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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Schirmgewächs an Bäumen und Stauden.
es eine kleine staude/ die schwancke schoß treibet mit Myrten-blättern zwey und zwey
gegen einander besetzet/ welche den Winter abfallen. Es bringet im May an den
gipffeln der schosse kleine röhtliche blümlein traubenweiß/ darauff folgen eckigte oder
gestreiffte beerlein/ fast so groß als erbsen/ darin lieget der Same verborgen. Die
vermehrung geschiehet durch den Samen/ oder daß man die staude durch die Wurzel
zertheilet.

XXXVI. Mosch-Rosen.

Rosa moschata simplici flore, C. B. Einfache Mosch- oder Damascener Ro-
sen. Rosa moschata & Damascena, Matth. muscata alba, Tab. muscata hortensis flore
simplici, Lob. sativa quinta, Dod. Damascena simplici flore, Cam. Eyst.

Rosa moschata flore pleno, C. B. Gefüllte Mosch- oder Damascener Ro-
sen. Rosa moscata, Lob. ic. alba multiplex, Tab. alba Damascena flore pleno, Eyst.
damascena sive moscata pleno flore, Cam. sativa quinta multiplex, Dod.

Diese beyderley Rosen wiewol sie an sich klein/ sind unter allen am geruch die
lieblichsten/ und geben dem Apothecker-Mosch nichtes nach. Von farben sind sie
weiß/ jedoch blicket im wenden eine röhte aus ihnen herfür/ welche sich nachmahls im
abtrucknen noch mehr zeiget. Unsere kälte ist ihnen fast zu scharff: derowegen ist es
besser/ daß sie an ein gelender ins Pomerantzenhauß gesetzet werden. Sie purgiren
mehr/ als alle andere Rosen: dahero wird aus ihnen einzig und allein der in Welsch-
land berühmte Syrupus aureus Ducis Mantuani, als eine recht Königliche artzney be-
reitet/ welchen man doch auch wol unsers orts/ wenn wir dieser art Rosen in menge
hätten/ daraus zurichten könte: in ermangelung aber derselben müssen wir uns in
zubereitung des Syrupi rosarum solutivi, mit den bekanten leibfarbenen Rosen be-
helffen.

XXXVII. Rose von Jericho.

Rosa Hierichuntea vulgo dicta, C. B. Rosa Hiericontea, Lon. Lob. aperta &
conclusa, Eyst. Hierichuntina prima & secunda, Tab.
Dieses Stäudlein hat eine
holtzigte schlechte wurzel/ aus derselben wachsen bald von der erden an viel harte zwei-
ge dicht beysammen/ welche sich oben nicht aus werts lencken/ sondern inwerts also zu-
sammen schliessen/ daß das gewächs kuglich an zusehen. Die blätter sind nicht groß/
ein wenig gekerbet/ aschfarbig/ etwas rauh/ stehen einzeln nur hin und her. Die
blumen sind gleichfalls gantz klein/ weiß von farben/ stehen traublicht und zwar in-
nerhalb der geschlossenen zweige und blätter/ haben aber nichts von Rosengestalt an
sich. Die knöpfflein so nach den blumen erscheinen/ bestehen aus zweyen fächlein/ de-
ren jedes ein Samkörnlein in sich hält/ so an grösse/ farbe und scharffen schmack fast
einem rohten oder braunen Senffkorn gleichet/ nur daß es nicht gantz rund/ sondern
etwas plat ist. Ob es wol scheinet/ daß es den namen von der Stadt Hiericho über-
kommen/ so bezeuget doch Petrus Bellonius lib. 2. Observat. c. 86. daß es in selbiger
gegend nicht wachse: er habe es aber in Arabia deserta am sandigen uffer des rohten
Meers gefunden. Wenn die truckne pflantze in wasser geleget wird/ schliesset sie sich
auff: daß aber solche öffnung nur in der Christnacht geschehe/ oder daraus ein zeichen
der geburt zu nehmen sey/ ist eine fabel. Solche truckne Rosen von Jericho werden

von
D d 2

Schirmgewaͤchs an Baͤumen und Stauden.
es eine kleine ſtaude/ die ſchwancke ſchoß treibet mit Myrten-blaͤttern zwey und zwey
gegen einander beſetzet/ welche den Winter abfallen. Es bringet im May an den
gipffeln der ſchoſſe kleine roͤhtliche bluͤmlein traubenweiß/ darauff folgen eckigte oder
geſtreiffte beerlein/ faſt ſo groß als erbſen/ darin lieget der Same verborgen. Die
vermehrung geſchiehet durch den Samen/ oder daß man die ſtaude durch die Wurzel
zertheilet.

