr kehrte ſich umb, gieng in das Neben-Zimmer, weil er ſich des Lachens nicht enthalten kunte, und ließ den Jungen des andern Tages darauff, umb ſeine Furcht zu vermindern, mit ſeinẽ Leuthen zuruͤck auffs Guth fahren. Unſere Reiſende muſten des Schnackens uͤberlaut lachen; wie die Garpi- ſche Compagnie das Lachen hoͤrte, lieffen ſie aus ihren Zimmer zu denen Unſrigen, befragten ſie umb die Urſache ihres Lachens, da erzehlte ihnen Ettner, was er zuvor geſagt hatte, mit Er- in-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/950
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/950>, abgerufen am 22.11.2024.