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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des IV. Buchs IV. Cap.
III. Pfropffreiser verwahren.

Jns gemein dienet dem Steinobst-reisern/ daß sie je ehe je lieber verpfropffet
werden: Die Reiser aber von Kernobst sind härtlicher/ und dawren länger. De-
rohalben nachdem sie gebrochen/ so bindet jede gattung besonders/ nicht mit weiden/
sondern mit gelinden bast/ und zeichnet sie mit einem beschriebenen Zettel: ferner le-
get sie in ein längliches Bogen-körblein/ und traget sie an ihren ort.

Sollen sie eine zeitlang in einem Gewölbe oder im keller verwahret werden/
so bedecket sie wol/ auff daß sie die meuse nicht benagen: oder vergrabet sie im garten
also/ daß die gipffel aus dem erdreich herfür ragen. Wollet ihr aber die mühe neh-
men/ so grabet zwischen zween bäumen ein loch in das erdreich einer ellen lang/ einer
halben breit/ und ein viertel tieff: beschüttet den boden mit ein wenig sand/ leget
nach einander die Pfropffreiser nicht flach/ sondern etwas angelehnet hinein/ becreu-
tzet das loch obenher mit reisern von Strauchwerck/ leget abgestochene wasen drauff/
oder überschüttet es Spannenhoch mit erdreich: so bleiben die Pfropffreiser eine ge-
raume zeit darunter frisch und gut.

Wenn sie über land getragen oder geführet werden sollen/ so beschläget man
unten den schnit bis an den band mit gelinden feuchten Leim/ leget sie in eine lange
Schachtel/ und verwahret sie mit Mooß wider die Lufft und Sonne. Wenn aber
der Weg sehr weit/ so trucknet indessen der leim aus/ und muß alsdan von newen an-
gefeuchtet/ oder ein gantz newer ümbschlag gemachet werden. Andere brauchen an
dessen stat frische Rüben/ und stechen den schnit da hinein: andre machen hiezu einen
teig von mehl/ honig und baumöl.

IV. Zeit des Pfropffens.
1. Annus. Gleichwie mit säen/ ernten/ häuser bawen/ kauffen und verkauf-
fen kein jahr für dem andern einen vorzug hae: also ist es auch mit dem pflantzen und
pfropffen der bäume beschaffen. Daß aber bey etlichen die Schaltjahr vor den ge-
meinen Jahren in verdacht des mißrahts gezogen worden/ solches rühret her aus ei-
nem falschen Aberglauben: sintemahl die erfahrung zeiget/ daß die gemeinen Jahre
offtmahls von den Schaltjahren an fruchtbarkeit übertroffen werden. Derohalben
wer seinen garten bessern wil/ der lasse diesen irrthum fahren/ und setze das pfropffen
ohn unterscheid der jahre fort.
2. Anni tempus. Die Jahrszeit aber betreffend/ so ist zu solcher arbeit der aus-
gehende Winter und angehende Frühling/ nemlich die Monaten Februarius und
Martius/ bey langen Nachwintern aber auch der April am bequemsten. Wenn
demnach/ wie droben erwehnet/ im Februario allerhand Obstreiser gesamlet/ könnet
ihr ohngefehr eine solche ordnung halten/ daß ihr die Pfropffreiser von Marellen/
Pfersichen/ Mandeln/ frembden Kirschen/ und Pflaumen/ als die zartesten und
zeitig-blühenden/ erstlich und noch im selbigen Monat: Die von Apffeln/ Birnen/
Quitten/ Mespeln aber/ als die dawrhafftigern und spat-blühenden folgende Monat
nach belieben auffsetzet. Ja wenn euch auch noch im May oder Junio aus der frem-
de Reiser zugesendet würden/ wofern sie annoch frisch und tüglich scheinen/ solt ihr
solche darümb nicht verderben lassen/ sondern sie auffsetzen/ aber doch mit dem binden
desto
Des IV. Buchs IV. Cap.
III. Pfropffreiſer verwahren.