XXXVI. Moſch-Roſen.

Roſa moſchata ſimplici flore, C. B. Einfache Moſch- oder Damaſcener Ro-
ſen. Roſa moſchata & Damaſcena, Matth. muſcata alba, Tab. muſcata hortenſis flore
ſimplici, Lob. ſativa quinta, Dod. Damaſcena ſimplici flore, Cam. Eyſt.

Roſa moſchata flore pleno, C. B. Gefuͤllte Moſch- oder Damaſcener Ro-
ſen. Roſa moſcata, Lob. ic. alba multiplex, Tab. alba Damaſcena flore pleno, Eyſt.
damaſcena ſive moſcata pleno flore, Cam. ſativa quinta multiplex, Dod.

Dieſe beyderley Roſen wiewol ſie an ſich klein/ ſind unter allen am geruch die
lieblichſten/ und geben dem Apothecker-Moſch nichtes nach. Von farben ſind ſie
weiß/ jedoch blicket im wenden eine roͤhte aus ihnen herfuͤr/ welche ſich nachmahls im
abtrucknen noch mehr zeiget. Unſere kaͤlte iſt ihnen faſt zu ſcharff: derowegen iſt es
beſſer/ daß ſie an ein gelender ins Pomerantzenhauß geſetzet werden. Sie purgiren
mehr/ als alle andere Roſen: dahero wird aus ihnen einzig und allein der in Welſch-
land beruͤhmte Syrupus aureus Ducis Mantuani, als eine recht Koͤnigliche artzney be-
reitet/ welchen man doch auch wol unſers orts/ wenn wir dieſer art Roſen in menge
haͤtten/ daraus zurichten koͤnte: in ermangelung aber derſelben muͤſſen wir uns in
zubereitung des Syrupi roſarum ſolutivi, mit den bekanten leibfarbenen Roſen be-
helffen.

XXXVII. Roſe von Jericho.

Roſa Hierichuntea vulgo dicta, C. B. Roſa Hiericontea, Lon. Lob. aperta &
concluſa, Eyſt. Hierichuntina prima & ſecunda, Tab.
Dieſes Staͤudlein hat eine
holtzigte ſchlechte wurzel/ aus derſelben wachſen bald von der erden an viel harte zwei-
ge dicht beyſammen/ welche ſich oben nicht aus werts lencken/ ſondern inwerts alſo zu-
ſammen ſchlieſſen/ daß das gewaͤchs kuglich an zuſehen. Die blaͤtter ſind nicht groß/
ein wenig gekerbet/ aſchfarbig/ etwas rauh/ ſtehen einzeln nur hin und her. Die
blumen ſind gleichfalls gantz klein/ weiß von farben/ ſtehen traublicht und zwar in-
nerhalb der geſchloſſenen zweige und blaͤtter/ haben aber nichts von Roſengeſtalt an
ſich. Die knoͤpfflein ſo nach den blumen erſcheinen/ beſtehen aus zweyen faͤchlein/ de-
ren jedes ein Samkoͤrnlein in ſich haͤlt/ ſo an groͤſſe/ farbe und ſcharffen ſchmack faſt
einem rohten oder braunen Senffkorn gleichet/ nur daß es nicht gantz rund/ ſondern
etwas plat iſt. Ob es wol ſcheinet/ daß es den namen von der Stadt Hiericho uͤber-
kommen/ ſo bezeuget doch Petrus Bellonius lib. 2. Obſervat. c. 86. daß es in ſelbiger
gegend nicht wachſe: er habe es aber in Arabia deſerta am ſandigen uffer des rohten
Meers gefunden. Wenn die truckne pflantze in waſſer geleget wird/ ſchlieſſet ſie ſich
auff: daß aber ſolche oͤffnung nur in der Chriſtnacht geſchehe/ oder daraus ein zeichen
der geburt zu nehmen ſey/ iſt eine fabel. Solche truckne Roſen von Jericho werden

