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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Die fürnehmste arten des pfropffens.
nicht gegen/ sondern der von Sonnen gewendet: an sotanen ort öffnet mit der spitze des
Pfropffmesserleins die rinde/ doch ohn verletzung des holtzes/ perpendicular oder nach
der länge des stamms/ so lang als das verfertigte Schildlein: oben her aber thut
einen quer-schnit in form eines Lateinischen T. und zwar so lang/ als die breite des
Schildleins austräget: löset hiernechst mit dem knöchenen Pfropffmesserlein die
zween flügel des perpendicular Schnits vom holtz und hebet sie zu beyden seiten auff.
4. Scuti insertio. Nun nehmet das Schild aus dem munde/ und schiebet
erstlich seine spitze unter die beyde flügel: darnach füget das breite obertheil an den
Querschnit dichte an/ und decket die flügel drüber zu. Habet ihr aber des Triangels
spitze oben geschnitten/ so müsset ihr gleichfals alles verkehret handeln. Jst endlich
das Schild rautenformig/ so machet den Querschnit in die mitten des perpendiculars/
hebet die vier flügel auff/ schiebet das Schild allerseits hinein/ und decket sie drüber zu/
wie solche drey arten in der Figur N. 1. 2. 3. erscheinen.
5. Ligatura quomodo fiat. Ferner thut die Verbindung mit bast/ oder flachs.
Den bast fasset recht in der mitte/ damit das eine ende so lang reiche/ als das ander:
fanget damit an zu binden von hinten/ und von oben über dem auge erst/ fahret dar-
nach fort hinunter allzeit kreutzweise über einander/ bis die gantze öffnung ohn das au-
ge mit dem stiel bedecket sey: jedoch muß die bindung oben etwas härter/ unten etwas
gelinder seyn/ damit der auffsteigende Safft nicht verhindert werde.
6. Ligatura quando solvenda. Mit dieser verbindung lasset den baum zwo
oder drey Wochen stehen/ und gebet achtung/ ob indessen der stiel abfället: sinte-
mahl dieses ist das zeichen/ daß das Schildlein angenommen: daher das auge
schwillet/ und den stiel abdrücket. Derohalben ist es alsdan zeit diesen ersten band
mählich ab zunehmen/ jedoch also fort und zwar etwas schläpffer wieder auff zu bin-
den/ damit die fernere begrünung durch den ersten harten band nicht möge verhindert
werden.
7. Stipitis decacuminatio. Lasset darnach die Oculation also gebunden stehen
sechs oder acht wochen/ an etwas starcken bäumen aber wol sechs Monat/ nemlich
den gantzen folgenden Winter durch bis auff den Mertz oder April. Befindet es sich
dann/ daß die Auglung wol stehet und schön grünet/ so schneidet den baum ab ohnge-
fehr drey zoll über der grünenden Auglung/ und verstreichet die platte mit pfropff-
wachs: innerhalb jahrs darnach schneidet auch das übrige ab bis an die Auglung/
welches bald anfangs zu thun nicht sicher ist: wiewol Lauremberg lib. 1. cap. 26.
lehret/ man solle vor der Auglung dem baum gipffel und äste abschneiden.
8. Surculi crescentis alligatio. Mit der zeit wann die Oculation schön holtz
getrieben/ so ist es nohtwendig/ daß man stäblein daneben binde/ und sie so verwahre/
damit weder wind noch starcker regen ihr schaden zufügen könne.
9. Tempus. Diese Pfropffarbeit sol verrichtet werden nicht allzufrüh/ ehe
noch das Auge gnug erstarcket: auch nicht zu spät/ wenn der Safft schon zu sehr
heraus gewichen: sondern mit angehendem Sommer/ wenn der Safft vollkom-
men in den bäumen sich befindet/ die jahrschosse starck werden/ und die rinde sich wol
löset: nemlich im Junio und Julio/ auch noch wol im Augusto/ mit zuwachsenden
Monde. Nehmet diese arbeit auch nicht vor in der Mittags-hitze/ sondern gegen
Abend in kühler zeit: auch nicht bey windigen/ noch regenhafftigen/ sondern stillem
wet-
A a 2
Die fuͤrnehmſte arten des pfropffens.
nicht gegen/ ſondern der von Sonnen gewendet: an ſotanen ort oͤffnet mit der ſpitze des
Pfropffmeſſerleins die rinde/ doch ohn verletzung des holtzes/ perpendicular oder nach
der laͤnge des ſtamms/ ſo lang als das verfertigte Schildlein: oben her aber thut
einen quer-ſchnit in form eines Lateiniſchen T. und zwar ſo lang/ als die breite des
Schildleins austraͤget: loͤſet hiernechſt mit dem knoͤchenen Pfropffmeſſerlein die
zween fluͤgel des perpendicular Schnits vom holtz und hebet ſie zu beyden ſeiten auff.