Jns gemein dienet dem Steinobſt-reiſern/ daß ſie je ehe je lieber verpfropffet
werden: Die Reiſer aber von Kernobſt ſind haͤrtlicher/ und dawren laͤnger. De-
rohalben nachdem ſie gebrochen/ ſo bindet jede gattung beſonders/ nicht mit weiden/
ſondern mit gelinden baſt/ und zeichnet ſie mit einem beſchriebenen Zettel: ferner le-
get ſie in ein laͤngliches Bogen-koͤrblein/ und traget ſie an ihren ort.

Sollen ſie eine zeitlang in einem Gewoͤlbe oder im keller verwahret werden/
ſo bedecket ſie wol/ auff daß ſie die meuſe nicht benagen: oder vergrabet ſie im garten
alſo/ daß die gipffel aus dem erdreich herfuͤr ragen. Wollet ihr aber die muͤhe neh-
men/ ſo grabet zwiſchen zween baͤumen ein loch in das erdreich einer ellen lang/ einer
halben breit/ und ein viertel tieff: beſchuͤttet den boden mit ein wenig ſand/ leget
nach einander die Pfropffreiſer nicht flach/ ſondern etwas angelehnet hinein/ becreu-
tzet das loch obenher mit reiſern von Strauchwerck/ leget abgeſtochene waſen drauff/
oder uͤberſchuͤttet es Spannenhoch mit erdreich: ſo bleiben die Pfropffreiſer eine ge-
raume zeit darunter friſch und gut.

Wenn ſie uͤber land getragen oder gefuͤhret werden ſollen/ ſo beſchlaͤget man
unten den ſchnit bis an den band mit gelinden feuchten Leim/ leget ſie in eine lange
Schachtel/ und verwahret ſie mit Mooß wider die Lufft und Sonne. Wenn aber
der Weg ſehr weit/ ſo trucknet indeſſen der leim aus/ und muß alsdan von newen an-
gefeuchtet/ oder ein gantz newer uͤmbſchlag gemachet werden. Andere brauchen an
deſſen ſtat friſche Ruͤben/ und ſtechen den ſchnit da hinein: andre machen hiezu einen
teig von mehl/ honig und baumoͤl.