von
D d 2
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[211/0247] Schirmgewaͤchs an Baͤumen und Stauden. es eine kleine ſtaude/ die ſchwancke ſchoß treibet mit Myrten-blaͤttern zwey und zwey gegen einander beſetzet/ welche den Winter abfallen. Es bringet im May an den gipffeln der ſchoſſe kleine roͤhtliche bluͤmlein traubenweiß/ darauff folgen eckigte oder geſtreiffte beerlein/ faſt ſo groß als erbſen/ darin lieget der Same verborgen. Die vermehrung geſchiehet durch den Samen/ oder daß man die ſtaude durch die Wurzel zertheilet. XXXVI. Moſch-Roſen. Roſa moſchata ſimplici flore, C. B. Einfache Moſch- oder Damaſcener Ro- ſen. Roſa moſchata & Damaſcena, Matth. muſcata alba, Tab. muſcata hortenſis flore ſimplici, Lob. ſativa quinta, Dod. Damaſcena ſimplici flore, Cam. Eyſt. Roſa moſchata flore pleno, C. B. Gefuͤllte Moſch- oder Damaſcener Ro- ſen. Roſa moſcata, Lob. ic. alba multiplex, Tab. alba Damaſcena flore pleno, Eyſt. damaſcena ſive moſcata pleno flore, Cam. ſativa quinta multiplex, Dod. Dieſe beyderley Roſen wiewol ſie an ſich klein/ ſind unter allen am geruch die lieblichſten/ und geben dem Apothecker-Moſch nichtes nach. Von farben ſind ſie weiß/ jedoch blicket im wenden eine roͤhte aus ihnen herfuͤr/ welche ſich nachmahls im abtrucknen noch mehr zeiget. Unſere kaͤlte iſt ihnen faſt zu ſcharff: derowegen iſt es beſſer/ daß ſie an ein gelender ins Pomerantzenhauß geſetzet werden. Sie purgiren mehr/ als alle andere Roſen: dahero wird aus ihnen einzig und allein der in Welſch- land beruͤhmte Syrupus aureus Ducis Mantuani, als eine recht Koͤnigliche artzney be- reitet/ welchen man doch auch wol unſers orts/ wenn wir dieſer art Roſen in menge haͤtten/ daraus zurichten koͤnte: in ermangelung aber derſelben muͤſſen wir uns in zubereitung des Syrupi roſarum ſolutivi, mit den bekanten leibfarbenen Roſen be- helffen. XXXVII. Roſe von Jericho. Roſa Hierichuntea vulgo dicta, C. B. Roſa Hiericontea, Lon. Lob. aperta & concluſa, Eyſt. Hierichuntina prima & ſecunda, Tab. Dieſes Staͤudlein hat eine holtzigte ſchlechte wurzel/ aus derſelben wachſen bald von der erden an viel harte zwei- ge dicht beyſammen/ welche ſich oben nicht aus werts lencken/ ſondern inwerts alſo zu- ſammen ſchlieſſen/ daß das gewaͤchs kuglich an zuſehen. Die blaͤtter ſind nicht groß/ ein wenig gekerbet/ aſchfarbig/ etwas rauh/ ſtehen einzeln nur hin und her. Die blumen ſind gleichfalls gantz klein/ weiß von farben/ ſtehen traublicht und zwar in- nerhalb der geſchloſſenen zweige und blaͤtter/ haben aber nichts von Roſengeſtalt an ſich. Die knoͤpfflein ſo nach den blumen erſcheinen/ beſtehen aus zweyen faͤchlein/ de- ren jedes ein Samkoͤrnlein in ſich haͤlt/ ſo an groͤſſe/ farbe und ſcharffen ſchmack faſt einem rohten oder braunen Senffkorn gleichet/ nur daß es nicht gantz rund/ ſondern etwas plat iſt. Ob es wol ſcheinet/ daß es den namen von der Stadt Hiericho uͤber- kommen/ ſo bezeuget doch Petrus Bellonius lib. 2. Obſervat. c. 86. daß es in ſelbiger gegend nicht wachſe: er habe es aber in Arabia deſerta am ſandigen uffer des rohten Meers gefunden. Wenn die truckne pflantze in waſſer geleget wird/ ſchlieſſet ſie ſich auff: daß aber ſolche oͤffnung nur in der Chriſtnacht geſchehe/ oder daraus ein zeichen der geburt zu nehmen ſey/ iſt eine fabel. Solche truckne Roſen von Jericho werden von D d 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/247>, abgerufen am 23.11.2024.