4. Scuti inſertio. Nun nehmet das Schild aus dem munde/ und ſchiebet
erſtlich ſeine ſpitze unter die beyde fluͤgel: darnach fuͤget das breite obertheil an den
Querſchnit dichte an/ und decket die fluͤgel druͤber zu. Habet ihr aber des Triangels
ſpitze oben geſchnitten/ ſo muͤſſet ihr gleichfals alles verkehret handeln. Jſt endlich
das Schild rautenformig/ ſo machet den Querſchnit in die mitten des perpendiculars/
hebet die vier fluͤgel auff/ ſchiebet das Schild allerſeits hinein/ und decket ſie druͤber zu/
wie ſolche drey arten in der Figur N. 1. 2. 3. erſcheinen.
5. Ligatura quomodo fiat. Ferner thut die Verbindung mit baſt/ oder flachs.
Den baſt faſſet recht in der mitte/ damit das eine ende ſo lang reiche/ als das ander:
fanget damit an zu binden von hinten/ und von oben uͤber dem auge erſt/ fahret dar-
nach fort hinunter allzeit kreutzweiſe uͤber einander/ bis die gantze oͤffnung ohn das au-
ge mit dem ſtiel bedecket ſey: jedoch muß die bindung oben etwas haͤrter/ unten etwas
gelinder ſeyn/ damit der auffſteigende Safft nicht verhindert werde.
6. Ligatura quando ſolvenda. Mit dieſer verbindung laſſet den baum zwo
oder drey Wochen ſtehen/ und gebet achtung/ ob indeſſen der ſtiel abfaͤllet: ſinte-
mahl dieſes iſt das zeichen/ daß das Schildlein angenommen: daher das auge
ſchwillet/ und den ſtiel abdruͤcket. Derohalben iſt es alsdan zeit dieſen erſten band
maͤhlich ab zunehmen/ jedoch alſo fort und zwar etwas ſchlaͤpffer wieder auff zu bin-
den/ damit die fernere begruͤnung durch den erſten harten band nicht moͤge verhindert
werden.
7. Stipitis decacuminatio. Laſſet darnach die Oculation alſo gebunden ſtehen
ſechs oder acht wochen/ an etwas ſtarcken baͤumen aber wol ſechs Monat/ nemlich
den gantzen folgenden Winter durch bis auff den Mertz oder April. Befindet es ſich
dann/ daß die Auglung wol ſtehet und ſchoͤn gruͤnet/ ſo ſchneidet den baum ab ohnge-
fehr drey zoll uͤber der gruͤnenden Auglung/ und verſtreichet die platte mit pfropff-
wachs: innerhalb jahrs darnach ſchneidet auch das uͤbrige ab bis an die Auglung/
welches bald anfangs zu thun nicht ſicher iſt: wiewol Lauremberg lib. 1. cap. 26.
lehret/ man ſolle vor der Auglung dem baum gipffel und aͤſte abſchneiden.
8. Surculi creſcentis alligatio. Mit der zeit wann die Oculation ſchoͤn holtz
getrieben/ ſo iſt es nohtwendig/ daß man ſtaͤblein daneben binde/ und ſie ſo verwahre/
damit weder wind noch ſtarcker regen ihr ſchaden zufuͤgen koͤnne.