IV. Zeit des Pfropffens.
1. Annus. Gleichwie mit ſaͤen/ ernten/ haͤuſer bawen/ kauffen und verkauf-
fen kein jahr fuͤr dem andern einen vorzug hae: alſo iſt es auch mit dem pflantzen und
pfropffen der baͤume beſchaffen. Daß aber bey etlichen die Schaltjahr vor den ge-
meinen Jahren in verdacht des mißrahts gezogen worden/ ſolches ruͤhret her aus ei-
nem falſchen Aberglauben: ſintemahl die erfahrung zeiget/ daß die gemeinen Jahre
offtmahls von den Schaltjahren an fruchtbarkeit uͤbertroffen werden. Derohalben
wer ſeinen garten beſſern wil/ der laſſe dieſen irrthum fahren/ und ſetze das pfropffen
ohn unterſcheid der jahre fort.
2. Anni tempus. Die Jahrszeit aber betreffend/ ſo iſt zu ſolcher arbeit der aus-
gehende Winter und angehende Fruͤhling/ nemlich die Monaten Februarius und
Martius/ bey langen Nachwintern aber auch der April am bequemſten. Wenn
demnach/ wie droben erwehnet/ im Februario allerhand Obſtreiſer geſamlet/ koͤnnet
ihr ohngefehr eine ſolche ordnung halten/ daß ihr die Pfropffreiſer von Marellen/
Pferſichen/ Mandeln/ frembden Kirſchen/ und Pflaumen/ als die zarteſten und
zeitig-bluͤhenden/ erſtlich und noch im ſelbigen Monat: Die von Apffeln/ Birnen/
Quitten/ Meſpeln aber/ als die dawrhafftigern und ſpat-bluͤhenden folgende Monat
nach belieben auffſetzet. Ja wenn euch auch noch im May oder Junio aus der frem-
de Reiſer zugeſendet wuͤrden/ wofern ſie annoch friſch und tuͤglich ſcheinen/ ſolt ihr
ſolche daruͤmb nicht verderben laſſen/ ſondern ſie auffſetzen/ aber doch mit dem binden
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[168[178]/0212] Des IV. Buchs IV. Cap. III. Pfropffreiſer verwahren. Jns gemein dienet dem Steinobſt-reiſern/ daß ſie je ehe je lieber verpfropffet werden: Die Reiſer aber von Kernobſt ſind haͤrtlicher/ und dawren laͤnger. De- rohalben nachdem ſie gebrochen/ ſo bindet jede gattung beſonders/ nicht mit weiden/ ſondern mit gelinden baſt/ und zeichnet ſie mit einem beſchriebenen Zettel: ferner le- get ſie in ein laͤngliches Bogen-koͤrblein/ und traget ſie an ihren ort. Sollen ſie eine zeitlang in einem Gewoͤlbe oder im keller verwahret werden/ ſo bedecket ſie wol/ auff daß ſie die meuſe nicht benagen: oder vergrabet ſie im garten alſo/ daß die gipffel aus dem erdreich herfuͤr ragen. Wollet ihr aber die muͤhe neh- men/ ſo grabet zwiſchen zween baͤumen ein loch in das erdreich einer ellen lang/ einer halben breit/ und ein viertel tieff: beſchuͤttet den boden mit ein wenig ſand/ leget nach einander die Pfropffreiſer nicht flach/ ſondern etwas angelehnet hinein/ becreu- tzet das loch obenher mit reiſern von Strauchwerck/ leget abgeſtochene waſen drauff/ oder uͤberſchuͤttet es Spannenhoch mit erdreich: ſo bleiben die Pfropffreiſer eine ge- raume zeit darunter friſch und gut. Wenn ſie uͤber land getragen oder gefuͤhret werden ſollen/ ſo beſchlaͤget man unten den ſchnit bis an den band mit gelinden feuchten Leim/ leget ſie in eine lange Schachtel/ und verwahret ſie mit Mooß wider die Lufft und Sonne. Wenn aber der Weg ſehr weit/ ſo trucknet indeſſen der leim aus/ und muß alsdan von newen an- gefeuchtet/ oder ein gantz newer uͤmbſchlag gemachet werden. Andere brauchen an deſſen ſtat friſche Ruͤben/ und ſtechen den ſchnit da hinein: andre machen hiezu einen teig von mehl/ honig und baumoͤl. IV. Zeit des Pfropffens. 1. Annus. Gleichwie mit ſaͤen/ ernten/ haͤuſer bawen/ kauffen und verkauf- fen kein jahr fuͤr dem andern einen vorzug hae: alſo iſt es auch mit dem pflantzen und pfropffen der baͤume beſchaffen. Daß aber bey etlichen die Schaltjahr vor den ge- meinen Jahren in verdacht des mißrahts gezogen worden/ ſolches ruͤhret her aus ei- nem falſchen Aberglauben: ſintemahl die erfahrung zeiget/ daß die gemeinen Jahre offtmahls von den Schaltjahren an fruchtbarkeit uͤbertroffen werden. Derohalben wer ſeinen garten beſſern wil/ der laſſe dieſen irrthum fahren/ und ſetze das pfropffen ohn unterſcheid der jahre fort. 2. Anni tempus. Die Jahrszeit aber betreffend/ ſo iſt zu ſolcher arbeit der aus- gehende Winter und angehende Fruͤhling/ nemlich die Monaten Februarius und Martius/ bey langen Nachwintern aber auch der April am bequemſten. Wenn demnach/ wie droben erwehnet/ im Februario allerhand Obſtreiſer geſamlet/ koͤnnet ihr ohngefehr eine ſolche ordnung halten/ daß ihr die Pfropffreiſer von Marellen/ Pferſichen/ Mandeln/ frembden Kirſchen/ und Pflaumen/ als die zarteſten und zeitig-bluͤhenden/ erſtlich und noch im ſelbigen Monat: Die von Apffeln/ Birnen/ Quitten/ Meſpeln aber/ als die dawrhafftigern und ſpat-bluͤhenden folgende Monat nach belieben auffſetzet. Ja wenn euch auch noch im May oder Junio aus der frem- de Reiſer zugeſendet wuͤrden/ wofern ſie annoch friſch und tuͤglich ſcheinen/ ſolt ihr ſolche daruͤmb nicht verderben laſſen/ ſondern ſie auffſetzen/ aber doch mit dem binden deſto

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 168[178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/212>, abgerufen am 23.11.2024.