9. Tempus. Dieſe Pfropffarbeit ſol verrichtet werden nicht allzufruͤh/ ehe
noch das Auge gnug erſtarcket: auch nicht zu ſpaͤt/ wenn der Safft ſchon zu ſehr
heraus gewichen: ſondern mit angehendem Sommer/ wenn der Safft vollkom-
men in den baͤumen ſich befindet/ die jahrſchoſſe ſtarck werden/ und die rinde ſich wol
loͤſet: nemlich im Junio und Julio/ auch noch wol im Auguſto/ mit zuwachſenden
Monde. Nehmet dieſe arbeit auch nicht vor in der Mittags-hitze/ ſondern gegen
Abend in kuͤhler zeit: auch nicht bey windigen/ noch regenhafftigen/ ſondern ſtillem
wet-
A a 2
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[187/0223] Die fuͤrnehmſte arten des pfropffens. nicht gegen/ ſondern der von Sonnen gewendet: an ſotanen ort oͤffnet mit der ſpitze des Pfropffmeſſerleins die rinde/ doch ohn verletzung des holtzes/ perpendicular oder nach der laͤnge des ſtamms/ ſo lang als das verfertigte Schildlein: oben her aber thut einen quer-ſchnit in form eines Lateiniſchen T. und zwar ſo lang/ als die breite des Schildleins austraͤget: loͤſet hiernechſt mit dem knoͤchenen Pfropffmeſſerlein die zween fluͤgel des perpendicular Schnits vom holtz und hebet ſie zu beyden ſeiten auff. 4. Scuti inſertio. Nun nehmet das Schild aus dem munde/ und ſchiebet erſtlich ſeine ſpitze unter die beyde fluͤgel: darnach fuͤget das breite obertheil an den Querſchnit dichte an/ und decket die fluͤgel druͤber zu. Habet ihr aber des Triangels ſpitze oben geſchnitten/ ſo muͤſſet ihr gleichfals alles verkehret handeln. Jſt endlich das Schild rautenformig/ ſo machet den Querſchnit in die mitten des perpendiculars/ hebet die vier fluͤgel auff/ ſchiebet das Schild allerſeits hinein/ und decket ſie druͤber zu/ wie ſolche drey arten in der Figur N. 1. 2. 3. erſcheinen. 5. Ligatura quomodo fiat. Ferner thut die Verbindung mit baſt/ oder flachs. Den baſt faſſet recht in der mitte/ damit das eine ende ſo lang reiche/ als das ander: fanget damit an zu binden von hinten/ und von oben uͤber dem auge erſt/ fahret dar- nach fort hinunter allzeit kreutzweiſe uͤber einander/ bis die gantze oͤffnung ohn das au- ge mit dem ſtiel bedecket ſey: jedoch muß die bindung oben etwas haͤrter/ unten etwas gelinder ſeyn/ damit der auffſteigende Safft nicht verhindert werde. 6. Ligatura quando ſolvenda. Mit dieſer verbindung laſſet den baum zwo oder drey Wochen ſtehen/ und gebet achtung/ ob indeſſen der ſtiel abfaͤllet: ſinte- mahl dieſes iſt das zeichen/ daß das Schildlein angenommen: daher das auge ſchwillet/ und den ſtiel abdruͤcket. Derohalben iſt es alsdan zeit dieſen erſten band maͤhlich ab zunehmen/ jedoch alſo fort und zwar etwas ſchlaͤpffer wieder auff zu bin- den/ damit die fernere begruͤnung durch den erſten harten band nicht moͤge verhindert werden. 7. Stipitis decacuminatio. Laſſet darnach die Oculation alſo gebunden ſtehen ſechs oder acht wochen/ an etwas ſtarcken baͤumen aber wol ſechs Monat/ nemlich den gantzen folgenden Winter durch bis auff den Mertz oder April. Befindet es ſich dann/ daß die Auglung wol ſtehet und ſchoͤn gruͤnet/ ſo ſchneidet den baum ab ohnge- fehr drey zoll uͤber der gruͤnenden Auglung/ und verſtreichet die platte mit pfropff- wachs: innerhalb jahrs darnach ſchneidet auch das uͤbrige ab bis an die Auglung/ welches bald anfangs zu thun nicht ſicher iſt: wiewol Lauremberg lib. 1. cap. 26. lehret/ man ſolle vor der Auglung dem baum gipffel und aͤſte abſchneiden. 8. Surculi creſcentis alligatio. Mit der zeit wann die Oculation ſchoͤn holtz getrieben/ ſo iſt es nohtwendig/ daß man ſtaͤblein daneben binde/ und ſie ſo verwahre/ damit weder wind noch ſtarcker regen ihr ſchaden zufuͤgen koͤnne. 9. Tempus. Dieſe Pfropffarbeit ſol verrichtet werden nicht allzufruͤh/ ehe noch das Auge gnug erſtarcket: auch nicht zu ſpaͤt/ wenn der Safft ſchon zu ſehr heraus gewichen: ſondern mit angehendem Sommer/ wenn der Safft vollkom- men in den baͤumen ſich befindet/ die jahrſchoſſe ſtarck werden/ und die rinde ſich wol loͤſet: nemlich im Junio und Julio/ auch noch wol im Auguſto/ mit zuwachſenden Monde. Nehmet dieſe arbeit auch nicht vor in der Mittags-hitze/ ſondern gegen Abend in kuͤhler zeit: auch nicht bey windigen/ noch regenhafftigen/ ſondern ſtillem wet- A a 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/223>, abgerufen am 27.11.2024.